So, wie Du das jetzt darstellst, ist es auch wieder nicht. Die Stadtbahnnetze Rhein-Ruhr, Hannover und Stuttgart sind ziemlich zeitgleich zur Wiener U-Bahn geplant und errichtet worden. Meistens hat man auch dort von U-Bahn geträumt und ist dann draufgekommen, dass die Kosten/Nutzen-Rechnung einer Stadtbahn besser ist bzw man sich die U-Bahn nicht leisten kann.
Hannover und Stuttgart sind deutlich kleiner als Wien. Rhein-Ruhr dafür ein polyzentrischer Ballungsraum (gut, ist keine Ausrede). Mag sein, dass man in Deutschland schon etwas "moderner" war als in Wien.
Nürnberg zeigt aber, dass auch eine Stadt mit der Hälfte der Einwohner Wiens komplett dem U-Bahn-Wahn verfallen ist.
Ansonsten ging der Trend damals zu Voll-U-Bahn mit Entfernung des Oberflächen-Schienenverkehrs, wie man das aus den großen Metropolen kannte (Paris, London, New York, Moskau), und wie das auch andere "moderne" Länder allgemein gemacht haben (Frankreich, Großbritannien, USA).
Deutschland hat da für mich eine interessante Sonderstellung. Einerseits sehr straßenbahnfeindlich orientiert, wie das übrige Westeuropa (Berlin, Hamburg, auch München), andererseits wurden entgegen dem Trend in den 1960ern auch zahlreiche Betriebe ausgebaut. Dort gab es also nicht nur eine starke Autolobby, sondern auch eine starke Schienenlobby.