Ich habe dazu jetzt keine Studien, oder ähnliche seriöse Quellen, sondern nur meine Wahrnehmung und die meines Umfelds. Aber es macht eben schon einen Unterschied ob um 6 in der Früh die Straßenbahn alle 15 Minuten oder nur alle 20/30 Minuten kommt. So vergrault man sich nur unnötig Fahrgäste, die zu dieser Zeit aufgrund ihres Jobs (Systemerhalter) unterwegs sein (müssen), und durch solche Aktionen darin bestärkt werden, eben wieder aufs eigene Auto zurückgreifen.
Nur so wie ich die Meinung der WL-nähen User hier verstehe, scheint das im Unternehmen niemanden groß zu jucken.
Vor allem ist das wirklich tragische, dass man genau die Leute, die um diese Zeit unterwegs sein müssen (freiwillig macht das außer ein paar Ausflüglern doch keiner), dazu zwingt, sich ggf. sogar ein eigenes Auto anzuschaffen. Und diese Fahrgäste hat man logischerweise auf Lebzeiten dieses Autos gänzlich an den MIV verloren, sobald es einmal angeschafft ist, auch untertags. Man produziert sich ja geradezu massenhaft Fälle à la "Ich tät ja eh mit den Öffis fahren, aber ich brauch das Auto ja eh und deswegen fahr ich gleich immer damit. Wozu soll ich zusätzlich für die Jahreskarte zahlen?".
Ein ernstzunehmender ÖV in einer Metropolregion lebt davon, dass er (annähernd) rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr verfügbar ist. Das hat man in den letzten Jahren sogar außerhalb der Großstadt erkannt, wenn man sich z.B. die Betriebszeiten der Regionalverkehre in Niederösterreich so ansieht.
Was meiner Meinung nach auch noch ein wirklich wesentlicher Punkt ist: das Wiener ÖV-Netz lebt in großem Maß davon, dass umgestiegen wird. Das kann man positiv oder negativ sehen (ich bin ziemlich neutral dazu eingestellt), aber eine der Grundvoraussetzungen für ein solches Netz ist doch, dass die Intervalle nicht zu lang sind, um zufällig entstehende Anschlüsse (anders gehts vielfach einfach nicht) trotzdem nicht unzumutbar zu machen. Und da sehe ich bei maximal 15 Minuten Wartezeit je Umsteigevorgang schon eine andere Dimension als bei 20 oder mehr - erst recht, wenn man öfters als einmal umsteigen muss.
Wenn man mit so langen Intervallen kokettiert, muss auch die Linienstruktur dafür passen (viele Durchgangslinien, viele in Teilstrecken überlagerte Linien mit verschiedenen Zielen, daraus folgend: möglichst viele umsteigefreie Wege). Das ist in vielen deutschen Städten, die mit 20-Minuten-Intervallen als Maß aller Dinge hantieren, viel eher der Fall als in Wien.
Ich kann mir wirklich nicht ernsthaft vorstellen bzw. hoffe nicht, dass das eine gewollte Strategie ist. Man ist drauf und dran, eines der wenigen wirklich hervorstechenden Merkmale der Wiener Öffis über Bord zu werfen. Die paar Euro Einsparung gehen sich doch volkswirtschaftlich nie und nimma aus.