Der Wohnraum wird künstlich knapp gehalten, weil bei günstigeren Preisen die Gewinne der Immobilienhaie schrumpfen – ein klassischer Fall von Marktversagen, unter anderem hervorgerufen durch den völlig absurden Umstand, dass die Mietobergrenze vom Alter des Gebäudes abhängt. Wenn man nur wollte, wäre beispielsweise die Seestadt längst fertig bebaut. Aber nur durch die elendslangsame Entwicklung des Gebiets ist es möglich, den AutoCAD-Billigoutput-Einheitsbrei zu elitären Preisen zu verschachern.
Das ist kein Marktversagen, was du da ansprichst, sondern das ist exakt so, wie "der Markt" funktioniert. Wer was verkaufen möchte, muss das Gut oder die Dienstleistung rar machen.
Problematisch ist natürlich, dass die Stadt selbst nicht mehr als Bauträger auftritt. Denn damit fehlt ein Akteur, der (zumindest prinzipiell) kein Interesse an Profit hat, sondern ein Interesse an einer Wohnungsvergabe an Menschen, die wirklich einen Wohnbedarf haben. Ob das Wiener Wohnen tatsächlich optimal bewerkstelligt haben, ist eine andere Diskussion und kann hier an dieser Stelle kaum geklärt werden.
Was die Preise auch in die Höhe treibt, sind natürlich die Förderungen für Eigentum und Miete. Denn geförderte Wohnungen können nur bei Quadratmeterpreisen unter einer bestimmten Grenze errichtet werden. Die Grundpreise in Wien sind aber bereits heute jenseits von Gut und Böse, wodurch die Förderbedingungen kaum noch erfüllt werden können. Also baut man halt vermehrt frei finanziert - und entsprechend teurer bzw. "exklusiver". Die Förderungen für Eigentum sind sowieso hinterfragenswert, weil wieso sollte die Allgemeinheit dafür aufkommen, dass jemand einzelner sich Besitz und somit Vermögen schafft?
Und last but not least sind natürlich auch die demographischen Rahmenbedingungen preissteigernd. Bei einem Bevölkerungswachstum von ca. 25.000 bis 30.000 Bewohnern pro Jahr (ca. 1 1/2 Seestädte) - 2015 waren es sogar 40.000 - ist klar, dass auch die Wohnungsnachfrage steigt. Es dauert aber einige Jahre, die Wohnungsproduktion anzukurbeln; eine Wohnung kann man nicht bestellen wie ein Glas Bier.
Wobei ja an sich die Preise schon ziemlich am Zenith angekommen sind. Es ist nur die Frage, warum sie kaum noch steigen. Entweder, weil doch mehr gebaut wird und somit das Angebot steigt. Oder aber, weil "der Markt" einfach keine höheren Preise mehr zulässt. Wenn ich für ein Gut mehr verlange, als bezahlt werden kann, kann ich es auch nicht verkaufen, egal wie notwendig es der Kunde bräuchte.