Zwei Dinge dazu, weil sie mir persönlich am Herzen liegen:
Mit einem globalen Blick betrachtet, gehören wir in Österreich sicher nicht zu jenen, die den Klimawandel am stärksten ausbaden, und auch finde ich es im konkreten Kontext nicht angebracht, von Extremen zu sprechen. In Südeuropa sterben Menschen an der Hitze. In Australien und Amerika brennen ganze Wälder ab. Und die Verschiebung der Luftbewegungen führt zu Stürmen, so wie jenen, der letztes Jahr im Herbst das einst beliebte Urlaubsziel Acapulco in Mexiko fast dem Erdboden gleich gemacht hat, mit Konsequenzen für die lokale Bevölkerung, die wir nur aus Katastrophenfilmen kennen. In Relation dazu ist eine Veränderung der Straßenverhältnisse mit folgender leichter Anpassung von Mobilitätsverhalten für mich nicht extrem.
Der zweite Punkt ist die Verteilung des Gemeinguts öffentlicher Raum. Der Modal Split hat sich in Wien in den letzten 30 Jahren dahingehend verändert, dass sich der Autoverkehr von Platz 1 auf Platz 3 hinter Fußgänger und öffentlichen Verkehrsmitteln verschoben hat. Damit erscheint mir auch eine entsprechende Anpassung der Verkehrsflächen gerechtfertigt. Wenn in einer Straße zwei Gehsteige mit 1,9 Metern Breite und zwei Fahrspuren mit jeweils 2,5 Metern sowie eine Parkspur in Breite von einem Meter existiert, dann ist das eine Verteilung von 3,8 zu 7. Es stehen also fast zwei Drittel der Fläche für den Individualverkehr zur Verfügung, davon 18,5% exklusiv für das Parken. In vielen Straßen geht die Verteilung noch stärker zu Gunsten des Individualverkehrs, wenn zwei Parkspuren existieren. Wenn sich nun 26% der Verkehrsteilnehmer beschweren, dass sie sich die wertvolle Fläche mit weiteren 42% (10% Radfahrende und 32% öffentliche Verkehrsmittel) teilen müssen, und eventuell Rücksicht nehmen, wenn ihnen schon zwischen 15% und 30% exklusiv für das Parken zugestanden werden, dann fehlt mir hier ein Wenig das Verständnis.
Veränderung erzeugt Widerstand, und Trägheit ist ein physikalisches Grundprinzip. Leider überholt jene, die an der Vergangenheit festhalten, die normative Kraft des Faktischen. Wer es nicht glaubt, kann ja kurzfristig einen Urlaub in Acapulco oder Sizilien versuchen.
Ich persönlich finde es wichtig, dass wir eine nachhaltige und ausgewogene Lösung für Mobilitätsbedürfnisse finden, die von Lösungsorientierung und Respekt geprägt ist.
Und um den Bogen zum Thema zu schließen: das bedeutet auch mal Änderungen bei Ausläufen, eine systemorientierte Verteilung der verfügbaren Mittel (da sehe ich auch noch Luft), und die Tatsache, dass in einer wachsenden Stadt nicht jeder einen Sitzplatz im Öffi oder einen Parkplatz vor der Tür haben kann.