Im reizvollen Altwiener Häuschen war halt das Erdgeschoßmauerwerk vollkommen durchfeuchtet, was der Nutzung als Möbellager sicher nicht dienlich war. Für die wenigen Wohnungen darüber gab es wohl nur ein Plumpsklo im Hof. Da sich die Schmalseite des Hauses unter dem Straßenniveau befand, war der Gehsteig dort abgesenkt, womit die Angelegenheit zumindest für Fußgänger ein Verkehrshindernis darstellte.
Deiner Kritik an der Bausubstanz kann ich durchaus zustimmen. Die Feuchtigkeit im Mauerwerk sieht man sogar am Bild. Der Niveauunterschied geht auf eine geänderte Bauordnung in der Gründerzeit zurück. Die Rossau lag tiefer - zu tief. Nicht nur Feuchtigkeit sondern auch Überschwemmungen durch Grundwasseraustritt bei Hochwasser im Donaukanal waren ein typisches Problem in der Gegend - noch weit bis ins 20. Jahrhundert.
Der zweifellos banale 50er-Jahre-Bau bietet hingegen eine einer Großstadt angemessene Wohnungsanzahl und den Bewohnern eine deutlich höhere Lebensqualität.
Das sehe ich dennoch differenzierter. Bei der Wohnqualität magst Du Recht haben. Aber die Lebensqualität der Stadt beginnt erst vor der Haustür. Wenn man sich den
heutigen Zustand ansieht, hat das Eck eindeutig verloren.
Den durchaus dekorativen Glastüren mit Holzläden - erst Recht mit den Stehtischen vor dem Brandweiner, die eine direkte Verbindung zwischen öffentlichen und privaten Raum schufen stehen gesichtslose Auslagen gegenüber, die so gar nicht zum Verweilen oder gar zum Einkauf einladen. Alleine die ausgeprägt kommunikativen Aufschriften über den Lokalen im Altbau trugen ganz wesentlich zur Belebung des Straßenbildes bei.
So einfach das alte Haus gewesen sein mag, es hatte dekorative Elemente auf den Fassaden und eine klare Gliederung des Baukörpers. Details wie der Prellstein an der Hausecke oder die durch eine Verzierung hervorgehobene Dachkontur auf der Feuermauer des angrenzenden Gründerzeithauses runden das Bild an. Diese "Ästhetik des Stadtbildes" ist vollkommen verloren gegangen und mit ihr ein Stück Lebensqualität.