Autor Thema: Hausabriss und Mietenpreise  (Gelesen 870213 mal)

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tramway.at

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Re: Hausabriss und Mietenpreise
« Antwort #1590 am: 30. Mai 2019, 21:54:55 »
Zerstörung eines Gründerzeitensembles in der Liechtensteinstraße 102 - die Abbruchspekulation blüht  >:(

hieß es nicht, dass diese Altbauzeile erhalten bleibt?
Harald A. Jahn, www.tramway.at

nord22

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Re: Hausabriss und Mietenpreise
« Antwort #1591 am: 30. Mai 2019, 22:24:54 »
Die an das Gebäude Liechtensteinstraße 102 anschließenden Häuser bleiben erhalten, die dürften auch nicht Kolping gehören.

nord22

WVB

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Re: Hausabriss und Mietenpreise
« Antwort #1592 am: 30. Mai 2019, 22:33:19 »
Naja, der im Rathaus erfreut sich ja auch noch bester Gesundheit (und ist m.W. der einzige vorhandene, frei zugängliche Pater Noster).
Jener ist im Trattnerhof ist auch frei zugänglich (und zum Glück nach einem mehrmonatigen Stillstand wieder in Betrieb).

Katana

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Re: Hausabriss und Mietenpreise
« Antwort #1593 am: 31. Mai 2019, 20:01:52 »
Prajo. Verbrochen, gehalten.
Ein schlechter Scherz. :(

N1

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Re: Hausabriss und Mietenpreise
« Antwort #1594 am: 31. Mai 2019, 22:22:24 »
ad Thüringerhof: so sieht also die tolle neue Bauordnung aus, die die Altbauten in der Stadt besser schützt...
In diesem Fall sind eher profitgeile Eigentümer (das sowieso) im kongenialen Zusammenwirken mit einer willfährigen Rechtssprechung verantwortlich zu machen (siehe hier). Tja, Frechheit siegt eben. >:(
"Der Raum, wo das stattfand, ist ziemlich groß."
Hans Rauscher

tramway.at

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Re: Hausabriss und Mietenpreise
« Antwort #1595 am: 31. Mai 2019, 23:10:34 »
ad Thüringerhof: so sieht also die tolle neue Bauordnung aus, die die Altbauten in der Stadt besser schützt...
In diesem Fall sind eher profitgeile Eigentümer (das sowieso) im kongenialen Zusammenwirken mit einer willfährigen Rechtssprechung verantwortlich zu machen (siehe hier). Tja, Frechheit siegt eben. >:(

Sorry, das ist eine unzulässige Verdrehung rechtlicher Tatsachen. Bis zum Inkrafttreten der neuen Regelung, dass es zum Abbruch eine "Unbedenklichkeitsbestätigung" braucht, genügte eine Bauanzeige. Kein Hauseigentümer hat unrecht gehandelt, der sein Objekt abreissen ließ. Dann kam die Neuregelung (ein übrigens schlampig formuliertes und daher angreifbares Gesetz); Die Baupolizei ließ die Abbrüche stoppen, aber es war klar, dass das vor den Instanzen eher nicht halten würde. Da ist garnix "willfährig". Obendrein gibts von der Baupolizei nicht mal einen (dann beeinspruchbaren) Bescheid betreffend Erhaltungswürdigkeit, sondern nur eine Art "Bestätigung". Das öffnet nebstbei auch alle Möglichkeiten eventueller Bestechung.

Solange das Mietrecht, dass Altbaumieten (vor 1945) unter strengen Schutz stellt, während in Neubauten beliebig verlangt werden kann, nicht geändert wird, wird sich an den Abbruchwünschen nichts ändern - ein billiger frei vermietbarer 6stöckiger Neubau ist halt lukrativer als ein 4stäckiges Gründerzeithaus mit eh schon hinigen Leitungen.

Bitte nicht falsch verstehen - mir persönlich tuts um jedes schöne alte Haus leid, aber hier werden die falschen angeschüttet. Die Politik arbeitet schlecht & schlampig, um populistisch ihre Klientel zu bedienen, aber irgendwer muss den Spaß ja auch bezahlen.
Harald A. Jahn, www.tramway.at

GS6857

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Re: Hausabriss und Mietenpreise
« Antwort #1596 am: 01. Juni 2019, 08:25:15 »
Zitat
Thüringer Hof in Hernals wird abgerissen

Im vorigen Sommer hat es einen spektakulären Abrissstopp für zahlreiche Gründerzeithäuser in allen Bezirken gegeben. Zahlreiche Besitzer sind vor Gericht gezogen. Der ehemalige Thüringer Hof in Hernals darf abgerissen werden.

Der ehemalige Thüringer Hof, ein Hotel samt Wohnungen, in der Jörgerstraße 4-8, Ecke Theresiengasse 2 ist ein klassisches Wiener Gründerzeitzinshaus mit streng historistischer Fassade. Es sollte abgerissen werden. Doch die Baupolizei verhängte einen Baustopp. Die MA 19 stufte das Haus sogar als erhaltenswürdig ein.

„Seit 12. März 2019 gibt es nun eine rechtskräftige Entscheidung, dass abgerissen werden darf“, bestätigt ein Sprecher der Baupolizei. Das Verwaltungsgericht Wien hat den verfügten Baustopp aufgehoben. Seit Ende Mai wird das Gebäude nun abgerissen.

….

Quelle: https://wien.orf.at/news/stories/2983568/

60er

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Re: Hausabriss und Mietenpreise
« Antwort #1597 am: 01. Juni 2019, 09:51:15 »
Solange das Mietrecht, dass Altbaumieten (vor 1945) unter strengen Schutz stellt, während in Neubauten beliebig verlangt werden kann, nicht geändert wird, wird sich an den Abbruchwünschen nichts ändern - ein billiger frei vermietbarer 6stöckiger Neubau ist halt lukrativer als ein 4stäckiges Gründerzeithaus mit eh schon hinigen Leitungen.
Was wäre die Alternative? Eine völlige Freigabe aller Mieten bedeutet binnen kürzerster Zeit Preissteigerungen, die ein Wohnen in der Stadt bald wirklich nur noch für Großverdiener leistbar machen. Sieht man ja in Großstädten mit liberaleren Mietgesetzen, was das Wohnen dort kostet. Der Markt regelt sich von selbst, aber eben immer nur zum Vorteil des Investors.

N1

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Re: Hausabriss und Mietenpreise
« Antwort #1598 am: 01. Juni 2019, 13:15:14 »
@ tramway.at: Nun, so eindeutig kann die Lage nicht gewesen sein, sonst hätten nicht andere Richter des Verwaltungsgerichts in ähnlich gelagerten Fällen zuungunsten der Eigentümer entschieden.  An der Geschoßhöhe und den alten Leitungen hätten überdies auch völlig freigegebene Mieten nichts geändert.
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Hans Rauscher

tramway.at

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Re: Hausabriss und Mietenpreise
« Antwort #1599 am: 01. Juni 2019, 18:38:25 »
@ tramway.at: Nun, so eindeutig kann die Lage nicht gewesen sein, sonst hätten nicht andere Richter des Verwaltungsgerichts in ähnlich gelagerten Fällen zuungunsten der Eigentümer entschieden. 

Naja - auf hoher See und vor Gericht bist du verloren. Ich betreibe laufend Prozesse wegen Urheberrechtsverletzungen, und obwohl die Sachlage immer praktisch ident ist (irgendwer veröffentlicht ein Foto aus meiner Kollektion auf seiner kommerziellen Website), sind es die Urteilssprüche nicht, manchmal verlier ich sogar, obwohl es massig gleichgelagerte Präzedenzfälle gibt.

Was wäre die Alternative? Eine völlige Freigabe aller Mieten bedeutet binnen kürzerster Zeit Preissteigerungen, die ein Wohnen in der Stadt bald wirklich nur noch für Großverdiener leistbar machen. (...) Der Markt regelt sich von selbst, aber eben immer nur zum Vorteil des Investors.

Dafür gibts ja in Wien 250.000 Gemeindewohnungen, und niemand hindert die Stadt daran, weitere zu bauen. Derzeit schaut es aber so aus, dass die Neumieter die Altmieter immer stärker subventionieren. Und: Einen PKW bekommst du innerhalb von Stunden, und zwar von praktisch geschenkt bis zu einer Million - und das, obwohn Auto fahren inzwischen ebenso als "unverzichtbares Menschenrecht" gesehen wird wie wohnen. Und da kommt kein Staat auf die Idee, regulierend einzugreifen.
Harald A. Jahn, www.tramway.at

60er

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Re: Hausabriss und Mietenpreise
« Antwort #1600 am: 02. Juni 2019, 09:57:10 »
Dafür gibts ja in Wien 250.000 Gemeindewohnungen, und niemand hindert die Stadt daran, weitere zu bauen. Derzeit schaut es aber so aus, dass die Neumieter die Altmieter immer stärker subventionieren. Und: Einen PKW bekommst du innerhalb von Stunden, und zwar von praktisch geschenkt bis zu einer Million - und das, obwohn Auto fahren inzwischen ebenso als "unverzichtbares Menschenrecht" gesehen wird wie wohnen. Und da kommt kein Staat auf die Idee, regulierend einzugreifen.
Der Vergleich ist Blödsinn. Autofahren ist ganz sicher kein unverzichtbares Menschenrecht und es leben in Wien mehr als genug Menschen ohne eigenes Auto. Wohnen muss aber jeder irgendwo, da gibt es gar keine Diskussion. Bei Mieten, die sich ausschließlich am freien Markt orientieren, werden die "Prolos" dann eben nur noch in speziellen Siedlungen am Stadtrand und im Umland wohnen können, inklusive aller damit hervorgerufenen sozialen Probleme, wie man sie z.B. aus Frankreich kennt.

Das Mietgesetz gehört natürlich grundlegend reformiert. Auch darüber, dass die Grenze zwischen Altbau und Neubau bei Baujahr 1945 Schwachsinn ist, gehört diskutiert. Oder darüber, dass Altmieter mit jahrzehntealten Mietverträgen für einen Nepp riesige Wohnungen haben und Junge schauen müssen, überhaupt etwas zu finden. Dass man aber mit einem 120 Jahre alten und daher eh zigfach abbezahlten Altbau nicht genau den gleichen Profit machen kann, wie mit einem Neubau, der sich natürlich refinanzieren muss, ist aber prinzipiell schon gerecht.

Klingelfee

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Re: Hausabriss und Mietenpreise
« Antwort #1601 am: 02. Juni 2019, 10:34:29 »
 Da gebe ich dir vollkommen Recht. Nur solange es wesentlich günstiger und Ertragreicher ist ein Haus einzureissen und ein neues hin zu stellen, wirst du kaum verhindern, das dies Hauseigentümer machen. Noch dazu, wo in Altbauten die Raumaufteilung nicht mehr der heutigen Zeit entsprechen.
Bitte meine Kommentare nicht immer als Ausrede für die WL ansehen

T1

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Re: Hausabriss und Mietenpreise
« Antwort #1602 am: 02. Juni 2019, 13:10:32 »
Dafür gibts ja in Wien 250.000 Gemeindewohnungen, und niemand hindert die Stadt daran, weitere zu bauen. Derzeit schaut es aber so aus, dass die Neumieter die Altmieter immer stärker subventionieren. Und: Einen PKW bekommst du innerhalb von Stunden, und zwar von praktisch geschenkt bis zu einer Million - und das, obwohn Auto fahren inzwischen ebenso als "unverzichtbares Menschenrecht" gesehen wird wie wohnen. Und da kommt kein Staat auf die Idee, regulierend einzugreifen.
Der Vergleich ist Blödsinn. Autofahren ist ganz sicher kein unverzichtbares Menschenrecht und es leben in Wien mehr als genug Menschen ohne eigenes Auto. Wohnen muss aber jeder irgendwo, da gibt es gar keine Diskussion. Bei Mieten, die sich ausschließlich am freien Markt orientieren, werden die "Prolos" dann eben nur noch in speziellen Siedlungen am Stadtrand und im Umland wohnen können, inklusive aller damit hervorgerufenen sozialen Probleme, wie man sie z.B. aus Frankreich kennt.

Das Mietgesetz gehört natürlich grundlegend reformiert. Auch darüber, dass die Grenze zwischen Altbau und Neubau bei Baujahr 1945 Schwachsinn ist, gehört diskutiert. Oder darüber, dass Altmieter mit jahrzehntealten Mietverträgen für einen Nepp riesige Wohnungen haben und Junge schauen müssen, überhaupt etwas zu finden. Dass man aber mit einem 120 Jahre alten und daher eh zigfach abbezahlten Altbau nicht genau den gleichen Profit machen kann, wie mit einem Neubau, der sich natürlich refinanzieren muss, ist aber prinzipiell schon gerecht.
Haralds Begeisterung für die NEOS aufgrund deren ÖV-Vorschläge dürfte sich auch auf andere Politikbereiche auswirken >:D

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Re: Hausabriss und Mietenpreise
« Antwort #1603 am: 02. Juni 2019, 17:29:05 »
Noch dazu, wo in Altbauten die Raumaufteilung nicht mehr der heutigen Zeit entsprechen.
Die Raumaufteilung in Neubauten ist aber auch oft genug komplett unbrauchbar. Hier wird versucht, die maximale Wohnfläche herauszuschinden und dann bekommt man eben Grundrisse, die eher seltsam sind.
"das korrupteste Nest auf dem weiten Erdenrund"
Mark Twain über die Wienerstadt.

Klingelfee

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Re: Hausabriss und Mietenpreise
« Antwort #1604 am: 02. Juni 2019, 17:34:49 »
Noch dazu, wo in Altbauten die Raumaufteilung nicht mehr der heutigen Zeit entsprechen.
Die Raumaufteilung in Neubauten ist aber auch oft genug komplett unbrauchbar. Hier wird versucht, die maximale Wohnfläche herauszuschinden und dann bekommt man eben Grundrisse, die eher seltsam sind.

Da gebe ich dir Recht. Bei so manchen Neubau frage ich mich auch, was für Pillen die Architekten nehmen. Aber ich war lange Zeit auf Wohnungssuche und kann nur sagen, dass die ganzen Altbauwohnungen noch schlimmer waren. Noch dazu Wohnungen, wo das WC und Bad erst im nachhinein in der Wohnung eingebaut wurden. Und daran krank es meistens.
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