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Und wieder ist Wien um ein Lichtspielhaus ärmer, diesmal zwar nicht aus filmischer Sicht, Programmkino wars ja keines, aber trotzdem. Immerhin bestand das Fünf-Säle-Kino Auge Gottes (den Namen "Auge Gottes" kann ich mir auch nur als Gebäudenamen erklären - vielleicht gehörte das Haus einmal einer kirchlichen Institution, jedenfalls sind an ca. der gleichen Stelle auch die noch existente 'Auge Gottes Apotheke' sowie ferner ein 'Hotel Auge Gottes' und ein 'Etablissement Auge Gottes' belegt) mit gesamt 775 Sitzplätzen ab dem Jahr 1955 und ein Filmerlebnis im A-Saal mit seinen bequemen Sesseln war schon etwas Feines. Das heißt, noch ists ja nicht soweit - wie die Betreiberin des Kinos in der Nußdorfer Straße 73, die Constantin Film (zu der auch die Cineplexx-Gruppe gehört) mitteilte, wird das Kino erst im Juni geschlossen. Grund dafür wären die übermächtige Konkurrenz durch die beiden Kinozentren in der Lugner City und der Millennium City sowie die einseitige, rein aufs Gartenbaukino bezogene Wiener Kinoförderung.
Dieser flachen Argumentation kann ich nicht allzu viel abgewinnen. Denn einerseits sind sowohl die Lugner City als auch die Millennium City kilometerweit weg (gut, sie haben den Einkaufszentrumbonus, aber gerade in der Gegend des Auge gibts wohl auch genügend Leute, die den nicht unbedingt nötig haben) und andererseits kann sich ein Kino, das ein reines Mainstreamprogramm anbietet, eben nicht darauf versteifen, unbedingt höchste Förderungen erhalten zu müssen. Das Gartenbaukino, das Stadtkino oder das Metro Kino werden mit Förderungen sicher nicht zu knapp bedacht, versuchen aber, auch außerhalb der Viennale und anderer Festivals einen ausgewogenen Programmkinobetrieb auf die Beine zu stellen, was, denke ich, nicht nur ich sehr schätze. Es wäre aber gerade für die zahlungskräftige Constantin Film mit starkem Marktanteil ein Leichtes gewesen, wenigstens einen teilweisen Programmbetrieb einzurichten - ob das jetzt Arthouse, Retrospektiven oder sonst was sind, ist ja völlig gleichgültig. Aber zu versuchen, ein reines Mainstreamkino mit tw. 10m²-Leinwänden anzubieten und sich dann über fehlende Besucherscharen aufzuregen, geht ein wenig an der Realität vorbei und ist eigentlich ein Armutszeugnis für die Constantin Film, die mit relativ geringem Aufwand ein Stück Wiener Kinogeschichte retten könnte - das haben jetzt in erster Linie Privatpersonen in Eigenregie zu besorgen(Bellaria, Admiral, Breitenseer Lichtspiele).
Schade ists allemal um die Lage (jetzt ist ja in der Gegend weit und breit kein Kino mehr da, das kein Komplex ist) und die Einrichtung - Hofer oder irgendwelche Fetzenketten stehen wohl schon in den Startlöchern. Aber wo kein Wille ist, muß eben etwas weichen, so schade es auch für jene ist, die mit dem Kino vielleicht stärkere Emotionen verbinden als ich.