Autor Thema: Oktoberstreik 1950 in Wien  (Gelesen 1361 mal)

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haidi

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Re: Oktoberstreik 1950 in Wien
« Antwort #15 am: 28. Dezember 2025, 14:23:40 »
Bei Notwehr und Nothilfe ist körperliche Gewalt in beschränktem Ausmaß, so weit es zum Erreichen des legalen Zieles benötigt wird. Überschießende Gewalt ist nicht zulässig.

Beispiel: Juwelier im 14. Bezirk bei der Brücke der Vorortelinie:
Räuber tritt ein, bedroht die Frau mit einer Schusswaffe, sie hat eine unter der Pudel liegen, holt die heraus und das war letal für den Räuber. Wurde als eindeutige Notwehr beurteilt.
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Katana

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Re: Oktoberstreik 1950 in Wien
« Antwort #16 am: 28. Dezember 2025, 14:36:01 »
Deswegen habe ich auch nicht von Notwehr, sondern von Nothilfe gesprochen. §3 StGB: "Nicht rechtswidrig handelt, wer sich nur der Verteidigung bedient, die notwendig ist, um einen gegenwärtigen oder unmittelbar drohenden rechtswidrigen Angriff auf Leben, Gesundheit, körperliche Unversehrtheit, Freiheit oder Vermögen von sich oder einem anderen abzuwehren."
Spannend, dass du von Nothilfe sprichst, aber aus dem StGB den Paragraphen für Notwehr zitierst.
Weiters finde ich im StGB den Begriff der Nothilfe nicht.

Überschießende Gewalt ist nicht zulässig.
Richtig, steht auch im zitierten §. "... wer sich nur der Verteidigung bedient, die notwendig ist, ..."
Wenn man einen körperlich weitaus überlegenen Handtaschenräuber sieht, wird man einen letalen Schusswaffengebrauch nicht rechtfertigen können. Pfefferspray aber wahrscheinlich schon.

Cerberus2

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Re: Oktoberstreik 1950 in Wien
« Antwort #17 am: 28. Dezember 2025, 15:26:52 »
Deswegen habe ich auch nicht von Notwehr, sondern von Nothilfe gesprochen. §3 StGB: "Nicht rechtswidrig handelt, wer sich nur der Verteidigung bedient, die notwendig ist, um einen gegenwärtigen oder unmittelbar drohenden rechtswidrigen Angriff auf Leben, Gesundheit, körperliche Unversehrtheit, Freiheit oder Vermögen von sich oder einem anderen abzuwehren."
Spannend, dass du von Nothilfe sprichst, aber aus dem StGB den Paragraphen für Notwehr zitierst.
Weiters finde ich im StGB den Begriff der Nothilfe nicht.
Zitat
Im österreichischen Recht bezieht sich der Begriff „Nothilfe“ auf das Strafrecht und findet sich im Strafgesetzbuch (StGB), speziell im Zusammenhang mit Rechtfertigungsgründen für bestimmte Handlungen. Nach § 3 StGB ist die Nothilfe eine besondere Form der Notwehr. Sie erlaubt es, einem anderen beizustehen, wenn dieser angegriffen wird, um den Angriff abzuwehren.

Der wesentliche Punkt bei der Nothilfe ist, dass sie dieselben Voraussetzungen hat wie die Notwehr.

Katana

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Re: Oktoberstreik 1950 in Wien
« Antwort #18 am: 28. Dezember 2025, 21:07:03 »
Deswegen habe ich auch nicht von Notwehr, sondern von Nothilfe gesprochen. §3 StGB: "Nicht rechtswidrig handelt, wer sich nur der Verteidigung bedient, die notwendig ist, um einen gegenwärtigen oder unmittelbar drohenden rechtswidrigen Angriff auf Leben, Gesundheit, körperliche Unversehrtheit, Freiheit oder Vermögen von sich oder einem anderen abzuwehren."
Spannend, dass du von Nothilfe sprichst, aber aus dem StGB den Paragraphen für Notwehr zitierst.
Weiters finde ich im StGB den Begriff der Nothilfe nicht.
Zitat
Im österreichischen Recht bezieht sich der Begriff „Nothilfe“ auf das Strafrecht und findet sich im Strafgesetzbuch (StGB), speziell im Zusammenhang mit Rechtfertigungsgründen für bestimmte Handlungen. Nach § 3 StGB ist die Nothilfe eine besondere Form der Notwehr. Sie erlaubt es, einem anderen beizustehen, wenn dieser angegriffen wird, um den Angriff abzuwehren.

Der wesentliche Punkt bei der Nothilfe ist, dass sie dieselben Voraussetzungen hat wie die Notwehr.
Der Inhalt deines Zitats ist aber abweichend vom (aktuellen) StGB. Vielleicht gibt es die Nothilfe im österreichischen Recht, aber nicht im StGb, in dem u.a. auch die verschiedenen Formen der Körperverletzungen geregelt sind.

hema

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Re: Oktoberstreik 1950 in Wien
« Antwort #19 am: 28. Dezember 2025, 21:33:56 »
Es geht um 1950! Lustig, wie naiv Spätgeborene die Zeit sehen. Wien war besetzt, Leute wurden auf der Straße abgestiert, es gab noch Ruinen, Mangel und Schleich und oft herrschte noch das Faustrecht!
Niemand ist gezwungen meine Meinung zu teilen!

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Re: Oktoberstreik 1950 in Wien
« Antwort #20 am: 28. Dezember 2025, 22:24:33 »
Es geht um 1950! Lustig, wie naiv Spätgeborene die Zeit sehen. Wien war besetzt, Leute wurden auf der Straße abgestiert, es gab noch Ruinen, Mangel und Schleich und oft herrschte noch das Faustrecht!
Wenn sogar heute der Einsatz von geeigneten Mitteln zur Vereitelung von Sachbeschädigungen an fremdem Eigentum erlaubt ist, z.B. Wegdrängen, Rempeln oder Androhung von Prügeln, wird es damals auch erlaubt gewesen sein. Vielleicht war auch ein Ausmaß von Gewalt erlaubt, das man heute als "überschießend" bezeichnen würde. Ob das in der Presse verwendete Vokabular ("verprügelt") wörtlich zutreffend oder übertrieben war, kann ich nicht beurteilen.

haidi

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Re: Oktoberstreik 1950 in Wien
« Antwort #21 am: Gestern um 00:23:16 »
Warum sollte man damals strafrechtlich gegen die Gewerkschaftsverbände vorgehen, die den kommunistischen Putsch mit vereitelt haben. Die Politiker, die Bevölkerung, die Polizei und das Heer (falls es das damals schon gegeben hat) wollten zum größten Teil nicht in den Kommunismus. Also war man froh und bedankte sich mehr oder weniger öffentlich bei den Verhinderern. Also war es das gescheiteste, den Mantel des Schweigens darüber zu breiten. Irgendwelche Verfahren gegen die "Verhinderer" hätten vielleicht die Russen auf dem Plan gerufen.
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tramway.at

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Re: Oktoberstreik 1950 in Wien
« Antwort #22 am: Gestern um 09:38:41 »
Ob das in der Presse verwendete Vokabular ("verprügelt") wörtlich zutreffend oder übertrieben war, kann ich nicht beurteilen.

Nachdem es jüngeren Männern bis in die 1970er durchaus passieren konnte, wegen längerer Haare einfach so eine zu "fangen" und sich kaum wer was dabei dachte, wird das nicht übertrieben gewesen sein. Körperliche Gewalt war damals in einem Ausmaß normal, das sich die heutigen woken Schneeflocken überhaupt nicht vorstellen können.
Harald A. Jahn, www.tramway.at

haidi

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Re: Oktoberstreik 1950 in Wien
« Antwort #23 am: Gestern um 10:44:32 »
Ich kann mich erinnern, muss so in den Sechzigern gewesen sein.
Polizei holt sich eine Platte aus dem Gemeindebau immer wieder in das KOAT Leyserstraße und verprügelt sie dort.
Eines Tages geht ein Polizist durch den Gemeindebau, die Platte erwischt ihn und rächt sich. Der Polizist flüchtete mit zerrissener Hose aufs KOAT
Diese gegenseitigen Attacken wiederholten sich ab und zu.
Nicht nur aus diesem Grund stand sehr oft die Rettung vor diesem KOAT.
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N1

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Re: Oktoberstreik 1950 in Wien
« Antwort #24 am: Gestern um 18:51:10 »
Warum sollte man damals strafrechtlich gegen die Gewerkschaftsverbände vorgehen, die den kommunistischen Putsch mit vereitelt haben.
Dass die Historiographie und der ÖGB (!) von dieser platten großkoalitionären Geschichtsklitterung bereits vor zehn Jahren (!) Abstand genommen haben, ist an dir spurlos vorübergezogen?

Körperliche Gewalt war damals in einem Ausmaß normal, das sich die heutigen woken Schneeflocken überhaupt nicht vorstellen können.
Zwischen Herumgeheule wegen Anrede mit falschem Pronomen und der kritischen Betrachtung von mit Holzlatten bewaffneten Schlägertrupps besteht doch ein gewisser qualitativer Unterschied, oder? Wenn dem großen Bruder in Moskau damals wirklich an einem Sturz der Demokratie gelegen gewesen wäre, hätten dies unsere feinen gewaltaffinen Gewerkschafter wohl recht bald gecheckt und sich elegant vom Acker gemacht. Kann aber natürlich auch sein, dass sich hinter dem einen oder anderen Schläger in Wahrheit ein ganz und gar edler Charakter befand, der sich mutig einem sowjetischen Panzer entgegengestellt hätte.
"Der Raum, wo das stattfand, ist ziemlich groß."
Hans Rauscher

hema

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Re: Oktoberstreik 1950 in Wien
« Antwort #25 am: Gestern um 20:51:53 »
Herr, lass es Hirn regnen!   ::)
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N1

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Re: Oktoberstreik 1950 in Wien
« Antwort #26 am: Gestern um 21:09:22 »
Herr, lass es Hirn regnen!   ::)
Nach "Das war halt damals so" jetzt "Du bist dumm". Angesichts dieser geballten Argumentationskraft kapituliere ich selbstredend.
"Der Raum, wo das stattfand, ist ziemlich groß."
Hans Rauscher

win22

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Re: Oktoberstreik 1950 in Wien
« Antwort #27 am: Gestern um 23:03:47 »
Können wir wieder zum Thema zurückfinden anstatt ein juristisches Proseminar abzuhalten?

MK

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Re: Oktoberstreik 1950 in Wien
« Antwort #28 am: Heute um 00:17:28 »
Laut der Arbeiter-Zeitung vom 5. Oktober kam es abgesehen von kleineren Zwischenfällen zu keinen nennenswerten Fahrtbehinderungen: https://www.arbeiterzeitung.at/ausgabe/19501005a/1

Wie man am Schreibstil merkt, stand die AZ als SPÖ-Organ dem Streik kritisch gegenüber. Umgekehrt wird die Volksstimme einen großen Erfolg vermeldet haben.

Bei der ÖNB gibt es das "Neue Österreich" vom 5. Oktober 1950 als von SPÖ, ÖVP und KPÖ gemeinsam betriebener Zeitung, die ich deswegen für die vertrauenswürdigste Quelle halte:
https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nos&datum=19501005&seite=1&zoom=33

Insbesondere am Vormittag gab es erhebliche Behinderungen durch Blockaden der Betriebsbahnhöfe im sowjetischen Sektor (und des Bahnhofs Währing). Es gab weiters immer wieder Blockaden neuralgischer Punkte, z.B. Praterstern, Floridsdorfer Brücke (damals Malinowskibrücke), Matzleinsdorfer Platz, Südtiroler Platz. Als speziell fahrtbehinderte Linien werden 13, 118, 66, 67 und A/AK/B/BK genannt, wobei Letztere nur über den Ring gefahren sein sollen. Es soll auch sonst zahlreiche Ablenkungen gegeben haben, insbesondere im sowjetischen Sektor. Die Ostbahn war bei Stadlau unterbrochen, sonst keine Einschränkungen im Zugsverkehr.

Zusammengefasst: Die mit Beton ausgegossenen Schienen/Weichen dürften ein Gschichtl sein, aber ganz ohne Behinderungen des Straßenbahn- und Zugsverkehrs dürfte es nicht abgelaufen sein.

Die beschriebenen "Bauarbeiter" bzw. "Gewerkschafter" waren mit großer Wahrscheinlichkeit Franz Olahs "Privatarmee", die heimlich von den Amerikanern unterstützt wurde und dort eingreifen konnte, wo die Sowjets der Polizei das Eingreifen verbaten.
Wanderer, kommst du nach Liechtenstein,
tritt nicht daneben, tritt mitten rein!