Den Plattenbauten der 70er- und 80er-Jahre wurde verschiedentlich ihre Monotonie zum Vorwurf gemacht. Deshalb hat sich unter den Architekten offenbar in einem hohen Maß die Vorstellung durchgesetzt, man müsse beispielsweise nur die Fenster völlig wirr auf dem Baukörper verteilen, damit der Angelegenheit die Monotonie und Fadesse genommen wird. Ein ideales Gebäude sieht nach dieser Denkschule überhaupt so aus, als hätte es der Charakter Numerobis aus dem Zeichentrickfilm "Asterix und Kleopatra" entworfen (abzüglich des Zierrats). Da die Statik in der Realität des 21. Jahrhunderts zweifellos fortgeschrittener ist als im fiktionalen alten Ägypten, fallen diese Prachtbauten auch nicht bei der ersten falschen Bewegung in sich zusammen. Kommen noch begrünte Fassaden ins Spiel, wird der verantwortliche Architekt gleichsam zum Klimaretter, wenigstens ein Stück weit. Spätestens dann ist ihm der Applaus der vereinigten Architektenschaft und aller fortschrittlichen Geister sicher. Man kann allerdings davon ausgehen, dass das Grün von der Fassade nach wenigen Jahren verschwinden wird, das Gebäude selbst nach wenigen Jahrzehnten. Aber da sind die Claqueure längst weitergezogen.
Interessanterweise sieht das übliche österreichische Einfamilienhaus, bei dem in der Regel der Bauherr auch später darin wohnt, nur in den seltensten Fällen so aus wie auf dem ersten Bild von tramway.at.