Autor Thema: Alt Wien um 1900 - Fotografien von August Stauda - untergegangene Stadtwelten  (Gelesen 225714 mal)

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hema

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Das mittlere Haus mit dem barocken Giebel - wunderschön! Wäre interessant zu wissen, wann es erbaut wurde.
Jedenfalls vor 1800.


Zitat
Man kann wohl an der selben Stelle heute gar kein Foto machen.
Schon. Dort ist heute die Kaunitzgasse 11. Als das Giebelhaus (Kaunitzgasse Nr. 21) erbaut wurde hieß sie noch Bergsteiggasse.


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Quelle: Wien Kulturgut
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nord22

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Anbei eine Aufnahme der Häuserzeile Heiligenstädter Straße 189 - 193 um 1960 (Foto: Slg. Artner). Heute stehen hier unüberbietbar hässliche Betonbauten aus den frühen 70er Jahren - so idyllisch war einmal Nußdorf  :( Die Leuchtstofflampe sticht in der Aufnahme als Bannerträger des Modernitätswahns der 60er und 70er Jahre hervor. 

nord22

fr3

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Anbei eine Aufnahme der Häuserzeile Heiligenstädter Straße 189 - 193 um 1960 (Foto: Slg. Artner). Heute stehen hier unüberbietbar hässliche Betonbauten aus den frühen 70er Jahren - so idyllisch war einmal Nußdorf  :( Die Leuchtstofflampe sticht in der Aufnahme als Bannerträger des Modernitätswahns der 60er und 70er Jahre hervor. 
Ein wahrlich schönes Bild. Die Leuchtstofflampen mögen zwar nicht dazu passen, sie haben aber um vieles besser beleuchtet als die alten Funsen die sie ersetzt haben. Und weniger Strom haben sie auch gebraucht. Aus heutiger Sicht hätte man die alten Leuchten zeitgemäß mit LEDs mit besserem Leuchteffekt nachbilden können. Damals gab es diese Technologie aber noch nicht. Leuchtstoffröhren waren mehr als ein Modernitätswahn. Das war damals Fortschritt.

T1

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Bereits damals mit hässlichem Dachgeschoß auf dem Gründerzeitbau >:D

nord22

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Der Tiefe Graben 1902; Aufnahme von August Stauda. Die Glasplatten waren bruchempfindlich, wie der Sprung im oberen Bildbereich zeigt. Die Gebäude Tiefer Graben 16 und 18 existieren noch, der Rest ist Geschichte.

LG nord22

nord22

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Re: Alt Wien um 1900 - Fotografien von August Stauda - untergegangene Stadtwelten
« Antwort #575 am: 09. September 2019, 22:07:00 »
Die Staatsoper mit dem Heinrichshof; aus tramwaytechnischer Sicht interessant der Doppelgleisbogen in die Operngasse. Die Stichstrecke zum Neuen Markt wurde nie wirklich zum durchschlagenden Erfolg. Der Betrieb zum Neuen Markt endete am 11. Oktober 1942; NSDAP Bürgermeister Neubacher hatte für die Straßenbahn nichts übrig und wollte die Wiener Ringstraße straßenbahnfrei machen. Die Ringstraße sollte zu einer "der herrlichsten Autostraßen der Welt" werden. Diese Schnapsidee wurde in den 70er Jahren wieder aufgegriffen und zum Glück nicht umgesetzt.

nord22   

fr3

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Re: Alt Wien um 1900 - Fotografien von August Stauda - untergegangene Stadtwelten
« Antwort #576 am: 09. September 2019, 22:38:05 »
NSDAP Bürgermeister Neubacher hatte für die Straßenbahn nichts übrig und wollte die Wiener Ringstraße straßenbahnfrei machen. Die Ringstraße sollte zu einer "der herrlichsten Autostraßen der Welt" werden. Diese Schnapsidee wurde in den 70er Jahren wieder aufgegriffen und zum Glück nicht umgesetzt.
Sehr interessant. Hier (und nicht nur hier) waren sie alle gleich: der Duce hat die "störende" Straßenbahn aus dem Zentrum von Rom entfernen lassen (”Voi toglierete la stolta contaminazione tranviaria che ingombra le strade di Roma...”) und die Paradestraße zwischen Piazza Venezia und Colloseum anlegen lassen, natürlich als Autostraße. Auch Barcelona wurde unter den Faschisten von der Tramway befreit, weil sich angeblich die Frau des Gouverneurs durch den Lärm der Straßenbahn belästigt fühlte...

Tramwaybastler

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Re: Alt Wien um 1900 - Fotografien von August Stauda - untergegangene Stadtwelten
« Antwort #577 am: 13. September 2019, 04:28:47 »
Sehr interessant. Hier (und nicht nur hier) waren sie alle gleich: der Duce hat die "störende" Straßenbahn aus dem Zentrum von Rom entfernen lassen (”Voi toglierete la stolta contaminazione tranviaria che ingombra le strade di Roma...”) und die Paradestraße zwischen Piazza Venezia und Colloseum anlegen lassen, natürlich als Autostraße. Auch Barcelona wurde unter den Faschisten von der Tramway befreit, weil sich angeblich die Frau des Gouverneurs durch den Lärm der Straßenbahn belästigt fühlte...

Wo ist der Unterschied zu heute wo überall die „störenden“ Autos  aus den Zentren mittels Begegnungszonen, natürlich Fahrradgerrecht, entfernt werden sollen.

War eben damals Mainstream so wo heute das Gegenteil Mainstream ist. Ich hoffe dass ich lange genug leben werde um zu erfahren was die zukünftige Generation über den heutigen autofeindlichen Mainstream denken wird.

LG Tramwaybastler

Taurus

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Re: Alt Wien um 1900 - Fotografien von August Stauda - untergegangene Stadtwelten
« Antwort #578 am: 13. September 2019, 06:16:27 »
Aus Sicht der damaligen Autofahrer durchaus nachvollziehbar.
Die Weitsicht zu überlegen was passiert wenn dann jeder ein Auto hat hätte man heute auch nicht.

Z-TW

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Re: Alt Wien um 1900 - Fotografien von August Stauda - untergegangene Stadtwelten
« Antwort #579 am: 13. September 2019, 09:22:46 »
Die Weitsicht zu überlegen was passiert wenn dann jeder ein Auto hat hätte man heute auch nicht.

Genau diese Weitsicht fehlt hinsichtlich der E-Autos.

moszkva tér

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Re: Alt Wien um 1900 - Fotografien von August Stauda - untergegangene Stadtwelten
« Antwort #580 am: 13. September 2019, 12:30:37 »
Wo ist der Unterschied zu heute wo überall die „störenden“ Autos  aus den Zentren mittels Begegnungszonen, natürlich Fahrradgerrecht, entfernt werden sollen.
Stimmt. Man sieht praktisch keine Autos mehr in der Stadt  ::)

fr3

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Re: Alt Wien um 1900 - Fotografien von August Stauda - untergegangene Stadtwelten
« Antwort #581 am: 13. September 2019, 19:10:38 »
Sehr interessant. Hier (und nicht nur hier) waren sie alle gleich: der Duce hat die "störende" Straßenbahn aus dem Zentrum von Rom entfernen lassen (”Voi toglierete la stolta contaminazione tranviaria che ingombra le strade di Roma...”) und die Paradestraße zwischen Piazza Venezia und Colloseum anlegen lassen, natürlich als Autostraße. Auch Barcelona wurde unter den Faschisten von der Tramway befreit, weil sich angeblich die Frau des Gouverneurs durch den Lärm der Straßenbahn belästigt fühlte...
Wo ist der Unterschied zu heute wo überall die „störenden“ Autos  aus den Zentren mittels Begegnungszonen, natürlich Fahrradgerrecht, entfernt werden sollen.
Sehr einfach: die Verbannung der Straßenbahn, der Radfahrer und Fußgänger aus dem Zentrum - zu Gunsten des Autos und des Individualverkehrs - hat die Stadtzentren sehr schnell in Verkehrshöllen verwandelt und dort, wo dieser Entwicklung nicht Einhalt geboten wurde, letztendlich zu deren Verfall beigetragen. Beispiel gibt es genug in Europa und außerhalb. In den 1930ern - als diese Entwicklung noch eine Zukunftsperspektive war, konnte niemand abschätzen welche Folgen sie langfristig haben würde.

Es gibt weltweit kein einziges Beispiel, welches uneingeschränkten motorisierten Individualverkehr mit städtischer Lebensqualität in Einklang bringen konnte. Umgekehrt gibt es zahlreiche Städte, welche durch Einschränken des MIV und starken Ausbau des ÖV - nicht nur der Straßenbahn sondern auch der U-Bahn, gepaart mit fußgängerfreundlichen Straßen und sanfter Mobilität - den Stadtzentren neues Leben verleiht haben. Wien ist dabei zwar nicht Vorreiter, aber durchaus im oberen Mittelfeld angesiedelt. Ich hoffe, die Tendenz setzt sich auch in Zukunft fort.

Zitat
War eben damals Mainstream so wo heute das Gegenteil Mainstream ist. Ich hoffe dass ich lange genug leben werde um zu erfahren was die zukünftige Generation über den heutigen autofeindlichen Mainstream denken wird.
Das hat wenig mit Mainstream zu tun, sondern viel mehr mit physischen Grenzen. Eine autofreundliche Stadt geht sich nicht nur in unseren historisch gewachsenen Städten in Europa nicht aus - schon rein aus Platzgründen, sie hat sich auch in den USA nicht bewährt (zB Los Angeles). Und die Chinesen, bei denen der Autoboom viel später eingesetzt hat, müssen gerade die gleiche leidige Erfahrung machen.

Vor wenigen Tagen habe ich im EBFÖ eine Serie von Bildern der "autogerechten" Wiener Innenstadt gepostet. Wer das erlebt hat, möchte eigentliche nicht das Rad der Zeit zurückdrehen. Auf Wunsch stelle ich die Bilder gerne auch hier herein.

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Re: Alt Wien um 1900 - Fotografien von August Stauda - untergegangene Stadtwelten
« Antwort #582 am: 13. September 2019, 19:26:37 »
Auf Wunsch stelle ich die Bilder gerne auch hier herein.

Bitte ja! Ich hab mir da zwei eindrucksvolle Bilder aufgehoben, die die Veränderung von Atlanta zeigen:
Harald A. Jahn, www.tramway.at

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Re: Alt Wien um 1900 - Fotografien von August Stauda - untergegangene Stadtwelten
« Antwort #583 am: 15. September 2019, 15:07:12 »
@ fr3
Du hast mein Posting falsch verstanden.
Es ging nicht um die Auswirkung einer autogerechten oder autofreien Stadt sondern welche Vorsätze, Hoffnungen sie dabei hatten bzw. haben und da gibt es eben keinen Unterschied.
Wir wissen nach ein paar Jahrzehnten das die autogerechte Stadt diese Hoffnungen nicht erfüllen konnte ob es eine autofreie Stadt kann wird sich erst in ein paar Jahrzehnten zeigen.

LG Tramwaybastler

T1

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Re: Alt Wien um 1900 - Fotografien von August Stauda - untergegangene Stadtwelten
« Antwort #584 am: 15. September 2019, 15:44:20 »
Mit dem einzigen Unterschied: Die autofreie Stadt hat sich bereits über Jahrtausende bewährt.