Noch einmal: Weder sechs Bahnsteigkanten am Praterstern noch in Wien Mitte noch ein NV-Geschoss am Hbf würden per se irgendwas bringen, wenn es an geeigneten Zulaufstrecken fehlt. Wenn die Stammstrecke schon voll ausgelastet ist - davon reden wir hier ja - wo sollen die Züge denn fahren, die diese Bahnsteigkanten nutzen sollen? Wenn es Praterstern Wender wie früher gäbe, dann entstünden zwangsläufig südlich davon wieder Taktlücken, die hier ja (zu Recht) so beklagt werden. Diese Züge aus dem Norden fliegen ja nicht ein, sondern brauchen zwischen Floridsdorf und Praterstern auch eine Trasse...
Wenn überhaupt, hätte man kombinieren müssen: 4 Gleise Rennweg - Wien Mitte *und* ein zusätzlicher Bahnsteig dort, dann würden die Flughafenabzweiger den Takt auf der Stammstrecke nicht mehr einschränken. Und keine Durchbindung der S80 Richtung Meidling, weil die sonst dort die Trassen wieder frisst.
Ein sinnvolles Betriebskonzept für sechs Bahnsteiggleise am Praterstern sehe ich gar nicht, solange auf beiden Seiten nur zwei Streckengleise verfügbar sind.
Und zum NV-Geschoss Hbf: Auch da fehlt mir derzeit jede Vorstellung, was damit gewollt gewesen wäre. Das dafür notwendige Geld ist mMn woanders sinnvoller aufgehoben. Allenfalls kann ich mich mit dem Vorschlag anfreunden, dass man dieses Geschoss als zukünftige Kapazitätsreserve hätte passiv sichern sollen. Aber falls die Kapazität am Hbf mal wirklich erschöpft ist, wäre eine zweite Stammstrecke aus meiner Sicht die deutlich spannendere Variante.
Zu guter Letzt: die Stammstrecke hat viele Probleme, aber die hier genannten gehören wohl zu den geringsten. Angesichts dessen - ich hab es schon geschrieben - dass Rennweg - Hauptbahnhof deutlich der schwächste Abchnitt ist, sind die Abzweiger von/zum Flughafen (mit Ausnahme des CAT) und von/nach Stadlau (S80) nicht die maßgeblichen Kapazitätseinschränker.
Und mit entsprechendem Willen wäre es auch jetzt schon möglich, die durch den CAT entstehenden Lücken nördlich von Wien Mitte durch dort wendende, von Norden her kommenden Züge zu schließen. Die Gleiskonfiguration in Wien Mitte lässt es zu, dass sich solche Züge und der CAT nicht in die Quere kommen.
Ein letztes zum CAT, weil es mir am Herzen liegt: die vielen ausländischen Beispiele für zweckgebundene Flughafenexpresse sind in der Regel mit Wien nicht vergleichbar: Wenn Schwechat so weit weg von Wien liegen würde wie Arlanda von Stockholm oder Gardermoen von Oslo, dann wäre es in der Tat gerechtfertigt, Geld in die Hand zu nehmen, um einen schnellen Flughafenzug anzubieten. Aus dem selben Grund machen auch Pläne für einen CDG-Express für Paris durchaus Sinn; Heathrow ist schon vom Passagiervolumen mit Wien nicht vergleichbar. Für die kurze Strecke Wien - VIE ist zwar die S7 mäßig attraktiv, aber ein REX bzw. die Mitbenutzung von FV mehr als ausreichend. Wenn jemand der Meinung ist, er kann einen privaten Flughafenexpress in Wien profitabel betreiben, dann soll er bitte auch die nötige Zusatzinfrastruktur (das immer wieder genannte dritte Gleis Rennweg - Wien Mitte zB) selbst finanzieren, für öffentliche Mittel fehlt mMn da definitiv die Rechtfertigung.