Letztes Wochenende war ich in Danzig. Der Grund waren die historischen Straßenbahnen, die anlässlich des WOŚP (Große Orchester der Weihnachtshilfe) verkehrten. WOŚP ist eine charitative nichtstaatliche Organisation, die jedes Jahr am zweiten Sonntag im Jänner, das Finale eines Spendenmarathons organisiert. Da gibt es in allen großen Städten Polens diverse Benefizveranstaltungen. In vielen Städten fahren seit einigen Jahren historische Straßenbahnen/Autobusse an diesem Sonntag. Leider nicht in Krakau. Da ich in Danzig ohnehin noch keine Museumsstraßenbahnen fotografierte, dachte ich mir, dass ich diese Gelegenheit nutzen sollte. Zudem wollte ich auch einmal die Ostsee im Winter sehen.
Ein Netzplan findet sich hier:
https://ztm.gda.pl/download/2019-12/247.pdf [ Für Gäste keine Dateianhänge sichtbar]
Ich kam am Freitag am Abend in Danzig mit dem Pendolino an. Am Samstag machte ich einige Fotos vom Planverkehr. Hier nähert sich ein Düwag N8C der haltestelle Dworzec Główny (Hauptbahnhof).
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Es ging zuerst nach Nowy Port (Neufahrwasser). Hier sehen wir den Betriebsbahnhof Nowy Port. Wer weitere Fotos von 105Na erwartet, wird bitter enttäuscht. An Wochenenden wird in Danzig der Straßenbahnverkehr rein niederflurig abgewickelt.
Dennoch findet man in Form Düwag N8C Altbaufahrzeuge, wenn auch stark modernisiert.
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Mittlerweile wurden auch hier viele Häuser saniert und die Gegend wirkt nicht mehr so heruntergekommen wie bei meinem letzten Besuch 2015. Hier sehen wir einen N8C. Die Front haben die Wagen von Modertrans, dem Hersteller der Moderus Alfa, Beta und Gamma erhalten. Zudem wurde auch die gesamte Elektrik getauscht. Wer den Netzplan genau betrachtet, dem wird die große Schleife in Nowy Port auffallen. Allerdings haben die meisten Kurse des 10er ihre Endstation bereits in der Haltestelle Zajedznia Nowy Port (Betriebsbahnhof Neufahrwasser) und fahren einmal um das Betriebsgelände herum. So gesehen, wäre es besser am Netzplan die Endstation hier und nicht bei der Haltestelle Góreckiego einzuzeichnen. Der Grund ist, dass ein in der Haltestelle Góreckiego die Stehzeit einhaltender Zug, aus dem Betriebsbahnhof ausfahrende Züge behindern würde. Es gibt nämich in den Endstationen in Nowy Port keine Überholgleise. Der 5er hält seien Stehzeit normal in der Haltestelle Nowy Port Oliwska ein.
Am Display des Zuges steht "Abfahrt in 1 Min."
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Wenig später kommt der Folgezug. Die kurze Strecke zum Betriebsbahnhof ist eingleisig.
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Nach eingehaltener Stehzeit kommt der Zug wieder an mir vorbei, hier in der Strajku Dokerów (Dockarbeiterstreikstraße). Nowy Port ist ein verträumter Stadtteil Danzigs. Die Gelbe Tafel mit der Aufschrift "Zachowaj Odstęp" (Abstand halten) sollte übrigens im hinteren Führerstand liegen.
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Zurück zur Kreuzung, die man auf Bild 3 und 4 sieht, nur aus anderer Perspektive. Ein 5er biegt in die Władysława IV (Władysław-IV-Straße) ein. Genannter Mann war 1632–1648 König von Polen und entstammte dem Wasa-Geschlecht. Somit war er auch König von Schweden. Seine Mutter war übrigens Anna von Österreich, eine Habsburgerin, die am Wawel in Krakau bestattet ist.
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Noch ein Nachschuss des Zuges. Die Abzweigung links führt zur Haltestelle Góreckiego.
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Nachdem ich in Brzeźno (Brösen) ein wenig am Strand war, ging es wieder mit dem Straßenbahnfotografiren weiter. Ein Pesa 120NaG (Typenfamilie Swing) beim Durchfahren der aufgelassenen Haltestelle Wczasy. Auch in Brzeźno gibt es eine große Häuserblockschleife. Bei der Haltestelle Wczasy befindet sich eine Schleife. Der Abschnitt zwischen Wczasy und Al. Płażyńskiego ist zweigleisig, wird jedoch nur Richtung Süden planmäßig befahren. Der Rest der Häuserblockschleife ist eingleisig. Die in Betrieb befindliche Haltestelle Wczasy ist vor der Schleife.
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Ich habe mich sehr über diesen Wagen gefreut. Es handelt sich dabei um einen von Alstom-Konstal gebauten NGd99, wovon es nur 4 Stück gibt. Die Wagen sind verwandt mit den oberschlesischen 116Nd. Und sind auch genau so schlecht wie ihre oberschlesischen Brüder. Der Wagen rumpelt und scheppert, obwohl die Gleise in gutem Zustand sind. Diese Type wurde 1999 und 2000 ausgeliefert. Die hier gezeigte Lackierung ist an die alte Lackierung der Zwischenkriegszeit angelehnt. Eine Lackierungsvariante, wie sie in vielen deutschen Städten anzutreffen war. Schlicht und langweilig, irgendwie typisch deutsch. Der Wagen ist hier in der Häuserblockschleife kurz vor der Haltestelle Wczasy zu sehen. Der Zieltext Zaspa przez Wrzeszcz (Zaspa, dt. Saspe über Wrzeszcz, dt. Langfuhr) ist der Netzsturktur geschuldet. Die Zeile mit dem über-Text verschwindet natürlich sobald der jeweilige Stadtteil passiert wurde.
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Bei der Kreuzung Al. Hallera/Kliniczna (Haltestelle Wyspiańskiego) ist dieses schöne Eisenbahnviadukt. Hier ein 2er mit Zieltext Oliwa przez Zaspę (Oliva über Zaspa, dt. Saspe). Über das Viadukt fahren SKM-Züge (Schnellbahnsystem der Dreistadt) und Regional- und Fernverkehrszüge (u.a. der Pendolino nach Krakau, aber auch der Sobieski von/nach Wien).
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Am 9er werden derzeit Aufgrund der Renovierung der Strecke nach Stogi (Heubude) Zweirichtungsfahrzeuge benötigt, da er bei einer Stumpfendstelle endet. Daher kommen hier auch Pesa 128NG (Typenfamilie Jazz) zum Einsatz. PKM steht für Pomorska Kolej Metropolitalna (Pommersche Metropolbahn), einer Zweigstrecke der Hauptstrecke der Schnellbahn.
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Eine Nachtaufnahme in Oliwa konnte ich auch noch machen.
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So sieht es hier am Tag aus. Die Schleife ist dreigleisig wird jedoch auch von den Linien, die hier nicht enden befahren. Da hier auch noch die beiden mit Museumszügen betriebenen Linien endeten, kam es immer wieder zu Ringelspielfahrten durch die Schleife.
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Als ersters kam der Ring (Baujahr 1930). Er verkehrte als 28S von Oliwa nach Siedlce. Der Wagen wurde von MPK in Krakau renoviert und verkehrte Anfang 2016 einige Wochenenden in Krakau (Fotos von damals hier:
https://www.tramwayforum.at/index.php?topic=100.msg208839#msg208839). Im Danzig der Zwischenkriegszeit wurden die Wagen nach Serien typisiert, wobei die Wagennummer des ersten Fahrzeuges die Serie bestimmte. Somit war dies die Serie 269. Umgangssprachlich wurde und wird der Wagen im Polnischen als Ring bezeichnet, da diese Type anlässlich der Eröffnung der Strecke in der damaligen Ringstraße in Danzig angeschafft wurde.
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Danach kam der umgangssprachlich Bergmann genannte Wagen (Baujahr 1927). Im der Freien Stadt Danzig wurden die Wagen Heubuder genannt, da sie für die damals eröffnete Strecke nach Stogi (Heubude) beschafft wurden. Der Bügel passt leider so gar nicht zum Wagen. Aber immerhin er fährt. Der Name Bergmann leitet sich vom Motorenhersteller der Wagen ab. Die Danziger Elektrische Straßenbahn AG führte diese Type als Serie 245. Gebaut wurden auch diese Wagen von der Danziger Wagonfabrik.
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Gruppenbild in der Schleife.
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Die beiden historischen Triebwagen fahren einmal um die Schleife um den Planverkehr nicht zu behindern.
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Man wartet weiter in der Schleife. Warum man als Zieltext "Danzig" gewählt hat, entzieht sich meiner Kenntnis.
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Mit dem Bergmann ging es dann kurz nach Zaspa, wo dieses Foto entstand.
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Zurück in Oliwa erwartete mich bereits der Konstal 102Na (Baujahr 1970). Bis Mitte der 70er waren die Straßenbahnen in Danzig in diesem Lackierungsschema lackiert. Es schließt an das deutsche Schema an, allerdings ist der Zierstreifen natürlich rot, wie im Kommunismus üblich. Der Kleine durfte die Weiche stellen und anschließen die Weichenkrücke im dafür vorgesehenen Fach neben der Kupplung verstauen, was man hier am Bild sieht. Er sammelte mit seiner Mutter und Schwester Spenden und entwertete Souvenirfahrscheine und war voller Stolz dabei.