"Vom bedeutenden Kapitel der Wiener Stadtgeschichte mit seinem Jugendstil-Geländer zur kaputtgebaggerten Ruine: Vom Leiner in der Mariahilfer Straße ist kaum noch etwas übrig. Wie berichtet, entsteht an der Adresse ein seelenloser Shopping-Klotz. Das neue Bauvorhaben von Finanzjongleur René Benko löst bei den Wienern jedenfalls keine Begeisterungsstürme aus."
so sieht tendentiöse Formulierung aus 3:)
Vom echten alten Kaufhaus ist fast nichts übrig, die Bausubstanz über Jahrzehnte ruiniert und verbastelt, die Treppe als Torso in der Luft gehangen. Die einzige erhaltenswerte Gründerzeitfassade wird eh erhalten. Die Skelettstruktur des alten Kaufhauses war aus Brandschutzgründen schon zigmal ummantelt, das Haus war unübersichtlich, die Geschoße niedrig. So what? Das neue Projekt bringt die sehr sinnvolle Öffnung zum Museumsquartier, damit ein riesiges Fußwegnetz von der Mariahilfer Straße bis zum Volkstheater. Die neue Fassade ist Geschmackssache, aber wohl besser als der Altbestand, und die Dachgärten eine Aufwertung.
In der Wien-Ausgabe der Samstagskrone ist auf S 29 ein großer Werbeartikel für das neue Kaufhaus; vielleicht ein Reaktion auf den polemischen redaktionellen Artikel? Vielleicht wollte man auf diese Weise auch nur zu so einem Werbeartikel 'motivieren'?
Die Visualisierungen des O.M.A-Entwurfes sehen nicht schlecht aus; auch auf der Seite des Projektes:
https://www.signa.at/de/signa-times/kadewe-fuer-wien/ habe ich aber keine Infos gefunden, woraus die Fassade denn eigentlich sein soll. Im Renderung sieht es ja fast wie weißer Marmor aus, das wirds wohl eher nicht sein

. Vom Fassadenmaterial wird stark die Wirkung abhängen: in Blech oder Betonelementen wirds eher billig nach Deutschem Kleinstadt-Karstadt aussehen, in Putz eher zurückhaltend, in hellem Kalkstein etwas monumental, aber durch die filigrane Fassadenstruktur trotzdem nicht klotzig.
Ganz im Gegensatz zum Peek & Cloppenburg in der Kärntner Straße von David Chipperfield Architects, der durch die tiefen Fensterlaibungen für den Standort viel zu klobig und durch die fehlende Rhytmisierung der Fassade zu monoton wirkt:
https://www.google.com/maps/@48.205328,16.3710782,3a,75y,68.35h,117.71t/data=!3m6!1e1!3m4!1sI2usdUWAXJtc073OZRXk7w!2e0!7i13312!8i6656Im Kraut-und-Rüben-Städtebau der Seestadt wäre das aber durch die hochwertige Steinfassade fast schon eine Offenbarung!