Ein jeder, der meint, wir haben lange Umsteigewege, dem empfhele ich einmal nach Berlin und Hamburg zu fahren. Und am Praterstern ist der lange Umsteigeweg zwischen U1 und U2 dem Stadion geschuldet.
In Berlin seit der Jahrtausendwende:
- Verlängerung der 20 (nun M10) über die Warschauer Brücke für kürzere Umsteigewege zur U-Bahn
- Neubau Bahnhof Südkreuz mit kurzen Wegen zwischen Ringbahn und Nor-Süd-S-Bahn (die Vorgängerstation Papestraße hatte zwei Bahnsteige, die mehrere Minuten Fußweg voneinander entfernt waren)
- Verlegung einer ganzen S-Bahn-Station (Charlottenburg) näher an die U-Bahn
- Bau einer direkten Treppe samt Aufzug zwischen U-Bahnsteig und Straßenbahn-Haltestelle am Frankfurter Tor
- Bau von zwei direkten Treppen vom S-Bahnsteig zur Straßenbahn in Friedrichsfelde Ost
- Umbau des Knotens Schöneweide mit deutlichen Umsteigewegverkürzungen zwischen S-Bahn und Straßenbahn und S-Bahn und Buslinien
- Umbau S-Bahnhof Karlshorst mit direkten Treppen zu beiden Straßenbahnhaltestellen statt mehrminütigen Fußwegen über mehrere Ampeln
- im Rahmen der U5-Verlängerung Schließung der U6-Station Französische Straße und Neubau der Station Unter den Linden, um die Umsteigewege zwischen U5 und U6 kurz zu halten (wenn man die Station Französische Straße beibehalten hätte, wäre der Weg trotzdem nicht länger als zwischen Wiener U1 und U2 am Praterstern gewesen)
- Umbau S-Bahn-Station Baumschulenweg mit direkten Zugängen zu allen Bushaltestellen (auch denen auf der Nordseite der Baumschulenstraße)
- Bau einer direkten Brücke zwischen S- und U-Bahn-Station Warschauer Straße
- kurze Verlängerung des S-Bahnsteigs Spindlersfeld und neuer Ausgang näher an der Straßenbahn
- eher klein, aber wirksam: Bau einer Buswendeschleife am S-Bahnhof Wuhlheide, um die Linie 190 an die S3 anzubinden
Geplant:
- Verlegung der Straßenbahnendstation am Bf. Lichtenberg näher an den U5-Eingang
- Verlegung der Linie 21 an den Bahnhof Ostkreuz
- Verlegung der Straßenbahnendstation Mahlsdorf näher an die S-Bahn
Und da sprechen wir noch gar nicht von den Leistungen früherer Generationen (die fahrgastfreundliche Gestaltung von Umsteigestationen wurde in Berlin seit den 1920ern verfolgt, siehe z.B. Hermannplatz oder Neukölln).
Gerade weil ich die Situation in Berlin gut kenne, verstehe ich nicht, dass die Optimierung von Umsteigewegen in Wien so gar keine Rolle spielt. Man kann damit schließlich mit recht wenig Aufwand die Attraktivität des öffentlichen Verkehrs deutlich steigern. Und es geht eben nicht "nur" um zwei, drei Minuten, die man vielleicht länger braucht - wenn man wegen dieser zwei, drei Minuten die Bahn verpasst, verlängert sich die Reisezeit vielleicht gleich um 10 oder gar 15 min, und wird damit auch weniger konkurrenzfähig zum Auto.