Autor Thema: Hyperloop  (Gelesen 71634 mal)

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Der Einbügler

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Re: Hyperloop
« Antwort #60 am: 15. Januar 2024, 18:06:42 »
Weils zum Thema paßt:
https://www.booklooker.de/B%C3%BCcher/Otmar-Krettek+Rollen-Schweben-Gleiten-Unkonventionelle-Verkehrsmittel-gestern-heute-morgen-im/id/A02fTfyb01ZZ1

Ich habe dieses herrliche Buch hier im Regal stehen- mit ein paar Gläsern Hopfentee, und bei manchen Kapiteln auch etwas stärkeren Mitteln, lassen sich diese Hirnergüsse der vergangenen Jahrzehnte gut aushalten. Auch Varianten des Hyperloop sind da drin enthalten, nebst weiteren Projekten, welche größtenteils zum Glück das Zeichnungsstadium nicht verließen. Prost!  ^-^

Katana

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Re: Hyperloop
« Antwort #61 am: 15. Januar 2024, 18:26:37 »
"Dann muß man eben Vakuumdruck einfüllen."

Zitat eines besser ungenannt bleibenden Physikprofessors.  ;D
Ich kannte mal Physiker, die haben am Ende von bestimmten Prozessschritten aus dem Gefäß "das Vakuum ausgelassen" und natürlich scherzhaft gemeint.
Ist aber nicht mal so wundersam, weil ja praktisch Jeder beim Kühlschrank oder beim Fenster die "kalte Luft raus- oder reinlässt". Wo die Techniker doch wissen, dass es Kälte nicht gibt, nur Wärme.

der Aufguss einer 100 Jahre alten Video,
Vor hundert Jahren hat man Film dazu gesagt.

Das Ganze war nicht mal wirklich seine Idee, sondern nur der Aufguss einer 100 Jahre alten Video Idee, mit der er in den Medien sich mal wieder wichtig gemacht hat.
Ergänzung und Korrektur auf Verdacht.

haidi

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Re: Hyperloop
« Antwort #62 am: 15. Januar 2024, 20:17:13 »
"Dann muß man eben Vakuumdruck einfüllen."

Zitat eines besser ungenannt bleibenden Physikprofessors.  ;D
Warum?
Er hat ja vollkommen  Recht, auch Vakuum ist ein Druck - nur kein Überdruck.
Microsoft is not the answer. It's the question and the answer is NO.

coolharry

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Re: Hyperloop
« Antwort #63 am: 16. Januar 2024, 07:17:58 »
Wo die Techniker doch wissen, dass es Kälte nicht gibt, nur Wärme.

Wärme ist subjektiv. Alles andere ist Energie. Mal mehr, mal weniger Energie die abgegeben wird.

Weil ein menschlicher Hühnerstall nicht der Weisheit letzter Schluß sein kann.

Schienenchaos

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Re: Hyperloop
« Antwort #64 am: 16. Januar 2024, 22:48:16 »
Es kursiert die Geschichte, dass der Hyperloop primar dafür lanciert und medial am Leben erhalten wird, um Investitionen in die klassische Eisenbahn zu bremsen und damit den Absatzmarkt für Tesla unangefochten zu lassen.
Denn wer will schon in ein 200 Jahre altes System investieren, wenn es doch - versprochen: eh bald! - so futuristische Alterniativen geben könnte.

coolharry

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Re: Hyperloop
« Antwort #65 am: 17. Januar 2024, 11:09:10 »
Es kursiert die Geschichte, dass der Hyperloop primar dafür lanciert und medial am Leben erhalten wird, um Investitionen in die klassische Eisenbahn zu bremsen und damit den Absatzmarkt für Tesla unangefochten zu lassen.
Denn wer will schon in ein 200 Jahre altes System investieren, wenn es doch - versprochen: eh bald! - so futuristische Alterniativen geben könnte.

Das schaffen die Amis auch ohne Hyperloop und Co. Amtrak ist nach wie vor irgendwie am Sand. Trotz Erneuerung des Wagenparks (bekommen Wagen die mit unserem Railjet verwandt sind).
Allerdings befindet sich die California High Speed Rail bereits in Bau. Langsam aber doch.
In Florida ist die Bright Line recht erfolgreich, zumindest im Marketing. Wie es dort mit Fahrgastzahlen aussieht weiß ich nicht, aber da sich mittlerweile Disney und andere große Betreiber von Einkaufstempeln und Vergnügungsarealen um einen Anschluß buhlen, sagt schon was aus.
Weil ein menschlicher Hühnerstall nicht der Weisheit letzter Schluß sein kann.

Vineyard

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Re: Hyperloop
« Antwort #66 am: 31. August 2025, 22:04:02 »
Ich habe mir mal überlegt, wo ich es poste und ich mache es mal in diesem Thema.

https://youtu.be/3APay0wgYt0?si=gTQQkTP3XT78Ou9H

Hier geht es nicht um Hyperloop, sondern um Maglev. Der Videoautor geht generell mit der Technik hart ins Gericht und hat imo. teilweise recht.

https://www.zeit.de/online/2008/14/transrapid-gruende-des-scheiterns/komplettansicht

Ein ZEIT Artikel aus dem Jahr 2008 geht in eine ähnliche Richtung. Es war zusammengefasst eine "Gadgetbahn" Lösung, für Probleme, die letztendlich mit konventioneller Technik gelöst wurden.

Einzig allein beim Cho Shinkansen muß ich einigen Leuten aus den Videokommentaren recht geben. Die Verzögerungen und Kostensteigerungen haben primär mit den Tunnelbauten zu tun. (Eine Präfektur hatte sich da quergestellt, das wurde aber mittlerweile gelöst.) Und... naja, ich sag mal Semmering Basisstunnel. (Die Maglev Technik beim jap. Model ist deutlich ausgereifter als die des Transrapid.)

tramway.at

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Re: Hyperloop
« Antwort #67 am: 31. August 2025, 22:42:28 »
Ich habe erst unlängst einen Artikel dazu veröffentlicht, vielleicht interssiert er euch:
Harald A. Jahn, www.tramway.at

Vineyard

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Re: Hyperloop
« Antwort #68 am: 22. September 2025, 11:10:47 »
Oha, habe erst jetzt den Post bemerkt.

Danke, guter Artikel.

T1

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Re: Hyperloop
« Antwort #69 am: 22. September 2025, 22:27:09 »
Ja, auch ein Danke von mir, solche Artikel kann es gar nicht genug geben! :up: :up:

38ger

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Re: Hyperloop
« Antwort #70 am: 23. September 2025, 22:17:32 »
Ich habe erst unlängst einen Artikel dazu veröffentlicht, vielleicht interssiert er euch:

Das meiste was im Artikel steht stimmt schon, aber ein paar Sachen fehlen mir dann doch noch, auch wenn ich grundsätzlich ein Eisenbahnfan bin: Abseits von den genannten Vorteilen der Eisenbahn gegenüber so manchen unausgegorenen Alternativideen gibt es sehr wohl auch das Flugzeug, welches nicht nur auf Langstrecken, sondern selbst bei Distanzen von unter 500km die Eisenbahn bei der Attraktivität sehr alt aussehen lässt. Gerade im grenzüberschreitenden Verkehr ist HGV fast nicht vorhanden und selbst in Wien wo wir eigentlich in DER europäischen! Nachtzugdrehscheibe schlechthin wohnen muss man zugeben dass selbst so wichtige Ziele wie Paris, Amsterdam und Brüssel, aber auch die näheren Ziele wie Berln, Zürich oder Rom die Konkurrenz mit dem Flugzeug nicht aufnehmen können. Ergattert man nicht zufällig noch ein Sparschieneticket, dann ist selbst im Sitzwagen das Ticket deutlich teurer als das Flugzeug. Bei Liege/ oder Schlafwagen zahlt man selbst mit Vorteilscard schon mehr als für ein Flugticket und ein Hotelzimmer.
Auch die im Bau befindliche Magnetschwebebahn in Japan fehlt mir. Beim dortigen Wirtschaftsniveau und der dort herrschenden Siedlungsdichte kann ich mir durchaus gut vorstellen dass diese Bahn ein großer Erfolg wird obwohl das Shinkansennetz dort super ausgebaut ist.

tramway.at

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Re: Hyperloop
« Antwort #71 am: 23. September 2025, 23:11:00 »
Das meiste was im Artikel steht stimmt schon, aber ein paar Sachen fehlen mir dann doch noch, auch wenn ich grundsätzlich ein Eisenbahnfan bin: Abseits von den genannten Vorteilen der Eisenbahn gegenüber so manchen unausgegorenen Alternativideen gibt es sehr wohl auch das Flugzeug, welches nicht nur auf Langstrecken, sondern selbst bei Distanzen von unter 500km die Eisenbahn bei der Attraktivität sehr alt aussehen lässt.
(...)
Auch die im Bau befindliche Magnetschwebebahn in Japan fehlt mir. Beim dortigen Wirtschaftsniveau und der dort herrschenden Siedlungsdichte kann ich mir durchaus gut vorstellen dass diese Bahn ein großer Erfolg wird obwohl das Shinkansennetz dort super ausgebaut ist.

da hast du recht, aber das ist kein systemischer Vor/Nachteil (und würde sich durch eine andere Art der Spurführung auch nicht ändern). Das ist eine organisatorische Sache, die man ohne Änderung der schweren Infrastruktur korrigieren könnte.

Die japanische Magnetbahn kenne ich (noch) nicht, und es gibt da ja auch noch keine Erfahrungen. Das Problem bei den Sonderlösungen (und speziell bei den schnellen) sind ja Sachen wie Zugfolge, Weichen, Gefäßgröße, Einbindung in den Bestand. Wenn ich Frankreich sehe, dass ein TGV von Paris kommend mit 320 km/h fast bis nach Nantes fährt und dann über Altstrecken umsteigefrei weiter in den Ferienort La Baule, um dann im Fischerdorf Le Croisic in einem niedlichen Provinzbahnhof zu enden, kann ich nur sagen, alle andern Lösungen können da nicht mit.
Harald A. Jahn, www.tramway.at

Vineyard

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Re: Hyperloop
« Antwort #72 am: 24. September 2025, 07:50:43 »
Die mangelnde Verknüpfung ist ein Problem, welches viele Pro Bahn Leute in diversen Videos schon angesprochen haben.

Ein Flaschenhals ist ja leider Deutschland.

Was Japan betrifft:

Das Video, welches ich oben gepostet habe, ging mit dem Cho Shinkansen ziemlich hart ins Gericht, was aber einige Leute als ziemlich unfair betrachteten.

Das Problem ist nicht die Technologie, welche im Vergleich zum Transrapid deutlich ausgereifter ist, es ist der Streckenbau, wo recht viele Tunnel gebaut werden müssen, welches lokale Blockaden ausgelöst hat.

Anid

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Re: Hyperloop
« Antwort #73 am: 24. September 2025, 12:43:21 »
Der Transrapid war zu seiner Zeit dem japanischen System weit überlegen, hatte er doch schon 1991 volle Einsatzreife erlangt. Die Strecke zum Airport Shanghai ist im Prinzip genau diese Technik und hat bis heute eine extrem hohe Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit von mehr als 99%. China hatte sich seinerzeit gegen ein komlettes Transrapidnetz entschieden, da fast die gesamte Technologie aus Deutschland hätte lizensiert werden müssen und das kostenmäßig nicht mit ihrer "Made in China"-Strategie zusammengepasst hätte.

Mittlerweilse sind gut 20 Jahre vergangen, China hat inzwischen die Kerntechnologie lizensiert und den Rest selbst entwickelt bzw. reverse-engineered. Ergebnis ist der CRRC CF600, eine auf 600km/h Betriebsgeschwindigkeit ausgelegte Transrapid-Weiterentwicklung die aber die gleiche Spurweite und Technologie aufweist. Meines Wissens nach sind mehrere Strecken im konkreter Planung seit einigen Jahren und sind als Ersatz für den Flugverkehr auf diesen Relationen vorgesehen.

Der große Vorteil von Ultrahochgeschwindigkeitssystemen wie dem Transrapid oder dem Chuo Shinkansen gegenüber dem Flugverkehr ist, dass die Stationen in den Stadtzentren situiert werden können, weshalb an/abreise vom Flughafen sowie die Wartezeiten völlig entfallen. An den Knotenbahnhöfen kann man bequem in den Regionalverkehr umsteigen. Dazu kommt, dass sie prinzipbedingt deutlich schneller beschleunigen können was die Gesamtreisezeit bei häufigen Stopps reduziert. Der ICE-3 braucht 18km um auf 300 zu kommen, der Transrapid weniger als 6km.
Die gesamtreisezeit Wien-Berlin ließe sich mit dem Transrapid auf 2.5 Stunden reduzieren, von Zentrum zu Zentrum. Die gleiche Relation dauert mit dem Flugzeug eher 6-7 Stunden. Von Nachhaltigkeit und Klimaschutz red ich da noch gar nicht.

Auch der TGV und der Chinesische konventionelle Hochgeschwindigkeitsverkehr verkehrt zum allergrößten Teil auf rein dafür geschaffener, vom Restverkehr unabhängiger Infrastruktur - im Gegensatz zum ICE, der in den 80ern und 90er als Ergänzung zu einem unabhänhigen Transrapid-Netz geplant war.

Die Absage der Strecke Hamburg-Berlin (Baukosten ca. 5 Mrd. Euro, preisstand 1999 - inflationsbereinigt ca. 8 Mrd. Euro, realistisch eher 10) wurde zu einem großen Teil durch NIMBYs und politischem Populismus verursacht - und am Ende von Bahnchef Mehdorn begraben, der keine interne Konkurrenz für den ICE wollte und sich dann schließlich zum Flughafen BER vertschüsst hat, mit bekanntem Ausgang.
Die Strecke zu Flughafen München war natürlich ein reinger PR-Gag ohne großen Verkehrsnutzen, geplant rein um die Technologie zu demonstrieren.

Interessanter Fakt am Rande: High Speed 2 im Vereinigten Königreich war ursprünglich als Transrapid-System ("Ultraspeed") geplant, mit Kosten von 60 Mrd. Pfund zwischen London und Glasgow (!), getragen zu einem guten Teil vom Konsortium ThyssenKrupp/Siemens als PPP. Die Kosteneinsparungen pro KM gegenüber HS1 hat man durch den kleineren Fußabdruck des Fahrweges sowie der Bündelung mit Autobahnen erreichen wollen, das erklärt auch die vergleichsweise niedrigen Kosten für die Strecke Berlin-Hamburg.

Man hat sich schließlich durch die Absage der Strecke Hamburg-Berlin und den Münchner Kostensteigerungen (verursacht hauptsächlich durch hohe Tunnelkosten) entschieden, HS2 als konventionelles Hochgeschwindigkeitssystem zu bauen, allerdings mit einer Reisegeschwindigkeitsauslegung auf 400 km/h.
Lustigerweise war auch ein Hauptgrund für die Absage dass der Betrieb mit 500 km/h hohe CO2-Emissionen verursacht hätte, geschuldet dem damals fast rein fossilen britischen Stromnetz. Mittlerweile ist das völlig überholt, dank Offshore-Wind dekarbonisiert sich Großbritannien in rasantem Temp.

Der Ausgang ist bekannt, die konventionelle HS2-Strecke wurde soweit zusammengekürzt dass davon lediglich der Abschnitt "Old Oak Common-Birmingham" übrig geblieben ist, mit Kosten von mittlerweile 100 Mrd. Pfund. Hauptgrund: Wiedermal NIMBYs, die die Trasse nicht sehen wollen, weshalb sie extrem aufwändig gebaut wird sowie die prestigeträchtige Auslegung auf 400 km/h.

tramway.at

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Re: Hyperloop
« Antwort #74 am: 24. September 2025, 23:45:46 »
Die gesamtreisezeit Wien-Berlin ließe sich mit dem Transrapid auf 2.5 Stunden reduzieren, von Zentrum zu Zentrum. Die gleiche Relation dauert mit dem Flugzeug eher 6-7 Stunden. Von Nachhaltigkeit und Klimaschutz red ich da noch gar nicht.

Mit dem Punkt-zu-Punkt-Verkehr wirst aber nicht reich. Derzeit gibts ca 10 Direktflüge täglich Wien-Berlin. Wenn die ausgebucht sind, kommst auf ca 5000 Fahrgäste täglich. Damit willst du den kompletten Neubau einer sehr steifen Trasse finanzieren (für deine 600 km/h brauchst du riesige Radien, Wannen und Kuppen)? Viel Spaß. Die Bahn lebt ja von den ganzen Teilstreckenfahrgästen dazwischen.
Harald A. Jahn, www.tramway.at