Autor Thema: Verlängerung der Straßenbahnzüge in Wien  (Gelesen 18041 mal)

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T1

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Re: Verlängerung der Straßenbahnzüge in Wien
« Antwort #15 am: 01. Juni 2018, 17:34:59 »
Bei Doppeltraktionen verschenkt man nicht nur Raum (Kupplungsbereich), sondern schafft auch Komponenten doppelt an, die aber de facto nur einmal gebraucht werden (Führerstand im zweiten Fahrzeug). Gerade in einer Großstadt wie Wien, wo selbst zu Schwachlastzeiten genügend Fahrgäste unterwegs sind und sich die leeren Fahrzeuge wirklich nur auf Randzeiten beschränken, wäre es durchaus vertretbar, ständig mit langen Zügen zu fahren. So machen es auch genügend andere Betriebe (Linz z.B.), bitte daher um Erklärung, wieso es gerade in Wien, und da auch nur bei der Straßenbahn, ein großes Problem sein sollte, mit Überkapazitäten in Randzeiten zu fahren. Bei der U-Bahn hat man den Kurzzugbetrieb ja auch schon aufgegeben.

Katana

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Re: Verlängerung der Straßenbahnzüge in Wien
« Antwort #16 am: 01. Juni 2018, 19:27:39 »
Eine kleine Rechnung anhand öffentlicher Werte (Seite 17):

Bei einer Tagesleistung von 200 km beträgt der Energieunterschied zwischen A/A1 und B/B1 100 kWh. Klingt nach viel, kostet aber weniger als 10 Euro. Und wenn du nur den halben Tag mit mit einem Kurzen fährst, bringt es gar nur 5 Euro. Einmaliges Kuppeln und wieder Trennen kostet mehr.

Bimbim

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Re: Verlängerung der Straßenbahnzüge in Wien
« Antwort #17 am: 01. Juni 2018, 19:54:42 »
Einmaliges Kuppeln und wieder Trennen kostet mehr.

Wieso? Der Werkstattler is eh im Dienst. Oder gibts 150 € Kupplungszulage  :bh: ?

Katana

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Re: Verlängerung der Straßenbahnzüge in Wien
« Antwort #18 am: 01. Juni 2018, 20:06:43 »
Sitzt während dieser Zeiten, wo man das Trennen und Kuppeln machen sollte, jemand beschäftigungslos mit der Zeitung beim Kaffeeautomaten?

Kálvin tér

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Re: Verlängerung der Straßenbahnzüge in Wien
« Antwort #19 am: 01. Juni 2018, 20:20:26 »
Ohne die theoretisch-technischen Überlegungen stören zu wollen: auf welcher Linie könnte man längere Garnituren überhaupt ganztägig auslasten? Nur für die HVZ wird man sich ja keine eigene Fahrzeugtype anschaffen.

Klingelfee

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Re: Verlängerung der Straßenbahnzüge in Wien
« Antwort #20 am: 01. Juni 2018, 20:26:38 »
Sitzt während dieser Zeiten, wo man das Trennen und Kuppeln machen sollte, jemand beschäftigungslos mit der Zeitung beim Kaffeeautomaten?

Theoretisch ja. Das kommt aber wenn nur am Wochenede und da auch äussert selten vor.

Denn dieseMitarbeiter würde nicht nur das Kuppeln und Trennen übernehmen, sondern ist auch dafür verantwortlich, dass Züge von der Werkstätte auf ein Abstellgleis kommt, oder dass bei einem erforderlichen Zugstausch im laufenden Betrieb den neuen Zug bereit stellt und dann den schadhaften Zug abstellt.

Solche Mitarbeiter hast du im übrigen auch beim Autobus und der Straßenbahn. Auf der Oberfläche kommt noch die Überstellung von Fahrzeugen von und nach der Hauptwerkstätte zu ihren Aufgabengebiet dazu und beim Bus auch noch das tanken der Fahrzeuge.

Wobei bei der Oberfläche für diese Aufgaben nicht nur ausschließlich Werkstättenpersonal, sondern auch Fahrpersonal herangezogen wird.
Bitte meine Kommentare nicht immer als Ausrede für die WL ansehen

Katana

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Re: Verlängerung der Straßenbahnzüge in Wien
« Antwort #21 am: 01. Juni 2018, 20:51:12 »
Wann wären denn aus Sicht der Befürworter die richtigen Zeiträume fürs Kuppeln und Trennen der Doppeltraktionen?

60er

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Re: Verlängerung der Straßenbahnzüge in Wien
« Antwort #22 am: 01. Juni 2018, 22:22:26 »
Wann wären denn aus Sicht der Befürworter die richtigen Zeiträume fürs Kuppeln und Trennen der Doppeltraktionen?
Vermutlich gibt es da gar keinen richtigen Zeitpunkt! Das Kuppeln und Trennen kostet mehr, als das Fahren mit Überkapazität in den Randzeiten.

Früher hat man in der Schwachlastzeit Beiwagen abgekuppelt. In Zeiten schaffnerbesetzter Wagen war das noch sinnvoll, weil man so Personal einsparen konnte. Im Einmannbetrieb war es aber nur noch eine Beschäftigungstherapie für das Verschubpersonal, täglich am Abend alle Beiwagen abzukuppeln. Wirklich ausgezahlt hat sich das sicher nicht mehr.

hema

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Re: Verlängerung der Straßenbahnzüge in Wien
« Antwort #23 am: 01. Juni 2018, 22:50:21 »
Eh nicht, allerdings gab es lange Zeit Leute, die sich das eingebildet haben! Die meinten, pro Linie, wo abgekuppelt wurde, würden einige zehntausend Schilling/Tag erspart. Waren halt kühne Rechner!   ::)
Niemand ist gezwungen meine Meinung zu teilen!

Alex

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Re: Verlängerung der Straßenbahnzüge in Wien
« Antwort #24 am: 02. Juni 2018, 00:17:32 »
Eh nicht, allerdings gab es lange Zeit Leute, die sich das eingebildet haben! Die meinten, pro Linie, wo abgekuppelt wurde, würden einige zehntausend Schilling/Tag erspart. Waren halt kühne Rechner!   ::)

Einige Zeit lang wurde das ja sogar noch richtig kompliziert gemacht.
Ich kann mich erinnern, dass bis in die 90er-Jahre auf einigen Linien, z.B. 25er und 26er ab ca. 20 Uhr, sowie Samstag ab ca. 14 Uhr und sonn- und feiertags ganztags ohne Beiwagen gefahren wurde.
Dann wurde irgendwann begonnen, am Sonntag Nachmittag die Beiwägen wieder anzuhängen, so ca. ab 16 bis 17 Uhr fuhr man wieder mit Beiwagen.

invisible

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Re: Verlängerung der Straßenbahnzüge in Wien
« Antwort #25 am: 02. Juni 2018, 01:28:19 »
Ohne die theoretisch-technischen Überlegungen stören zu wollen: auf welcher Linie könnte man längere Garnituren überhaupt ganztägig auslasten? Nur für die HVZ wird man sich ja keine eigene Fahrzeugtype anschaffen.

Wie schon weiter oben gesagt wurde: warum muss man die Fahrzeuge unbedingt ganztägig auslasten? Die Mehrkosten an Energie und Wartung hat man durch einen etwas dünneren HVZ-Takt sofort wieder herinnen.

An Linien würde sich aber logischerweise alles anbieten, wo heute öfter als alle 5 Minuten gefahren wird: 6, 43, 49. Und dann gäbe es noch ein paar Linien, auf denen man mittelfristig auch entsprechenden Andrang haben könnte.
Auch am Linienbündel in der Währingerstraße oder am Ring könnte man ev. einen etwas dünneren Takt fahren (was dort aufgrund der Überlagerung von mehreren Linien nicht wirklich schlimm wäre) und damit die Stabilität verbessern.
Liebe Fahrgäste: Der Zug ist abgefahren.

T1

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Re: Verlängerung der Straßenbahnzüge in Wien
« Antwort #26 am: 02. Juni 2018, 12:33:09 »
Außerdem: Sogar in Städten wie Linz (200 000 EW) oder Straßburg (270 000 EW) sind 40m-Fahrzeuge Usus und fahren zu Schwachlastzeiten eben nicht voll gefüllt herum, und gerade in der Großstadt Wien soll das unnötig sein?

denond

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Re: Verlängerung der Straßenbahnzüge in Wien
« Antwort #27 am: 02. Juni 2018, 14:44:55 »
Wann wären denn aus Sicht der Befürworter die richtigen Zeiträume fürs Kuppeln und Trennen der Doppeltraktionen?

Einen richtigen Zeitpunkt gibt es heute nicht mehr, da die Geschäftszeiten stark variieren, wobei sich heute zeigt, daß viele Geschäfte länger offen haben, heute eher viele Geschäfte erst so um 09:30 Uhr oder 10:00 Uhr öffnen.

Wo früher - wie z.B. auf Linie 65, so ab 19:30 - von Twg.-Bwg. auf Solo-Twg. bei gleichzeitiger Reduzierung des Auslaufes auf 4 Kurse die Garnituren getauscht wurden, so gegen 22:15 nochmals um einen Kurs reduziert wurde und so dann bis Betriebsschluß gefahren wurde, das wäre heute eher umgekehrt.
Problem ist halt weiterhin der Schülerverkehr. Aber auch da variieren mittlerweile die Beginnzeiten. Also bleibt der eigentliche Berufsverkehr.

Die WL selbst haben so um die Jahrtausendwende damit angefangen - zuerst eher aus Wagenmangel heraus - mit gemischten Garnituren auf einer Linie zu fahren, als Kurse entfallen zu lassen. Dann wurde damit begonnen, Kurse einfach ausfallen zu lassen. Da wurden aber Disponenten in gewissen Gebieten mit dem inzwischen installierten RBLs ob des Wageneinsatzes kreativ. Ja, es wurden die Kurse ja sichtbar, man wußte wo ein Fahrzeug betriebsbereit abgestellt war und es wurde eingesetzt. Ich erinnere mich noch am Reumannplatz, wo auf Linie 70A damals eines Nachmittages ein Gelenkbus eingesetzt wurde. Es war deutlich ein Wandel im Wageneinsatz spürbar. Waren früher lt. Planvorschreibung  z.B. ULF B oder E1+c3,4 oder auch Gelenkbusse vorgesehen, kamen dann plötzlich entweder ein A oder ein Normalbus daher, die Wageneinsätze lt. Planvorschreibung waren auf einmal obsolet. Auch die Aufgabe der Zuteilung der Fahrzeuge eines gewissen Bahnhofes bzw. Garage spielt da mit. Es wurde alles verwässert bzw. eine gewisse Ordnung aufgegeben. Heute tümpeln wir irgendwie umher und es entstand im Betrieb selbst ein heilloses Ddrcheinander.

Die Verwantwortlichen ließen als nächstes wahllos und blind Dienststellen, Werkstätten und Gleisbaustrecken auf, suchten ihr Heil in optimierten Betriebsbedingungen und von der Industrie offerierten wartungsarmen Fahrzeugen. Diese Szenarios kostet in Wirklichkeit mit langen und vielen Betriebsfahrten eindeutig mehr - man sieht es ja heute bestens - als sich die Betriebskosten eines Langzuges oder Gelenkbusses bis Betriebsschluß auswirken.

highspeedtrain

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Re: Verlängerung der Straßenbahnzüge in Wien
« Antwort #28 am: 02. Juni 2018, 17:10:03 »
Außerdem: Sogar in Städten wie Linz (200 000 EW) oder Straßburg (270 000 EW) sind 40m-Fahrzeuge Usus und fahren zu Schwachlastzeiten eben nicht voll gefüllt herum, und gerade in der Großstadt Wien soll das unnötig sein?

Es wäre sogar mehr als nötig. Es kann doch bitte nicht wirtschaftlich sein, öfter und öfter zu fahren, weil die Kapazitäten nicht mehr reichen, ganz zu schweigen davon, dass sich aber einer gewissen Intervalldichte Konvoifahrten fast nicht mehr vermeiden lassen. Und wenn man es wirtschaftlich rechtfertigen kann, gewisse Bahnhöfe und Abstellhallen (FLO, KAG, HLS, FAV, SIM fürs erste) für die längeren Züge umzurüsten (wenn sie nicht eh schon passen), dann ist es natürlich auch wirtschaftlicher, gleich längere Züge zu kaufen und keine Doppelgarnituren einzusetzen.

Ich sehe überhaupt nicht den geringsten Grund, *nicht* in Richtung längere Züge zu gehen, außer „weils halt immer schon so war“.

haidi

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Re: Verlängerung der Straßenbahnzüge in Wien
« Antwort #29 am: 02. Juni 2018, 18:27:01 »
Die Diskussion über A-Doppeltraktion hatten wir schon. Ich sähe es als Sinnvoll an, den Überschuss an A auf Doppeltraktion umzubauen und gleichzeitig längere Garnituren anzuschaffen.
Es würden auf der oder den stark frequentierten Linien Langzüge relativ rasch möglich, die dort überzählig werdenden B-ULFe werden eh dringend gebraucht.

Wahrscheinlich heißt es irgendwann, wäre gescheit gewesen, aber jetzt zahlt es sich nicht mehr aus, die Restlebensdauer ist zu kurz. Hatten wir schon mit den E2 und den Niederflurmittelteilen.
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