Abgesehen von dem unvermeidlich lustigen und halblustigen Spott: Sounddesign ist ein Thema, das von Konzernen selbstverständlich für ihre Produkte präzise erarbeitet wird. Da wird sogar hoher Aufwand getrieben - bei Autos werden vermeintliche Nebensächlichkeiten wie zB das Zuschlagen der Tür präzise entworfen, vom haptischen bis zum klanglichen Erlebnis. Natürlich haben auch ÖV-Betriebe das längst erkannt und beauftragen (echte!) Sounddesigner mit den Klängen. Ein gutes Beispiel ist das Sounddesign der SNCF, der Jingle ist inzwischen (in seiner bereits 2.Version) ein Ohrwurm:
http://youtu.be/EIMT7JImkHc . Wie sich solche Sounddesignstudios präsentieren sieht man hier:
http://www.diasonicdesign.com/ - unter "Works" findet man den Punkt "Audio charter for TGV stations" mit der ersten Version des SNCF-Jingles und weiteren Beispielen.
Aber auch Straßenbahnbetriebe wenden diese Erkenntnisse an, zB Strasbourg mit Ansagen, die mit unterschiedlichen Melodien unterlegt sind und von verschiedenen Personen gesprochen werden:
http://www.tramway.at/strasbourg/Strasbourg_Hopital_de_HP.mp3http://www.tramway.at/strasbourg/Strasbourg_Homme_de_Fer.mp3Auch ist man zB draufgekommen, dass es sinnvoll ist, wenn sich der Hupton des ÖV von dem des IV unterscheidet; seitdem haben die Busse in Paris eine Glocke statt der Hupe, damit weiss jeder Autofahrer, hoppla, da kommt was größeres - ausserdem klingt es angenehmer.
Nun verlangt niemand solche Extravaganzen wie in Strasbourg, aber irgendeinen Ansatz von Professionalität sollte das ganze schon haben. Wenn nun eine Firma die lobenswerte Idee hat, sich ein neues akustisches Erscheinungsbild zu spendieren, dann ist es jedenfalls nicht verständlich, dass sowas wie in Wien rauskommt. Ich habe noch keine Hintergrundinfos, kann mir das aber nur entweder so vorstellen, dass ein Studio etwas abgeliefert hat, das dann von F59 eigenmächtig verhunzt wurde - oder dass irgendwelche Freunderln geschoben beauftragt wurden, die vom Thema keine Ahnung haben. All das zusammen mit dem Grundsatz, "za wos brauch ma des". Anders ist so eine stümperhafte Arbeit wohl kaum erklärbar. Allein die Idee, eine gut eingeführte Stimme (Kaida war ein Glücksfall, sowas schießt man sonst nicht ohne Not in den Wind) ohne Not zu eliminieren ist ja schon beachtlich. Allerdings verfahren die ÖBB ähnlich glücklos, wenn sie Chris Lohner durch eine Computerstimme ersetzen. Gerade in der Musikstadt Wien bieten sich ja akustische Motive in jeder Menge, auch an guten Sprechern herrscht kein Mangel - man stelle sich nur mal die Ansagen gelesen von Otto Clemens (
http://www.macjingle.at/de/sprecher/4) vor! Allein die Telefonansage vom Hotel Eder ist zehnmal so professionell wie der aktuelle WiLi-Schrott:
http://www.macjingle.at/media/audio/1427_TEL_-_Hotel_Eder_-_Ansage_Demo__1.mp3Dazu kommen die eigenwilligen und psychologischen Erfahrungen widersprechenden Formulierungen sowie die grammatikalischen Blödheiten durchs zusammenschnipseln.
Dass das ganze auch noch zu leise aufgeschaltet wurde ist nur noch das Sahnehäubchen und hat mit dem eigentlichen Problem nur am Rande zu tun.