Ein Kollege hat eine Beanstandung bekommen weil er zwischen Zentralfriedhof 2 Tor und 1 Tor 61 gefahren ist. Das kuriose an der Sache ist er hat denn Zug eingezogen und aus welchem gründen auch immer wurde die Karte überprüft.
Nun ja, es kommt drauf an, wo man als Arbeitgeber seine Schwerpunkte setzt.
Da schaltet einer seinen Geamaten gleichmäßig Stufe für Stufe auf, beschleunigt auf leider 61, lässt dann den Zug in Ruhe rollen und bremst dann wieder gleichmäßig und exakt Stufe für Stufe runter und sorgt somit auch beim Bremsen für einen optimalen Komfort der Fahrgäste.
Der andere legt beim Anfahren den Geamticstengel voll vor, die Geamatic haut vier oder fünf Stufen rein, Schleudern kündigt sich an, der Geamticstengel wird zurückgerissen und somit die Fahrstufe gehalten. Zwei Sekunden später wird der Geamticstengel wieder voll umgelegt, die nächsten vier Fahrstufen werden geschaltet, es wird wieder der Geamticstengel zurückgerissen, um die Fahrstufe zu halten und das Schleudern abzufangen.
Nach vier oder fünf Iterationen ist endlich die letzte Fahrstufe erreicht, diese wird bis 52 km/h gehalten, danach wird abgeschaltet, der Zug rollt. Während des Rollens wird regelmäßig wieder die Geamatic aufgeschaltet und wieder abgeschaltet, aber nur bis zu einer Fahrstufe, an der der Motor noch keinen Strom zieht - der einzige Effekt dieser Aktionen ist daher die Bewegung des Schaltwerks.
Viel zu früh vor der Haltestelle wird die Geamtic auf Bremsen gestellt. Der Zug bremst, weil zu früh, viel zu stark, aber das kann ja mit "Bremsen mindern" mühelos kompensiert werden.
Mit Müh und Not erreicht der Zug die Haltestelle, und plötzlich wird der Geamticstengel einmal nach hinten gerissen. Zig Bremsstufen werden auf einmal durchgeschaltet, die Fahrgäste hängen in den Seilen, aber nur kurz, denn diese eine Bremsstufe wird gehalten. Knapp vor dem Haltepunkt wird der Geamaticstengel noch mal durchgerissen, die letzte Bremsstufe liegt an, die Haltebremse wird aktiviert. Damit die Fahrgäste aber noch was abbekommen, wird sogleich nach dem Ansprechen der Haltebremse das Schaltwerk auf 0 gestellt, damit die letzte Bremsstufe ihre Wirkung verliert. Durch die nun wegfallende Motorbremsung werden die Fahrgäste noch mal kurz vor Stehenbleiben gebeutelt.
Der außen an der Haltestelle stehende Fahrgast erkennt diesen Fahrstil am Scheppern der Drehgestellrahmen kurz vor dem Stehenbleiben.
Und wer bekommt nun den Fleck? Der erste Fahrer mit seinen 61 km/h. Wie gesagt, alles nur eine Frage der Schwerpunktsetzung.
Diese Geschichte ist rein fiktiv, findet aber täglich oft und überall in Wien statt.