Autor Thema: Alt Wien um 1900 - Fotografien von August Stauda - untergegangene Stadtwelten  (Gelesen 395267 mal)

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Operator

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Lothar Rübelt fotografierte einen "Buserer" zwischen W IV O AII 539 der Linie 7 und einem PKW (Quelle: Archiv ÖNB). Das Aufnahmedatum lässt sich eingrenzen; W IV O AII 539 wurde am 11.02.1929 angemeldet und erhielt im September 1930 das Kennzeichen A 19.126. Der Bus war langlebig und wurde erst per 28.12.1960 skartiert.

LG nord22
über 30 Jahre gefahren? Die heutigen gehen um die 10 Jahre in Rente, oder?

nord22

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@ Operator: Die W IV O waren für ihre Langlebigkeit berühmt. Bei etlichen W IV O gab es eine "Remotorisierung" durch Umrüstung auf Dieselmotor.

nord22   

haidi

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über 30 Jahre gefahren? Die heutigen gehen um die 10 Jahre in Rente, oder?
[/quote]Arbeitskräfte waren damals billig und in Massen vorhanden und das Material teuer, da konnte man die Busse lange in Schuss halten. Heutzutage gibt man sie ab, wenn die Reparaturanfälligkeit steigt und bekommt wahrscheinlich noch gutes Geld dafür
Microsoft is not the answer. It's the question and the answer is NO.

60er

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über 30 Jahre gefahren? Die heutigen gehen um die 10 Jahre in Rente, oder?
Noch früher. Die heutigen WL-Busse werden nach ca. 7-8 Jahren ersetzt. Bei privaten Betreibern sogar alle 5 Jahre, weil das so in der Ausschreibung steht.

W_E_St

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Hat jemand eine Erklärung für die Position der Fahrzeuge? Die würde meiner Meinung nach eher bei Rechtsverkehr Sinn ergeben, aber 1929/30 in Wien war eindeutig Linksverkehr.
"Sollte dies jedoch der Parteilinie entsprechen, werden wir uns selbstverständlich bemühen, in Zukunft kleiner und viereckiger zu werden!"

(aus einer Beschwerde über viel zu weit und kurz geschnittene Pullover in "Good Bye Lenin")

N1

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Der Fahrbahnbelag erscheint auch bemerkenswert.
"Der Raum, wo das stattfand, ist ziemlich groß."
Hans Rauscher

T1

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Hat jemand eine Erklärung für die Position der Fahrzeuge? Die würde meiner Meinung nach eher bei Rechtsverkehr Sinn ergeben, aber 1929/30 in Wien war eindeutig Linksverkehr.
Es waren Lizenzbauten eines deutschen Herstellers und 1927 wurde in Kontinentaleuropa der Rechtsverkehr völkerrechtlich beschlossen.

über 30 Jahre gefahren? Die heutigen gehen um die 10 Jahre in Rente, oder?
Noch früher. Die heutigen WL-Busse werden nach ca. 7-8 Jahren ersetzt. Bei privaten Betreibern sogar alle 5 Jahre, weil das so in der Ausschreibung steht.
Das heißt aber nicht, dass sie nicht woanders weiterfahren. Diese Busse sind üblicherweise geleast und finden sich dann ganz woanders in Europa wieder.

W_E_St

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Hat jemand eine Erklärung für die Position der Fahrzeuge? Die würde meiner Meinung nach eher bei Rechtsverkehr Sinn ergeben, aber 1929/30 in Wien war eindeutig Linksverkehr.
Es waren Lizenzbauten eines deutschen Herstellers und 1927 wurde in Kontinentaleuropa der Rechtsverkehr völkerrechtlich beschlossen.

Darum gehts mir nicht, sondern wie die beiden Fahrzeuge (Bus und Auto) kollidiert sind. Beide wirken eher, als wären sie am rechten Straßenrand unterwegs gewesen statt am linken, der Bus hat das Auto auf der in Fahrtrichtung linken Seite getroffen, wie bei einem klassischen Linksabbiege-Unfall im Rechtsverkehr. Meine einzige Erklärung wäre, dass der Autofahrer rechts zufahren wollte und den entgegenkommenden Bus übersehen/ignoriert hat.
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Hbf

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Rechts im Bild erkennt man ein Fass auf der Fahrbahn. Vielleicht wurde etwas abgeladen auf der linken Straßenseite, der Bus schwenkte auf die rechte Seite und das von der (vom Bus aus gesehen) rechten Quergasse einbiegende Auto hat die Situation zu spät erkannt bzw war etwas zu schnell unterwegs beim Abbiegen? Wäre meine Vermutung. Damals gab es im Vergleich zu heute auch kaum nenneswerte Verkehrsregeln.

W_E_St

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Rechts im Bild erkennt man ein Fass auf der Fahrbahn. Vielleicht wurde etwas abgeladen auf der linken Straßenseite, der Bus schwenkte auf die rechte Seite und das von der (vom Bus aus gesehen) rechten Quergasse einbiegende Auto hat die Situation zu spät erkannt bzw war etwas zu schnell unterwegs beim Abbiegen? Wäre meine Vermutung. Damals gab es im Vergleich zu heute auch kaum nenneswerte Verkehrsregeln.

Dass der Bus einem Hindernis ausgewichen ist, klingt in der Tat logisch. Aber das abbiegende Auto wirkt trotzdem, als wäre es auch etwas weit rechts gewesen. Aber gut, das war vielleicht dem Abbiegen geschuldet, bissl zu weit ausgeschwenkt.
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maybreeze

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Lässt sich der Unfallort noch verifizieren/verorten? Da könnte man die Situation besser verstehn.


Autobus Linie 7


Streckenführung nach zeitlicher Einordnung:

21.10.1929

(Franz-Josefs-Bahnhof - Porzellangasse - Schlickgasse - Kolingasse - Peregringasse - Wipplingerstraße - Hoher Markt - Lichtensteg - Rotenturmstraße - Stephansplatz - Kärntner Straße - Karlsplatz - Argentinierstraße - Wiedner Gürtel - Südtiroler Platz - Favoritenstraße - Reumannplatz)

Laut Beschilderung Fahrtrichtung Franz-Josefs-Bahnhof:

Reumannplatz - Favoritenstraße - Südtiroler Platz - Wiedner Gürtel - Argentinierstraße - Karlsplatz - Kärntner Straße - Stephansplatz - Brandstätte - Tuchlauben - Wipplingerstraße - Peregringasse - Kolingasse - Schlickgasse - Porzellangasse - Franz-Josefs-Bahnhof

Das Pflaster scheint ein Holzstöckelpflaster zu sein. Wo auf dieser Strecke gab es ein Holzstöckelpflaster?


Nulltarif

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Ein wirklich interessantes Bild - Dank an @nord22 -, und eine ebenso interessante Diskussion!

Ich bin mir nicht sicher, ob die Perspektive täuscht, aber mir kommt vor, dass die Straße (in Bus-Fahrtrichtung) abwärts führt; auf der Route des 7ers würde das am ehesten für die Argentinierstraße zutreffen.
Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe. (Dalai Lama)