Von Bydgoszcz ging es nach Warschau, wo es 5 Linien gibt, die mit historischem Wagenmaterial betrieben werden. Zwei davon (T und 36) sind Straßenbahnlinien.
Welche Typen zum Einsatz kommen, kann man hier sehen:
https://kmkm.waw.pl/wlt-co-jezdzi/Fahrpläne findet man hier:
https://www.ztm.waw.pl/rozklad_nowy.php?c=182&l=1 [ Für Gäste keine Dateianhänge sichtbar]
Ich hatte ein Zimmer in einem Hotel in Praga, am rechten Weichselufer, nicht weit vom Dworzec Wileński (Vilniuser Bahnhof) entfernt. Ein 116Na, umgangssprachlich U-Boot genannt, überquerte gerade die Al. Solidarności (Solidaritätsallee, benannt nach der ersten freien Gewerkschaft Solidarność) und fährt in die Haltestelle Dworzec Wileński ein. Im Hintergrund die orthodoxe Sobór św. Marii Magdaleny (Maria-Magdalenen-Kathedrale).
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Dem U-Boot folgt ein Solo-105er. In Doppeltraktion sieht man die Wagen in Warschau an Wochenenden selten.
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Auf der Most Poniatowskiego (Poniatowskibrücke) begegnen sich zwei 116Na als 25er. Ich mag diese lange Brücke über die Weichsel. Hier ist unter der Brücke jedoch nicht die Weichsel, sondern der Stadtteil Powiśle. Die Brücke ist über einen halben Kilometer lang und die Auf-/Abgänge zur/von der Brücke sind schön gestaltet (weiße Gebäude am Bildrand). Hier ist eine der wenigen Langsamfahrstellen für die Straßenbahn. In die Gegenrichtung (hinter mir) darf die Straßenbahn 60 fahren.
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Gleich hinter dem 25er fährt ein 24er. Bei diesen Fahrzeugen handelt es sich um die letzte Serie, die Konstal für Warschau gebaut hat, allerdings bereits unter dem Namen Alstom-Konstal.
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Blick in Richtung Praga. Ein 120N (Typenfamilie Tramicus) nähert sich als 9er in Richtung P+R Aleja Krakowska (P+R Krakauer Allee) der Haltesetlle Most Poniatowskiego. Im Hintergrund Stadion Narodowy (Nationalstadion), welches bei Nacht beleuchtet ist. Dabei entsteht der Eindruck, als ob sich die weiß-roten Zierelemente bewegten, was eine wehende Flagge symbolisieren soll.
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Dieser Pesa 120Na (Typenfamilie Swing) hat soeben die Haltestelle Centrum verlassen. Im Hintergrund tront der Pałac Kultury i Nauki (Palst der Kultur und Wissenschaft), kurz einfach Pałac Kultury (Kulturpalast) genannt. Er ist immer noch das höchste Gebäude Polens. Mir gefällt der sozialistische Zuckerbäckerstil. Schön ist auch, dass die ihn umzingeldenden Wolkenkratzer das moderne Polen repräsentieren. In dem 42 Stockwerke zählenden Koloss befinden sich ein Kino, Theater, eine Diskothek, diverse Ausstellungsräume, diverse Gastronomiebetriebe, Anwaltskanzleien und vieles mehr. Ganz oben ist eine Aussichtsterrasse.
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Danach ging es zum Plac Narutowicza (Narutowiczplatz), wo alle historischen Straßenbahnen enden/beginnen. Narutowicz war erster Präsident Polens der Zwischenkriegszeit und wurde bald nach seiner Wahl von einem Nationalisten ermordert. Wer jetzt glaubt, dass das M für Muzeualny (Museal, Museums-) steht, der irrt. Das M steht für Mokotów, einem Bezirk im Süden Warschaus. Die Linie wird von genanntem Bezirk finanziert, die Mitfahrt ist gratis. Die Linie M verkehrt jedes Wochenende vom Plac Narutowicza zur Schleife Metro Wilanowska, von dort nach Służewiec und von dort wieder zum Plac Narutowicza. Sowohl die Metrostation Wilanowska, als auch Służewiec befinden sich in Mokotów. Mit an Bord ist ein Touristenführer, der Interessantes zum Bezirk erzählt. Zum Einsatz kommt immer der am Foto gezeigte N.
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Der N bei der Ausfahrt aus der Schleifenanlage am Plac Narutowicza. Im Hintergrund Kościół Niepokalanego Poczęcia NMP (Kirche der unbefleckten Empfängnis). Der Plac Narutowicza ist interessant, da hier viel Bausubstanz aus der Zwischenkriegszeit erhalten ist, was in Warschau durchaus Seltenheitswert hat.
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Auch in Warschau gibt es kurze Niederflurwagen. Zu sehen ein Pesa 134N (Typenfamilie Jazz).
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Der K beim Befahren der Schleife. Die Kirche macht sich gut im Hintergrund. Der Wagen ist Baujahr 1940. Ähnlich wie in Wien, wurden Triebwagen in Warschau mit Großbuchstaben bezeichnet. Die Geschichte der Wagen ist überaus interessant. In den 30ern baute man das Netz aus und man brauchte neue Fahrzeuge. 1939 gewannen zwei Firmen eine Ausschreibung über 60 Tieb- und 40 Beiwagen. Die Gewinner waren Zjednoczone Huty Królewska i Laura (Vereinigte Hütten Królewska und Laura) in Katowice und die Danziger Waggonfabrik. Bei Kriegsausbruch waren die Wagen in unterschiedlichen Produktionsstadien. Sie kamen nach Berlin, wo sie im Fahrgasteinsatz waren und als TF40 bezeichnet wurden. Die Wagen aus Danzig erhielten die Betriebsnummern 3901-3920, die Wagen aus Katowice 3921-3960. Nach dem Krieg wollte Warschau die Wagen wiederhaben. Es konnten 51 Wagen und 4 Wracks, von denen man das Fahrgestell verwenden konnte, nach Warschau geholt werden. Anfangs überlegte man die K auf 1525 mm umzuspuren. Schließlich hatte Warschau damals noch russische Breitspur, da die Stadt bis 1918 im russischen Teil lag. Wenig später beschloss man jedoch das Netz auf Normalspur umzuspuren. Im Jänner 1946 fuhren die ersten K im Fahrgasteinsatz auf Warschaus Gleisen und zwar auf den Linien 12 und 14.
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Bei der Einfahrt in die Einstiegshaltestelle.
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Ich fuhr zwei Haltestellen zum Plac Zawiszy mit. Hier befindet sich die SKM-, KM- und WKD-Station Warszawa Ochota (Warschau Ochota). Dementsprechend könnte man die Haltestellen hier auch einfach Ochota oder Ochota PKP nennen. SKM steht für Szybka Kolej Miejska (Stadtschnellbahn), KM für Koleje Mazowieckie (Masowsche Eisenbahnen, Masowien ist die Wojewodschaft, in der Warschau liegt) und WKD steht für Warszawska Kolej Dojazdowa (Warschauer Lokalbahn). Hier ist die Kolej Średnicowa (Durchmesserbahn), die quer durch Warschau verläuft und zwar von Warszawa Zachodnia (Warschau West) bis Warszawa Wschodnia (Warschau Ost), wo auch Fernverkehrszüge halten. Die Bahnstrecke ist viergleisig, Fern- und Nahverkehr sind voneinander getrennt. Zusätzlich hat bis Warszawa Śródmieście WKD (Warschau Mitte WKD) nahe Warszawa Centralna (Warschau Zentralbahnhof) die WKD ihre eigene zweigleisige Strecke. Bis in die 70er verkehrte die WKD ähnlich der Badner Bahn in Wien in der Stadt als Straßenbahn und außerhalb als Eisenbahn. Mittlerweile ist die WKD zu 100% eine Vollbahn.
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Mit der nächsten Straßenbahn ging es zurück zum Plac Narutowicza. Hier der ex-posener 102N (Baujahr 1969). Die Tramwaje Warszawskie (Warschauer Straßenbahnen) haben auch noch einen 102Na aus Posen. Dieser ist aber momentan nicht fahrfähig und wartet auf seine Instandsetzung.
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Eigentlich sollte am T als zweiter Kurs ein anderer N fahren. Doch von den Schaffnern des K habe ich schon gehört, dass ein Ersatzfahrzeug fahren wird. Hier ein 4N (Baujahr 1957).
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Am 36er war auch ein modernisiertes 13N-Gespann unterwegs. Diese Wagen haben Außenschwenktüren, anstatt wie ursprünglich Falttüren. Zudem ist der Fahrerplatz an die 105Na angepasst und ein durch Mark und Bein gehender penetranter Türschließwarnton beglückt die Fahrgäste. Auffällige Merkmale sind die zwei Scheinwerfer (ursprünglich nur einer mittig) und das Fehlen des Zielschildes. Dafür wurde die große Zifferntafel im Zielschildkasten mittig angebracht.
Gut, dass es nur bei diesem Zweiwagenzug blieb. Die restlichen 13N wurden nicht derart umgebaut.
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Mit dem Zug ging es zur anderen Endstation Metro Marymont.
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Am Plac Bankowy (Bankenplatz) gelang mir noch ein Typenfoto. Die Wagen werden umgangssprachlich Żaba (Frosch) genannt. Mitfahren ist immer noch schön. Die Wagen heulen so richtig beim Beschleunigen und Bremsen.
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Zwischendurch was Modernes: Ein 120Na als 18er in Richtung Żerań FSO. FSO steht für Fabryka Samochodów Osobowych (PKW-Fabrik), wo Autos gebaut wurden, die heute Kultstatus haben, z.B. der 125p, der die Lizenzversion des Fiat 125 ist.
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Stark sandend fährt dieser Tramicus in die Haltestelle Plac Bankowy ein.