Autor Thema: [PM] Verbindungsbahn jetzt fix: Bessere S-Bahn von Penzing nach Meidling  (Gelesen 345137 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Klingelfee

  • Geschäftsführer
  • *
  • Beiträge: 15579
Re: [PM] Verbindungsbahn jetzt fix: Bessere S-Bahn von Penzing nach Meidling
« Antwort #885 am: 18. Januar 2025, 13:53:14 »
Das Problem ist leider auch, dass erstens die Antragsteller mit Einsprüchen oft auch bis zur letzten Sekunde warten, um die Verfahren in die Länge zu ziehen und dann auch Einsprüche einbringen, wo man im Vorfeld schon weiß, dass sie eigentlich sinnlos sind.

Es ist egal, um welches Verfahren es sich handelt. Das ganze Gerichtswesen müsste entrümpelt werden, dass man nicht mehr X Einsprüche einlegen kann und auch nicht, dass gewisse Verfahren und Untersuchungen erst gemacht werden darf, wenn eine andere Behörde ihren Sanktus abgegeben hat.

Für den Bescheid X braucht man erst den Bescheid Y. Irgenwie kommt mir so manches Bewilligungsverfahren vor, wie der "Antrag auf Passierschein A38".
Bitte meine Kommentare nicht immer als Ausrede für die WL ansehen

DaedalusBC304

  • Schaffner
  • **
  • Beiträge: 158
Re: [PM] Verbindungsbahn jetzt fix: Bessere S-Bahn von Penzing nach Meidling
« Antwort #886 am: 18. Januar 2025, 15:06:22 »
Grundsätzlich geht es darum, ob mit dem Bau des Lainzer Tunnels/Wildschweintunnels das Ticket HL-Strecke Verbindungsbahn verbraucht worden ist und die Verbindungsbahn neu wie geplant eben keine HL-Strecke mehr sein kann/muss.

Wenn die Gerichtsbarkeit (schreibe das bewusst, denn ich denke, da ist beim Bundesverwaltungsgericht noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht) entscheidet, dass die Verbindungsbahn eben nur eine S-Bahnstrecke ist, schauen die Zuständigkeiten anders aus, was letztlich bis zu einem Neustart der verhandlungen/Planungen gehen kann. Die Tatsache, dass der geplante Umbau der Verbindungsbahn keinen HL-Streckenbedingungen entsprechen muss, eröffnet neue Möglichkeiten. So können die Neigungen höher sein, was eine Tieflage bei der Hietzinger Hauptstraße ermöglichen könnte. Und die Thematik der zur Schließung vorgesehenen Bahnübergänge Veitinger- und Jagdschlossgasse samt einer unzumutbaren Querungsmöglichkeit für Fußgänger kann ebenfalls aufgerollt werden - abgesehen mal von der bislang gezeigten Verweigerung der Stadtregierungen (rot/grün bzw. pink), eine (gerade) Unterführung mit ca. 2,1m Duchfahrtshöhe für Fußgänger und Zweiradverkehr zu ermöglichen.

Die Behauptung, dass ein 15 Minuten Taktverkehr auf der S-Bahn auf den jetzigen Bestand nicht möglich sei, empfinde ich als Schutzbehauptung, denn neben dem derzeitigen 30 Minutentakt senken sich dazwischen die Schranken mehrfach für andere Züge ... da kommt es auf zwei Zugpaare pro Stunde mehr auch nicht mehr an.

Unter den neuen Gesichtspunkt Nicht-mehr-HL könnten die geplanten Investitionsmittel von 240 Mio gezielter für den Nahverkehr (S-Bahn-Ring um Wien z.B., damit Zweigleisigkeit des Bogens Hietzing/St. Veit - Penzing und ohne Umstieg in Hütteldorf) eingesetzt werden.

Es haben sich die ÖBB ein gerüttelt Maß des Widerstandes selbst zuzuschreiben, denn die Pampigkeit der Gespräche ("Wir dürfen alles") war deutlich spürbar (war ja selbst bei einigen Gesprächen dabei), dazu noch die Uneinsichtigkeit von Vassilakou & Co.

Während der Sperre der Weststrecke, gings ja auch irgendwie mit den Zügen über die jetzige Trasse ohne das die Welt untergegangen ist....

maybreeze

  • Zugführer
  • *
  • Beiträge: 630
Re: [PM] Verbindungsbahn jetzt fix: Bessere S-Bahn von Penzing nach Meidling
« Antwort #887 am: 18. Januar 2025, 15:10:38 »
Das Problem ist leider auch, dass erstens die Antragsteller mit Einsprüchen oft auch bis zur letzten Sekunde warten, um die Verfahren in die Länge zu ziehen und dann auch Einsprüche einbringen, wo man im Vorfeld schon weiß, dass sie eigentlich sinnlos sind.

Es ist egal, um welches Verfahren es sich handelt. Das ganze Gerichtswesen müsste entrümpelt werden, dass man nicht mehr X Einsprüche einlegen kann und auch nicht, dass gewisse Verfahren und Untersuchungen erst gemacht werden darf, wenn eine andere Behörde ihren Sanktus abgegeben hat.

Für den Bescheid X braucht man erst den Bescheid Y. Irgenwie kommt mir so manches Bewilligungsverfahren vor, wie der "Antrag auf Passierschein A38".

Lieber etwas komplizierter (ich durfte beim UVP-Verfahren meine Bedenken mündlich äußern, diese wurden aber nicht protokolliert, ich musste sie extra protokollieren lassen) als einfach drüber hinweg! Das führt leicht zu autoritären Verfahren.

Manchmal fehlen beim Antragsteller wirklich gute Argumente - nur "Ich will das so" ist kein Argument! Deswegen gibt es dann dementsprechend Einsprüche - ich denke an weitere Projekte in Hietzing, die am "Ich will das so" und irrwitzigen Argumenten gescheitert sind: Sanatorium im Hörndlwald! Auch die Sanierung der Nikolaibrücke anstelle "Umleitung" über Hietzing war so eines. Auch der geplante Elefanten- und Vogelpark im Botanischen Garten und im Wald dahinter gehört in diese Kategorie.
Und selbst wenn es dann doch durchgeführt wird sieht man die bedeutenden Mängel: Begegnungszone Altgasse! Marktzone verbaut, Fluchtweg verbarrikadiert!

Hermann Leopoldi, ein wahrlicher Kenner der Wiener Seele, hat das Problem mit dem Lied "Krankenkassenpatienten" vor über einem halben Jahrhundert treffendst besungen.

D 3XX

  • Zugführer
  • *
  • Beiträge: 701
  • Flexity Wien
Re: [PM] Verbindungsbahn jetzt fix: Bessere S-Bahn von Penzing nach Meidling
« Antwort #888 am: 18. Januar 2025, 15:35:42 »

Und falls sich wer wundert.

Zitat
Seit drei Jahren wird auf die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts (BVwG) gewartet. Und das, obwohl solche Entscheidungen nach geltender Rechtslage innerhalb von sechs Monaten getroffen werden müssten, was auch das BVwG bestätigt.

Das Problem ist, dass diese Verfahren leider immer komplexer werden (vor allem wegen der gefühlt 3 Mio. Initiativen welche wegen das Projekt sind), dann Corona kam, dann ging der zuständige Richter in Pension....
Und das Gericht ist generell überlastet.
D 3XX

38ger

  • Obermeister
  • *
  • Beiträge: 3146
Re: [PM] Verbindungsbahn jetzt fix: Bessere S-Bahn von Penzing nach Meidling
« Antwort #889 am: 18. Januar 2025, 16:56:34 »
In jedem Fall schmerzt es, dass man so viel Geld in die Verbindungsbahn pumpt, nur um dann erst recht keine direkte Verknüpfung mit der Vorortelinie zustandezubringen!
UND dass das ganze keine reine S-Bahn-Linie werden darf sollte sich spätestens seit dem Hochwasser von selbst verstehen. Auch ein Lainzer Tunnel muss ein mal saniert werden und braucht dann eine Umfahrungsmöglichkeit!

normalbuerger

  • Expeditor
  • **
  • Beiträge: 1157
Re: [PM] Verbindungsbahn jetzt fix: Bessere S-Bahn von Penzing nach Meidling
« Antwort #890 am: 18. Januar 2025, 17:30:04 »
Warum ein 15 min Takt der S 80 nicht möglich ist würde mich schon interessieren. Wie lange ist der 1 gleisige Abschnitt?
Ja wenn dadurch die Schranken nur mehr unten sind werden sich die Anwohner eher dazu erweichen lassen das rasch umgebaut wird weil sie nur mehr vor verschlossenen Schranken stehen.
Die Verbindung von S45/80 wäre ja in Penzing möglich, eine Weichenverbindung gibt es ja. Klar, es müsste die Strecke 101 gekreuzt werden, kann ja aber kein Ding der Unmöglichkeit darstellen.
Nachteil, Hütteldorf ist nicht mehr angebunden.
Grundsätzlich würde es genügend Möglichkeiten geben, wenn man wollte.

Oskar

  • Fahrer
  • ***
  • Beiträge: 315
Re: [PM] Verbindungsbahn jetzt fix: Bessere S-Bahn von Penzing nach Meidling
« Antwort #891 am: 18. Januar 2025, 18:32:25 »
Ja wenn dadurch die Schranken nur mehr unten sind werden sich die Anwohner eher dazu erweichen lassen das rasch umgebaut wird weil sie nur mehr vor verschlossenen Schranken stehen.

Eine solche Vorgangsweise würde die "Pampigkeit" und "Wir dürfen alles" Attitude  der ÖBB Infra, samt dem damit verbundenen Konfliktpotenzial mit den Anrainern, aber nur noch steigern. Man darf davon ausgehen, dass es andere Formen des Protests geben wird, wenn auf der jetzigen Strecke ein 15 Minuten Takt geplant werden sollte. Es kann jedenfalls nicht im Interesse der ÖBB insgesamt sein, mit Anrainern wo auch immer auf dauernde Konfrontation zu gehen.

Im Übrigen bin ich der Ansicht, dass der Ausbau auch wegen der brutalen Infra Beton - Standardbauweise so abgelehnt wird, wobei jetzt die Frage auftaucht, ob das bei einer Abkehr vom HL-Status auch so sein muss. Wäre die Architektur an jene der Vorortelinie angelehnt, gäbe es weniger Widerstände...

abc

  • Verkehrsführer
  • *
  • Beiträge: 2557
Re: [PM] Verbindungsbahn jetzt fix: Bessere S-Bahn von Penzing nach Meidling
« Antwort #892 am: 18. Januar 2025, 19:06:29 »
Im Übrigen bin ich der Ansicht, dass der Ausbau auch wegen der brutalen Infra Beton - Standardbauweise so abgelehnt wird, wobei jetzt die Frage auftaucht, ob das bei einer Abkehr vom HL-Status auch so sein muss. Wäre die Architektur an jene der Vorortelinie angelehnt, gäbe es weniger Widerstände...

Wer bezahlt das? Vielleicht könnten ja die Leute im Umfeld einfach die Mehrkosten für eine aufgehübschte Strecke oder den Tunnel übernehmen, wenn ihnen das so wichtig ist. Es trifft sicher nicht die ärmsten.

Im Übrigen sollte man vielleicht wirklich über 15-min-Intervalle nachdenken. Wenn sich das Richtung Hütteldorf nicht ausgeht, fährt eben jede zweite S80 zum Westbahnhof. Hauptsache, die Schranken in der Hietzinger Hauptstraße sind möglichst lange unten.

Cerberus2

  • Fahrer
  • ***
  • Beiträge: 268
Re: [PM] Verbindungsbahn jetzt fix: Bessere S-Bahn von Penzing nach Meidling
« Antwort #893 am: 18. Januar 2025, 19:19:31 »
Die Sperrzeiten einer EK sind stark davon abhängig ob diese im Bahnhof liegt oder auf der Strecke und ob die Einschaltung mittels Einschaltstellen oder fahrstraßenbewirkt erfolgt.
Die gegenständliche EK wird in beiden Richtungen fahrstraßenbewirkt eingeschalten, somit sind längere Sperrzeiten die Folge.
Wäre das an dieser Stelle änderbar?
Das kann ich mir nicht vorstellen. Ich bin sicherlich kein Experte für die Planung für Eisenbahnkreuzungen, aber bei Befahrung eines potentiellen Einschaltkontaktes nach der letzten Weiche in Heiligenstadt würden bei 50 km/h nur ca. 25 Sekunden bis zum Erreichen der EK bleiben, das ist definitiv zu wenig.
Ich antworte auf einen mehrere Jahre alten Beitrag.

Es geht nicht nur um die Fahrzeit zwischen Einschaltkontakt und BÜ. Es geht darum, dass nach dem Befahren des Einschaltkontakts die Anlage aktiviert wird (Schranken zu) und die vollständige Aktivierung mit Hilfe eines weißen Blinklichts angezeigt wird. Dieses Blinklicht muß in Bremsweglänge zum BÜ angebracht werden, damit der Zug im Fehlerfall vor dem BÜ anhalten kann.


Badi17

  • Fahrgast
  • *
  • Beiträge: 70
Re: [PM] Verbindungsbahn jetzt fix: Bessere S-Bahn von Penzing nach Meidling
« Antwort #894 am: 18. Januar 2025, 21:26:23 »
Wäre ein 20-Minuten-Takt mit der aktuellen Infrastruktur denkbar und realisierbar?

38ger

  • Obermeister
  • *
  • Beiträge: 3146
Re: [PM] Verbindungsbahn jetzt fix: Bessere S-Bahn von Penzing nach Meidling
« Antwort #895 am: 18. Januar 2025, 22:01:12 »
Technisch wäre ein 15'-Takt doch gar kein Problem. Aber man hat sich halt in den Kopf gesetzt, dass man einen zu häufig geschlossenen Schranken in der Hietzinger Hauptstraße den Anrainern nicht zumuten kann. Mit einer Taktverdichtung würde man ja eingestehen, dass ein Ausbau nicht nötig wäre. Beim Hochwasser hat man ja auch gleich die S80 gekillt und ein Minimalprogramm zwischen Hütteldorf und Meidling angeboten damit niemand auf die Idee kommt, dass die Verbindungsbahn noch massenhaft Kapazität hätte. Daher wird man auch keinen 20'-Takt umsetzen. Wobei das ohnehin schwieriger wäre als ein 15'-Takt, da man ja in die Stammstrecke einfädeln muss - und da muss man die Löcher nutzen, die sich durch S7, REX7 und CAT ergeben.

MK

  • Expeditor
  • **
  • Beiträge: 1487
Re: [PM] Verbindungsbahn jetzt fix: Bessere S-Bahn von Penzing nach Meidling
« Antwort #896 am: 18. Januar 2025, 22:08:50 »
Es haben sich die ÖBB ein gerüttelt Maß des Widerstandes selbst zuzuschreiben, denn die Pampigkeit der Gespräche ("Wir dürfen alles") war deutlich spürbar (war ja selbst bei einigen Gesprächen dabei), dazu noch die Uneinsichtigkeit von Vassilakou & Co.

Nein, Querulanten wird es immer geben. Die Frage ist nur, wie viel Macht man ihnen einräumt.

Das Problem ist, dass sie überhaupt klagen dürfen, und selbst nur die Anwalts- und Gerichtskosten riskieren, aber die Kosten, die durch die Abwehr der Klage und die Verzögerung entstehen, auf die Allgemeinheit abladen können, selbst wenn sie auf ganzer Linie verlieren.

Demokratie heißt nicht, dass Einzelpersonen ihre Einzelinteressen, die über die Grundrechte aller Bürger hinausgehen, auf Kosten aller anderen durchsetzen können müssen.
Wanderer, kommst du nach Liechtenstein,
tritt nicht daneben, tritt mitten rein!

oepnvlover

  • Schaffner
  • **
  • Beiträge: 140
Re: [PM] Verbindungsbahn jetzt fix: Bessere S-Bahn von Penzing nach Meidling
« Antwort #897 am: 19. Januar 2025, 01:07:16 »
Ich sehe es genauso wie User abc. Es kann nicht sein das tausende Pendler täglich wegen ein paar Querulanten leiden müssen, weil die S80 deshalb zwischen Hauptbahnhof und Aspern Nord nur im 30min Takt statt im 15min Takt fahren kann.

Wenn es technisch jetzt schon möglich ist, dann gehört die S80 sofort auf einen 15 Takt ausgebaut. Wenn es denn Leuten nicht passt, dann können sie ja auch wo anders hin ziehen. Ich mein jeder der dort wohnt wusste ja worauf er sich einlässt bevor er dorthin gezogen ist.

Ich kann ja auch nicht in die Einflugschneise bzw in eine potentielle Einflugschneise eines Flughafens ziehen und mich dann Tag und Nacht über den Fluglärm aufregen.

Und das eine Trasse in Hochlagen wesentlich billiger ist und man bei unserem derzeitigen Budget (Schuldenstand) das Geld nicht wegen der Befindlichkeiten einiger weniger zum Fenster raus werfen kann, sollte wohl jedem einleuchten.

haidi

  • Geschäftsführer
  • *
  • Beiträge: 15233
Re: [PM] Verbindungsbahn jetzt fix: Bessere S-Bahn von Penzing nach Meidling
« Antwort #898 am: 19. Januar 2025, 02:56:51 »
Das Problem ist, dass sie überhaupt klagen dürfen, und selbst nur die Anwalts- und Gerichtskosten riskieren, aber die Kosten, die durch die Abwehr der Klage und die Verzögerung entstehen, auf die Allgemeinheit abladen können, selbst wenn sie auf ganzer Linie verlieren.
Sicher wird dieser Umstand ausgenutzt. Allerdings würde eine Änderung dazu führen, dass niemand mehr berechtigte Interessen durchsetzen kann, weil da ein massives finanzielles Ungleichgewicht herrscht.
Allerdings würde ich die Klagemöglichkeit auf 6 oder 12 Monate nach offizieller und öffentlicher Vorstellung der Pläne befristen.   
Microsoft is not the answer. It's the question and the answer is NO.

abc

  • Verkehrsführer
  • *
  • Beiträge: 2557
Re: [PM] Verbindungsbahn jetzt fix: Bessere S-Bahn von Penzing nach Meidling
« Antwort #899 am: 19. Januar 2025, 07:20:58 »
Und das eine Trasse in Hochlagen wesentlich billiger ist und man bei unserem derzeitigen Budget (Schuldenstand) das Geld nicht wegen der Befindlichkeiten einiger weniger zum Fenster raus werfen kann, sollte wohl jedem einleuchten.

Außerdem ist davon auszugehen, dass die Verbindungsbahn zum Präzedenzfall wird, wenn man einknickt. Dann ist die Büchse der Pandora geöffnet und davon auszugehen, dass der Aus- oder Neubau einer oberirdischen Strecke kaum noch möglich ist, sobald ein paar Menschen dort wohnen. Das wiederum hieße, dass der Ausbau des Bahnnetzes praktisch zum Erliegen käme, weil die meisten Aus- und Neubauten nicht mehr wirtschaftlich darstellbar wären und die verbleibenden Projekte unendlich teuer. (Ausnahme wären vielleicht ein paar Projekte in eher armen Vierteln, siehe unten.)

Man muss halt auch einfach mal ein paar Querulantinnen und Querulanten ignorieren, sonst setzt man gar nichts mehr um. Die Stadt Wien ist ja zum Glück auch von ihrer zwischenzeitlichen Aussage, in bebauten Gebieten keine Straßenbahnstrecken mehr zu bauen, wieder abgekehrt, und ignoriert eben die paar NIMBYs entlang des 12ers. Und wer meint, das sei schon so autoritär wie Kickl, verharmlost den Kickl.

Das Problem ist, dass sie überhaupt klagen dürfen, und selbst nur die Anwalts- und Gerichtskosten riskieren, aber die Kosten, die durch die Abwehr der Klage und die Verzögerung entstehen, auf die Allgemeinheit abladen können, selbst wenn sie auf ganzer Linie verlieren.
Sicher wird dieser Umstand ausgenutzt. Allerdings würde eine Änderung dazu führen, dass niemand mehr berechtigte Interessen durchsetzen kann, weil da ein massives finanzielles Ungleichgewicht herrscht.

Das hat man allerdings nun auch schon, aber in anderer Hinsicht. Ich bezweifle stark, dass Menschen in Simmering genauso in der Lage wären, den Ausbau der Ostbahn zu verzögern wie jene in Hietzing. Auch Anwaltskosten muss man sich leisten können. Man muss Zeit haben, sich zu vernetzen und wissen, wie man die Politik anspricht, idealerweise sollte man jemanden mit Einfluss kennen. Insofern wäre ein Einknicken bei der Verbindungsbahn auch sozial ziemlich ungerecht: die Reichen würden fortan ihre Tunnel auf Kosten der Allgemeinheit bekommen, die Armen ein paar Brosamen. (Bei insgesamt weniger Projekten, siehe oben.)

Damit wäre man dann auf dem Stand des Deutschen Kaiserreichs um die vorletzte Jahrhundertwende. Warum verlaufen die vor dem Ersten Weltkrieg entstandenen Berliner U-Bahn-Strecken in Prenzlauer Berg und Kreuzberg oberirdisch? Weil das seinerzeit Arbeiterviertel waren, denen man den Anblick einer Hochbahn und etwaige Lärmentwicklung zumuten konnte. Im noblen Charlottenburg musste die Bahn dann abtauchen. Bald 130 Jahre später denkt man in Teilen Hietzings genauso.

Es würde mich außerdem wundern, wenn die Protestierenden Subsistenzwirtschaft betreiben und Hietzing niemals mit einem anderen Verkehrsmittel als den eigenen Füßen verlassen. Heißt also: sie selbst profitieren stark davon, dass andere Einschränkungen für ihre Mobilität und Versorgung hinnehmen müssen. Nur sie selbst wollen sich schön frei von negativen Auswirkungen halten, natürlich auf Kosten aller. Damit kündigen sie im Grunde das Geben und Nehmen auf, das es zwischen Individuum und Gesellschaft gibt. So kann eine Gesellschaft aber nicht funktionieren.