Große Sprünge kann man mit Richtwert-Mieteinnahmen nicht machen und sollte was Größeres geplant sein (Fassadensanierung, Stiegenhaussanierung) muß oft jahrelang angespart werden. […] Der Erhalt eines Gründerzeit-Zinshauses ist keine Geldeinnahmequelle, sondern eher eine Liebhaberei
…genauso passiert es im gegebenen Fall, und die Selbstverständlichkeit, es so zu betreiben, liegt wohl daran, dass es bei einem Haus
dieser Familientradition völlig außer Diskussion steht, es zu veräußern. Kein Minusgeschäft, aber mit den erwähnten Sanierungen alle paar Jahre einmal bleibt ein Nullsummenspiel.
Wenn der Hausherr sich die Erhaltung des Gründerzeithauses nicht mehr leisten kann, tut er flugs das Haus parifizieren und die Wohnungen einzeln abverkaufen. Dann kann er sich schon mit ein bis zwei Mille zur Ruhe setzen
Genau hier beißt sich die Schlange in den Schwanz: Um dies hintanzuhalten, bedarf es der Anreize für den Eigentümer, dieses auch zu hegen und zu pflegen statt zu veräußern. Und was ist der größte Anreiz für so etwas? Möglichst wenig Regulierung hinsichtlich des Eigentums und seiner Fruchtziehung. Der Wiener Wohnungsmarkt der letzten Jahrzehnte hat immer dann am besten funktioniert, wenn die Eingriffe ins Eigentumsrecht vergleichsweise milde waren; zugleich bin ich Realist genug, um sehr wohl zu sehen, dass völlige Deregulierung gerade im Kerngebiet menschlichen Wurzelschlagens in Form des Wohnens auch nicht immer für gedeihliche Umstände sorgt. Der Königsweg? Wie wird ein heute nur mehr wenig bekannter Bundeskanzler so häufig zitiert: «Es ist alles sehr kompliziert». Jedem, der undifferenziert auf eine der beiden Seiten einschlägt – die Mieter oder die Eigentümer –; dem sei einmal die jeweils andere Position ans Herz gelegt.