Autor Thema: Berufsbild Straßenbahnfahrer  (Gelesen 33828 mal)

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Re: Berufsbild Straßenbahnfahrer
« Antwort #75 am: 12. Februar 2019, 09:53:13 »
Nein absolut nicht, ich hatte eben meinen Lauf und habe, wie gesagt auch nie was für können und auch keinen wirklich verhindern können.

Hätte ich so viele Unfälle im Jahr gehabt, hätte ich mich selbst hinterfragt. Zwischen ich darf ja so fahren lt Gesetz und wie ich dann an manchen Stellen wirklich fahre liegen halt Welten.
Und bevor du wieder kommst und mir sagst wie lange du nicht gefahren bist. Ich bin 34 Jahre gefahren und hatte in der Zeit 7 Unfälle. Und ich habe sehr selten eine Verspätung gehabt.

Fahren brauchst mit nicht mehr erklären.

diogenes

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Re: Berufsbild Straßenbahnfahrer
« Antwort #76 am: 12. Februar 2019, 10:59:05 »
Es gibt Berufe, die muss man machen wollen, um darin richtig gut zu sein und in ihm Erfüllung zu finden, weil es eben nicht leicht ist, ihn auszuüben. Die meisten davon sind auf ihre jeweilige Art direkt oder indirekt Dienst an der Gemeinschaft, und ich denke, Öffifahrer zu sein gehört dazu. Ein  :up: an alle, die es gerne machen. Und +10 % Gehalt ;)
Ceterum censeo in Vindobona ferrivias stratarias ampliores esse.
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Re: Berufsbild Straßenbahnfahrer
« Antwort #77 am: 12. Februar 2019, 11:32:53 »
Ein Kollege hat eine Beanstandung bekommen weil er zwischen Zentralfriedhof 2 Tor und 1 Tor 61 gefahren ist. Das kuriose an der Sache ist er hat denn Zug eingezogen und aus welchem gründen auch immer wurde die Karte überprüft.
Nun ja, es kommt drauf an, wo man als Arbeitgeber seine Schwerpunkte setzt.

Da schaltet einer seinen Geamaten gleichmäßig Stufe für Stufe auf, beschleunigt auf leider 61, lässt dann den Zug in Ruhe rollen und bremst dann wieder gleichmäßig und exakt Stufe für Stufe runter und sorgt somit auch beim Bremsen für einen optimalen Komfort der Fahrgäste.

Der andere legt beim Anfahren den Geamticstengel voll vor, die Geamatic haut vier oder fünf Stufen rein, Schleudern kündigt sich an, der Geamticstengel wird zurückgerissen und somit die Fahrstufe gehalten. Zwei Sekunden später wird der Geamticstengel wieder voll umgelegt, die nächsten vier Fahrstufen werden geschaltet, es wird wieder der Geamticstengel zurückgerissen, um die Fahrstufe zu halten und das Schleudern abzufangen.

Nach vier oder fünf Iterationen ist endlich die letzte Fahrstufe erreicht, diese wird bis 52 km/h gehalten, danach wird abgeschaltet, der Zug rollt. Während des Rollens wird regelmäßig wieder die Geamatic aufgeschaltet und wieder abgeschaltet, aber nur bis zu einer Fahrstufe, an der der Motor noch keinen Strom zieht - der einzige Effekt dieser Aktionen ist daher die Bewegung des Schaltwerks.

Viel zu früh vor der Haltestelle wird die Geamtic auf Bremsen gestellt. Der Zug bremst, weil zu früh, viel zu stark, aber das kann ja mit "Bremsen mindern" mühelos kompensiert werden.

Mit Müh und Not erreicht der Zug die Haltestelle, und plötzlich wird der Geamticstengel einmal nach hinten gerissen. Zig Bremsstufen werden auf einmal durchgeschaltet, die Fahrgäste hängen in den Seilen, aber nur kurz, denn diese eine Bremsstufe wird gehalten. Knapp vor dem Haltepunkt wird der Geamaticstengel noch mal durchgerissen, die letzte Bremsstufe liegt an, die Haltebremse wird aktiviert. Damit die Fahrgäste aber noch was abbekommen, wird sogleich nach dem Ansprechen der Haltebremse das Schaltwerk auf 0 gestellt, damit die letzte Bremsstufe ihre Wirkung verliert. Durch die nun wegfallende Motorbremsung werden die Fahrgäste noch mal kurz vor Stehenbleiben gebeutelt.

Der außen an der Haltestelle stehende Fahrgast erkennt diesen Fahrstil am Scheppern der Drehgestellrahmen kurz vor dem Stehenbleiben.

Und wer bekommt nun den Fleck? Der erste Fahrer mit seinen 61 km/h. Wie gesagt, alles nur eine Frage der Schwerpunktsetzung.

Diese Geschichte ist rein fiktiv, findet aber täglich oft und überall in Wien statt.

95B

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Re: Berufsbild Straßenbahnfahrer
« Antwort #78 am: 12. Februar 2019, 11:42:16 »
Würde man mir einen Fleck wegen einer angeblichen Geschwindigkeitsübertretung um 1 km/h anhängen wollen, würde ich diesen nie und nimmer akzeptieren. Schließlich gibt es Messtoleranzen, zudem kann auch der Zeiger des Tachos gewisse Ungenauigkeiten aufweisen, das ist mitunter sogar vom Blickwinkel abhängig, da der Zeiger nicht auf der Skala aufliegt. Die Geschwindigkeitsmessanlage des Zuges ist, so nehme ich an, nicht geeicht.

Wagenschädigendes Verhalten wird offensichtlich nicht mehr geahndet – täglich erlebe ich als Fahrgast in allen mögilchen Wagentypen, dass die Fahrzeugbeweger den Steuerhebel möglichst viel und möglichst ruckartig bewegen. Dass man die gleichmäßigste Fahrweise erreicht, indem man den Steuerhebel sowohl sanft als auch so wenig wie möglich bewegt, dürfte mittlerweile verlorenes Wissen sein. ALs Fahrgast kann man das gleichmäßige Fahren leicht "messen", indem man einen Stehplatz einnimmt und dann darauf achtet, wie sehr man sich festhalten muss, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
Es ist nichts so fein gesponnen, es kommt doch ans Licht der Sonnen!
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Re: Berufsbild Straßenbahnfahrer
« Antwort #79 am: 12. Februar 2019, 11:56:44 »
Würde man mir einen Fleck wegen einer angeblichen Geschwindigkeitsübertretung um 1 km/h anhängen wollen, würde ich diesen nie und nimmer akzeptieren. Schließlich gibt es Messtoleranzen, zudem kann auch der Zeiger des Tachos gewisse Ungenauigkeiten aufweisen, das ist mitunter sogar vom Blickwinkel abhängig, da der Zeiger nicht auf der Skala aufliegt. Die Geschwindigkeitsmessanlage des Zuges ist, so nehme ich an, nicht geeicht.

Wagenschädigendes Verhalten wird offensichtlich nicht mehr geahndet – täglich erlebe ich als Fahrgast in allen mögilchen Wagentypen, dass die Fahrzeugbeweger den Steuerhebel möglichst viel und möglichst ruckartig bewegen. Dass man die gleichmäßigste Fahrweise erreicht, indem man den Steuerhebel sowohl sanft als auch so wenig wie möglich bewegt, dürfte mittlerweile verlorenes Wissen sein. ALs Fahrgast kann man das gleichmäßige Fahren leicht "messen", indem man einen Stehplatz einnimmt und dann darauf achtet, wie sehr man sich festhalten muss, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.

Dem kann ich nur anschließen. Denn auch die ZK hat eine gewisse Toleranz, bevor sie einschreitet.

Ich kann den betroffenen Mitarbeiter nur raten, die "Beanstandung" nicht einfach zu akzeptieren, bzw sie einfach nicht zu unterschreiben, sondern sich an seinen Personalvertreter zu wenden.

Auch über längere Strecke eine Überschreitung von 1 km/h ist mMn nicht zulässig.
Bitte meine Kommentare nicht immer als Ausrede für die WL ansehen

haidi

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Re: Berufsbild Straßenbahnfahrer
« Antwort #80 am: 12. Februar 2019, 12:19:44 »
Zu der angeführten Anzahl an Unfällen pro Jahr: Glaubst du nicht auch, daß da an deiner Fahrweise etwas nicht gestimmt hat, denn 8 Unfälle kann man nicht "eben seinen Lauf" zuschreiben, da waren ganz sicher noch andere Ursachen im Spiel. Einen oder zwei, vielleicht max. drei Unfälle lasse ich gelten, aber acht?
Ich kann dir nur vom Autofahren erzählen. Ich hatte einige Jahre einen "Lauf", wo ich bei nahezu jeder Fahrt eine Situation hatte, die knapp am Unfall vorbeigeschrammt ist, sei es in der Stadt oder auf der Autobahn. Die extremse war, als ich bei recht schwachem Verkehr bei einer Auffahrt von der 3. auf die 1. Fahrspur wechseln sollte, auf der Auffahrt ein Auto kommen sah und das Gefühl hätte, das zieht am Beginn der durchbrochenen Linie mit 50 auf die erste Spur ziehen wird. Also auf der 2. geblieben und es war so. Nur den junge Bub hinter ihr hatte ich nicht auf dem Radar. Der ist vielleicht 20, 25 m vor mir in die 2. Spur gezogen - auch mit 50 oder ein wenig mehr.  Mir ist es gelungen, mit Bremsen, Spiegelblick und Blinken(!) auf den freien Platz neben mir zu wechseln und schon war ich neben ihm. Das in gerade einer oder zwei Sekunden. Meine Freundin, die sich in solchen Situationen akustisch meldet, hatte keine Zeit zum Schreien.
Wie gesagt - ich glaube HLS, dass er einen wirklichen Lauf hatte und nicht auf Crash gefahren ist. Ich hatte meinen Lauf und den wahrscheinlich nur deswegen überstanden, weil ich in jüngeren Jahren alles andere als defensiv gefahren bin und so "trainiert" habe. Meine Lebensgefährtin hat immer wieder gesagt, sie versteht nicht, wieso mir das immer passiert, aber an meiner Fahrweise in der Beziehung nichts auszusetzen gehabt.¹]
Seit zwei oder drei Jahren ist das nahezu vorbei.
Nur hab ich als Autofahrer wesentlich bessere Möglichkeiten, auf derartige Situationen zu reagieren - bessere Bremsen, weniger Gewicht und ich kann Lenken. WEnn ich als Straßenbahnfahrer ständig auf Gefühl reagieren würde, dann käme ich nicht weit.

¹] Aufregen tut sie sich, wenn ich z.B. in der Hadikgasse in der 2. Spur vor der Kennedybrücke bin und einer auf der Linksabbiegespur vor zieht und dann rein will. Da halte ich drauf, weil ich weiß, dass er es versucht und genau weiß, was er tut, das ist keine Gefahr, aber belohnen tu ich ihn sicher nicht.

Antworten zu meinen "Fahrstil" ohne Straßenbahnbezug bitte mit Zitat und Verweis in ein neues Thema im Small-Talk und nicht hier.
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Rodauner

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Re: Berufsbild Straßenbahnfahrer
« Antwort #81 am: 12. Februar 2019, 13:34:31 »
Würde man mir einen Fleck wegen einer angeblichen Geschwindigkeitsübertretung um 1 km/h anhängen wollen, würde ich diesen nie und nimmer akzeptieren. Schließlich gibt es Messtoleranzen, zudem kann auch der Zeiger des Tachos gewisse Ungenauigkeiten aufweisen, das ist mitunter sogar vom Blickwinkel abhängig, da der Zeiger nicht auf der Skala aufliegt.

Die Geschwindigkeitsmessung wird auch durch unterschiedliche Durchmesser der Radreifen beeinflußt - neu oder überdreht & eventuell schon an der Toleranzgrenze...

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Re: Berufsbild Straßenbahnfahrer
« Antwort #82 am: 12. Februar 2019, 15:48:49 »
Würde man mir einen Fleck wegen einer angeblichen Geschwindigkeitsübertretung um 1 km/h anhängen wollen, würde ich diesen nie und nimmer akzeptieren. Schließlich gibt es Messtoleranzen, zudem kann auch der Zeiger des Tachos gewisse Ungenauigkeiten aufweisen, das ist mitunter sogar vom Blickwinkel abhängig, da der Zeiger nicht auf der Skala aufliegt.

Die Geschwindigkeitsmessung wird auch durch unterschiedliche Durchmesser der Radreifen beeinflußt - neu oder überdreht & eventuell schon an der Toleranzgrenze...

Was aber nichts mit der am Tacho angezeigten und am Fahrtenschreiber gespeicherten Geschwindigkeit zu tun hat.
Real mag zwar sein, dass bei den angezeigten 61 Km/h der Zug mit nur 58 unterwegs war.

Beanstandet wirds  ::)

95B

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Re: Berufsbild Straßenbahnfahrer
« Antwort #83 am: 12. Februar 2019, 16:39:18 »
Was aber nichts mit der am Tacho angezeigten und am Fahrtenschreiber gespeicherten Geschwindigkeit zu tun hat.
Real mag zwar sein, dass bei den angezeigten 61 Km/h der Zug mit nur 58 unterwegs war.

Genau deshalb gibt es Messtoleranzen.

Beanstandet wirds  ::)

Zu Unrecht.
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Taurus

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Re: Berufsbild Straßenbahnfahrer
« Antwort #84 am: 12. Februar 2019, 19:57:31 »
Das mit der 1 km/h Beanstandung mag ich ja gar nicht wahrhaben.

Sollen die Fahrer nur mehr auf den Tacho glotzen? Also liegen die ganzen Auffahrunfälle gar nicht an den Smartphones  :o

Beim Fahren auf Sicht ist zwar die richtige Geschwindigkeitswahl wichtig, die hat aber wenig mit den geltenden Tempolimits zu tun.

Dem Beitrag von 4498 kann ich nur zustimmen. Man geht wohl den einfachsten und unsinnigsten Weg mit den Kontrollen der Geschwindigkeitsaufzeichnung.
Aggressives Fahren wird man so nicht ahnden können. Und die unnötigen Flachstellen kann man so auch nicht vermindern...


OT: Bei der Badner Bahn hab ich als Kind immer den Tacho kontrolliert. So 100er haben eine bessere Bogenlage als als man meinen mag...  :))
Und gegen Lokalbahner sind WiLi-Fahrer bezüglich Rasen recht brav. Liegt vielleicht an den Schienenbrüchen.




Rodauner

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Re: Berufsbild Straßenbahnfahrer
« Antwort #85 am: 12. Februar 2019, 21:26:38 »
Und gegen Lokalbahner sind WiLi-Fahrer bezüglich Rasen recht brav. Liegt vielleicht an den Schienenbrüchen.

Die Lokalbahner neigen eher dazu, über Schienenbrüche drüberzufliegen...

95B

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Re: Berufsbild Straßenbahnfahrer
« Antwort #86 am: 13. Februar 2019, 09:13:14 »
Ah ja... wichtige Info zum Berufswunsch Straßenbahnfahrer: Unbedingt mindestens zwei Monate vorher mit dem Kiffen aufhören – das ist einer der wichtigsten Ausscheidungsgründe bei der ärztlichen Auswahluntersuchung.
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Re: Berufsbild Straßenbahnfahrer
« Antwort #87 am: 13. Februar 2019, 09:49:40 »
Aber hält man das durch - ohne - im Fahrgastbetrieb  >:D

denond

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Re: Berufsbild Straßenbahnfahrer
« Antwort #88 am: 13. Februar 2019, 10:00:29 »
Aber hält man das durch - ohne - im Fahrgastbetrieb  >:D

Wenn du Phlegmatiker bist?  Dann auch in einem Dienst bei den WL, nicht nur ggü. dem Fahrgast sondern auch ggü. so manchem Vorgesetzten bzw. Teamleiter.

fastpage

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Re: Berufsbild Straßenbahnfahrer
« Antwort #89 am: 13. Februar 2019, 10:24:09 »

Die Geschwindigkeitsmessung wird auch durch unterschiedliche Durchmesser der Radreifen beeinflußt - neu oder überdreht & eventuell schon an der Toleranzgrenze...
Genau dafür gibt es die RR-Korrektur. Die Zeiten, wo der alte Hasler mit dem RR-Mittelwert fix eingestellt wurde sind lange vorbei.
Nach jedem Räderbanktermin gibt es eine Nachbehandlung, wo der aktuelle (nehme an,die WL haben auch schon Calipri https://www.nextsense-worldwide.com/de/branchen/bahn/radprofilmessung.html )
Raddurchmesser eingestellt.