Da wird es eine Überraschung geben, die den Verantwortlichen der B63 noch viele schlaflose Nächte bereiten wird. Bei ungleichmäßiger Besetzung des Zuges und Überbesetzung eines Fahrgastmodules (das sind die zwischen den Salonmodulen mit den Fahrgestellen schwebend aufgehängten Module) werden gewisse Räderpaare besonders stark belastet, da kommen schnell 10 - 12 t zusammen. Was das bei den abschnittsweise bis hart an die Grenzen des Zulässigen abgewirtschafteten, am "letzten Nagel" niedergefahrenen uralten Gleisanlagen bedeutet, kann sich jeder selbst vorstellen
Wie kommst du darauf, dass diese Zusatzbelastung nur einzelne Räderpaare betrifft? Die Fahrwerke sind als Drehgestelle ausgeführt, die Stützlast wirkt somit mittig zwischen den 2 Achsen eines Drehgestell und verteilt sie somit gleichmäßig auf beide. Somit hast du die Überlast zumindest immer auf 4 Achsen (bzw. Räderpaare) verteilt, beim Ulf hingegen wären tatsächlich nur 2 Räderpaare stärker belastet.
Und auch wenn die Gleisinfrastruktur in Wien schon nahezu ein Zombie-Dasein fristet - die Lasten, Schläge und Stöße werden ja dank dieses Prinzips ebenso gleichmäßiger Verteilt, sollte also bei gleicher Last sogar eine Verbesserung geben.
Ein gleisschonendes Niederflurfahrzeug mit Drehgestellen ist der Siemens Avenio, der hat auf die Fahrzeuglänge bezogen die doppelte Räderzahl wie der ULF oder Flexity und ist diesbezüglich genauso gut wie der E1 (das möchten viele Entscheidungsträger gar nicht gerne lesen...).
Ach ja, wirklich? Soweit ich mich erinnere, hat der Avenio in München 8 Achsen, was eher nicht das Doppelte vom Flexity oder Ulf ist. Zudem ist der Avenio 38m lang, der Linzer Flexity hat mit 40m ebenso 8 Achsen, der Flexity Wien hingegen hat nur 34m, also auch etwa 10% weniger Wagenlänge.
Ein Grazer Cityrunner wäre mit selber Modullänge wie vorhanden etwa 35m lang, hätte ebenso 8 Achsen - also rein aufgrund der Grundkonstruktion auf die Anzahl der Achsen zu schließen geht wohl eher schwer.
Und auch wenn ein ruhiges Fahren sowie eine Schonung der Gleise natürlich erstrebenswert sind, so sind sie nicht die einzigen bestimmende Parameter für eine Wagenbeschaffung.
Hüllkurve, Anzahl und Verteilung der Türen, Innenraumaufteilung, Flexibilität der Konstruktion wie Modul/Wagenlänge und für etwaige Verlängerung der Fahrzeuge, Einstiegshöhe, Wartungsfreundlichkeit etc. spielen hier ebenso eine Rolle, und da hat das Multigelenkerprinzip nun mal meist die Nase vorne.
Auch mir sagt der Avenio durchaus zu (genauso wie die R3.3 jedoch weniger der R2.2), jedoch wären z.B. die großen Multifunktionsabteile so nie realisierbar gewesen, da überall Podeste für das Fahrwerk Platz finden müssen, von den exorbitanten Anpassungen im Gleisnetz für die doch eher eigenwillige Hüllkurve gar nicht zu reden.