Autor Thema: Tragischer Straßenbahnunfall Floridsdorf  (Gelesen 33350 mal)

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Re: Tragischer Straßenbahnunfall Floridsdorf
« Antwort #60 am: 17. Januar 2019, 12:06:38 »
Mir war nicht bewusst, dass die Ansteuerung der Anlage im gegenständlichen Fall versagt hätte.  ???

Bei einer „echten“ EK stehen die Lichtzeichen übrigens vor dem Gleis und nicht auf der gegenüberliegenden Seite (dort können bei Bedarf aber zusätzliche stehen). Und einem 12-jährigen kann man sehr wohl beibringen, dass er dort warten muss, bis das rote Licht erloschen ist*. Und bei einer echten EK kann er dieses auch problemlos sehen.

Diese Gesig-Version einer EK (die keinesfalls irgendeiner gesetzlichen Norm für Eisenbahnkreuzungen entspricht) ist maximal für Orte wie Hauptbahnhof Ost tauglich (wobei man sich dort schon die Frage stellen darf, wozu überhaupt so etwas dort herumsteht, dort bleiben ja alle Straßenbahnen sowieso vor dem Übergang stehen).

*) Ein 12-jähriger darf alleine mit dem Fahrrad am Straßenverkehr teilnehmen, kann also die Bedeutung von Lichtsignalen garantiert zuordnen.
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Re: Tragischer Straßenbahnunfall Floridsdorf
« Antwort #61 am: 17. Januar 2019, 12:08:58 »
Vielleicht hätte man diesen Übergang mit der altbewährten Technik der früheren Absicherung eingleisiger Streckenabschnitte machen sollen - 2 Schnürln dazu spannen und die direkt auf das Rotlicht wirken lassen. Hätte zwar ein riesen-Rotlicht benötigt, das wäre aber dann sehr aufgefallen :)

Das ist heute nicht mehr bewilligungsfähig. Vielleicht wäre es aber sogar sicherer, die Kreuzung ohne das ganze elektrische Brimborium auszuführen, denn dann kommt man vielleicht eher auf die Idee, links und rechts zu schauen und nicht nur geradeaus auf ein buntes Lamperl. (Und bevor jemand mit den Blinden argumentiert, die den synthetischen Bimmelautomaten unbedingt brauchen: Die hören die Straßenbahn schon kommen, bevor die meisten Sehenden sie überhaupt wahrnehmen.)
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Re: Tragischer Straßenbahnunfall Floridsdorf
« Antwort #62 am: 17. Januar 2019, 12:22:33 »
Hast du eine Ahnung was die Leute alles fordern.... Nach Stromunfällen (Oberleitung) will man die Fahrleitung isolieren, abmontieren usw. Bei Unfällen auf EÜ(Eisenbahnübergänge statt Eisenbahnkreuzung ist die neue Bezeichnung) fordert man Schranken, Dreh-Blink und Hüpflicher,falls nicht schon vorhanden. Und doch sehe ich tagtäglich Autos, die trotz Rotlichtblitzer noch über den EÜ rasen,heißt beschleunigen obwohl schon Rotlicht.
Oder hinter der Schnellbahn die Gleise überqueren, weil 150m zur Überführung unzumutbar. stellt man einen Zaun auf, klettert man drüber und verschärft die Gefahrensituation noch.
Dann erwischt es mal einen, der sich verschätzt hat und plötzlich ist für paar Tage/Wochen alles iO. Dann gerät der Vorfall in Vergessenheit und es beginnt von neuem.
Bitte jetzt nicht auf diesen Vorfall mit dem Kind beziehen, sondern auf die Forderungen nach mehr Sicherheit und Absicherung.

Eine echte Rotlichtanlage mit vielleicht Schranken wäre bei dem dichten Intervall auf dieser Strecke sinnfrei, da mit Vorläutzeit ständig rot bzw Schranken unten und dann kraxeln erst recht alle drumherum.
Da kann man ihn gleich auflassen.
Vor der Straßenbahn hat man einfach weniger Respekt als vor der echten Eisenbahn, weil das Ding halt doch recht schnell bei einer Notbremsung steht.


60er

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Re: Tragischer Straßenbahnunfall Floridsdorf
« Antwort #63 am: 17. Januar 2019, 12:31:07 »
Reden wir einmal Klartext: Wenn wie von coolharry und 331 berichtet, die Anlage fehlerhaft arbeitet, dann darf man sich wohl aufregen und verlangen, dass die Funktionstüchtigkeit der Anlage hergestellt wird und in der Zwischenzeit eine Langsamfahrstelle und ein Begegnungverbot gemacht wird.
Wenn es Möglichkeiten zur Verbesserung der Signalanlage gibt, kann man natürlich darüber diskutieren. Ich kritisiere eher jene Kommentare, die den Übergang als grundsätzlich unsicher sehen und ihn anlassbezogen am liebsten ganz sperren würden.

Dieser Unfall bleibt ein tragischer Einzelfall.

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Re: Tragischer Straßenbahnunfall Floridsdorf
« Antwort #64 am: 17. Januar 2019, 12:38:26 »
Wenn es Möglichkeiten zur Verbesserung der Signalanlage gibt, kann man natürlich darüber diskutieren.

Wie gesagt: Die sicherste Möglichkeit ist der vollständige Abbau der Signalanlage.
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Re: Tragischer Straßenbahnunfall Floridsdorf
« Antwort #65 am: 17. Januar 2019, 13:44:01 »
Wie gesagt: Die sicherste Möglichkeit ist der vollständige Abbau der Signalanlage.

Aber nicht bei der derzeitigen Gestaltung. :o Die Akzeptanz dafür wird bei den Anrainern gegen Null tendieren.

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Re: Tragischer Straßenbahnunfall Floridsdorf
« Antwort #66 am: 17. Januar 2019, 14:27:39 »
Wie gesagt: Die sicherste Möglichkeit ist der vollständige Abbau der Signalanlage.

Aber nicht bei der derzeitigen Gestaltung. :o Die Akzeptanz dafür wird bei den Anrainern gegen Null tendieren.

Warum? Weil sie schauen müssen, bevor sie über die Gleise gehen?
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Re: Tragischer Straßenbahnunfall Floridsdorf
« Antwort #67 am: 17. Januar 2019, 14:38:38 »
Unabhängig von der ganzen Diskussion, welche Faktoren jetzt wie möglicherweise Schuld an dem Unfall haben:

Ich fände es an dieser eher außergewöhnlichen Stelle, wenn man schon eine Signalanlage verwendet, sinnvoller und wirksamer, die Signallampen direkt vor dem Übergang in Augenhöhe und nicht auf der gegenüberliegenden Seite wie bei einer Fußgängerampel anzuordnen. Damit würde unterbewusst Eisenbahncharakter und höhere Gefahr suggeriert. Außerdem wäre es besser, die Fläche des Übergangs im Gleisbereich und die Stelle unmittelbar vor deren Betreten geschickt so zu gestalten, dass dieser Bereich für die menschliche Wahrnehmung unterbewusst "gefährlicher" wirkt und die Nutzer des Übergangs dadurch automatisch aufmerksamer sind. Und schließlich wäre es auch wichtig, sicherzustellen, dass Rotlicht & Läutwerk (man könnte auch prüfen, ob ein anderer Ton nicht evt. eine höhere Wirksamkeit erzielt) mit dem Passieren der Züge immer sofort deaktiviert werden (außer, es folgt ein Gegenzug), um nicht zu einem Gewöhnungseffekt der Anrainer ans Überqueren der Gleise bei noch Gefahr signalisierender Anlage, obwohl kein Zug mehr da ist, zu führen. Gerade diese Situation (es fährt ein Zug durch, und direkt darauffolgend ein Gegenzug) ist wohl die gefährlichste, wo Menschen häufig nicht daran denken, noch einmal zu schauen. Es wäre vielleicht auch nicht verkehrt, wenn die Anlage das Eintreten dieser Situation erkennen könnte (technisch wäre das problemlos möglich) und in solchen Fällen Fußgänger gesondert davor warnen würde.

Eine wie auch immer geartete Signalanlage wird solche Unfälle aber nie verhindern können, es ist vor allem Selbstverantwortung gefragt: Man muss immer schauen und mitdenken.

M-wagen

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Re: Tragischer Straßenbahnunfall Floridsdorf
« Antwort #68 am: 17. Januar 2019, 15:01:01 »
Wie wäre es, wenn man die Gleise auseinander rückt und dazwischen eine Fußgängerinsel baut. Dadurch wäre auch die Sicht für die Straßenbahnbedienstete besser.

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Re: Tragischer Straßenbahnunfall Floridsdorf
« Antwort #69 am: 17. Januar 2019, 15:04:05 »
Der Unfall hätte aber genauso gut überall sonst im Wiener Bim-Netz passieren können. Vor allem in den Haltestellen überqueren die Leute oft hinter der Garnitur die Gleise, ohne auf einen eventuellen Gegenzug zu achten.

Aber um Missverständnissen vorzubeugen: Auch ich finde diesen Unfall sehr tragisch. Jeder einzelne Unfall ist einer zu viel. :'(

E1-c3

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Re: Tragischer Straßenbahnunfall Floridsdorf
« Antwort #70 am: 17. Januar 2019, 15:07:15 »
*) Ein 12-jähriger darf alleine mit dem Fahrrad am Straßenverkehr teilnehmen, kann also die Bedeutung von Lichtsignalen garantiert zuordnen.
:up:
Deswegen ist die Ursache des Unfalls schlicht die Begegnung der beiden Zugsgarnituren (und zwar genau so, dass der erste Zug beim Vorbeifahren den herannahenden zweiten Zug verdeckt, sodass der Junge ihn nicht gesehen hat). Diese Gefahr ist nicht zu unterschätzen - mir wäre das (mit 19 Jahren) in Gersthof auch beinahe einmal passiert, als ich es eilig hatte, hinter einem wegfahrenden c5 vorbeieilte und dann fast den entgegenkommenden E2 zu spüren bekam. :-X Vielleicht hatte es der 12-jährige ja auch eilig und in so einer Situation kann der menschliche Verstand schon mal einen Moment aussetzen und nicht mit einem zweiten Zug rechnen.
Deswegen würde ich zusätzlich vor der Möglichkeit, dass ein Zug entgegenkommt, warnen, wie zum Beispiel ein auffälliges Schild und/oder eine akustische oder optische Signalisierung.

schaffnerlos

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Re: Tragischer Straßenbahnunfall Floridsdorf
« Antwort #71 am: 17. Januar 2019, 15:08:13 »
Wenn die Gleise nicht gerade 5 Meter auseinander gerückt werden, bringt es vermutlich gar nichts. Außerdem könnte man diese Maßnahme nicht im ganzen Netz umsetzen und es ist eben überall gefährlich, wo hinter einem Fahrzeug ein anderes entgegenkommen kann. Wenn man an einer Stelle beginnt, Menschen durch übertriebene Sicherheitsmaßnahmen zu entmündigen, dann muss man irgendwann überall nachziehen. Wir müssen akzeptieren, dass das Leben lebensgefährlich ist und entsprechend aufpassen. Tödliche Unfälle, egal aus welchen Grund, wird es immer geben. Sollte sich dieser Übergang in den nächsten Monaten tatsächlich als gefährlich herausstellen, wird man handeln müssen. Aber ein Ereignis alleine, so tragisch es in diesem Fall auch war, ist zuwenig um jetzt die Nerven wegzuschmeissen.

EDIT: Was ich bei diesem Übergang in der Tat gefährlich finden würde wären lange Fußgängerrotphasen bei der Straßenampel. Das animiert dazu, eine Grünphase möglichst noch zu erwischen.

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Re: Tragischer Straßenbahnunfall Floridsdorf
« Antwort #72 am: 17. Januar 2019, 15:25:30 »
Befindet Straßenampel ist definitiv eine lange rot Phase, was vielleicht auch zum Verhängnis wurde.
Interessant wäre noch zu wissen ob die Frau die dabei war eventuell eine Angehörige war die mit dem bin unterwegs war und vielleicht mit ihm gemeinsam die Gleise überquert hat und sie noch im letzten Moment stehen bleiben hat können. Vielleicht wäre es auch nicht passiert wenn er alleine unterwegs gewesen wäre.
Das ist natürlich eine Frage die wir womöglich nicht beantworten können.
Grundsätzlich wäre es einmal wichtig die Anlage zu überprüfen ob sie einwandfrei funktioniert oder ob ein Defekt vorlag.

schaffnerlos

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Re: Tragischer Straßenbahnunfall Floridsdorf
« Antwort #73 am: 17. Januar 2019, 15:34:55 »
Grundsätzlich wäre es einmal wichtig die Anlage zu überprüfen ob sie einwandfrei funktioniert oder ob ein Defekt vorlag.

Soweit ich den Bildern entnehmen kann, gibt es aber für den Straßenbahnfahrer eh ein Dreiecksignal, welches das Funktionieren der Anlage bestätigt. Wohl kein Fahrer würde bei finsterem Signal mit vollem Tempo dort fahren.

Linie106

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Re: Tragischer Straßenbahnunfall Floridsdorf
« Antwort #74 am: 17. Januar 2019, 15:35:22 »
Wie wäre es eigentlich, wenn man an der Stelle eine Fußgängerunterführung errichtet?
Platz für Aufgänge sollte laut Luftbild sein - kenn die Situation vor Ort allerdings nicht.