Ein Verkehrspolizist in der Roßauer Kaserne hat es mir einmal so erklärt: Die Ampeln in Wien sind sicher bei weitem nicht perfekt geschaltet, aber sie sind auch sicher nicht so schlecht, wie man immer sagt/annimmt, da sonst den ganzen Tag nur Chaos auf Wiens Straßen herrschen würde. Es geht ja nicht nur um die einzelne Ampel, wie E2 oben schon richtig angemerkt hat, sondern um eine ganze Strecke. Da muss man eben abwägen, welche Strecke wichtiger und welche weniger wichtig ist. Es nützt gar nichts, der Straßenbahn bei einer einzelnen Ampel eine Bevorrangung zu geben, wenn sie dann bei der nächsten wieder steht.
Als praktisches Beispiel für absolut unnotwendige Verzögerungen denke ich an den 43er zwischen Schottentor und Skodagasse. Schon beim Wegfahren aus der Schleife steht man fast jedes Mal bei der Kreuzung. Das wäre einfach nicht notwendig, wobei das ein hausgemachtes Problem ist: Würde der 43er in der Schleife stehenbleiben, bis die Ampel bei normaler Fahrt vor ihm auf Grün schaltet, würde sich die Fahrt definitiv subjektiv schneller anfühlen (und gerade um den psychologischen Faktor geht es bei der gefühlten Geschwindigkeit!). Dafür kann keine Ampel der Welt etwas, wenn der 43er am eigenen Gleiskörper immer so wegfährt, dass er dann gleich wieder steht. In der Gegenrichtung funktioniert es bei dieser Ampel besser (mit Vorsignal). Stadteinwärts bei der Landesgerichtsstraße steht der 43er fast jedes Mal (lange), wenn er oben bei der Langen Gasse normal wegfährt, wenn diese Ampel auf Grün schaltet. Selbst vor der Skodagasse beim Fußgängerübergang steht oft genug ein Zug stadtauswärts - das muss wirklich nicht sein.
Zweifellos könnte man aber (viel) mehr für die Bevorrangung des ÖV tun, das würde bei intelligenten Simulationen nicht automatisch zu (spürbaren) Verschlechterungen für alle anderen führen.
@hema: Das gilt aber leider für uns alle. Wir sehen alle nur einen Ausschnitt aus der (in diesem Fall betrieblichen) Realität. Als Fahrer oder Werkstattler mag einem jede Entscheidung der Erdberger seltsam und nachteilig erscheinen, kennt man hingegen den größeren Kontext, dann merkt man, dass vieles nicht aus Jux und Tollerei so ist wie es ist, sondern durchaus einen Sinn hat oder unter den gegebenen Rahmenbedingungen nicht anders zu lösen wäre. Ich kenne das aus eigener Erfahrung, daher habe ich für mich gelernt, nicht überall böse Absicht anzunehmen, wo ich die Sachlage nicht aus unterschiedlichen Perspektiven kenne.
Würden wir von heute auf morgen in verantwortliche Positionen der Wiener Linien gelangen, so würden wir nicht mehr so groß reden wie aus jetziger Sicht, da uns dann ganz andere Informationen zur Verfügung stünden, die wir jetzt falsch oder unzureichend interpretieren.
Anders gesagt: Über alles schimpfen und schlechtreden ist immer einfach und schnell getan - aber selbst über konstruktive Lösungen (unter meist recht engen Rahmenbedingungen) nachdenken und diese dann umzusetzen ist ein Knochenjob, wo man immer eine oder mehrere Gruppen gegen sich hat!