Ein anderes klassisches Motiv am 43er ist das "Tirolerhaus" in der Dornbacher Straße, damals (und heute noch?) Sitz einer Filmproduktion. Vielleicht kann ein User genauere Infos zu diesem bemerkenswerten Haus beisteuern.
Kronprinz Rudolfs Lieblingsheuriger
„Zur güldenen Waldschnepfe“
Das Wirtshaus „Zur güldenen Waldschnepfe“ war ein beliebtes Ausflugsziel der Wiener. Schon seit dem 17. Jahrhundert gab es hier einen Einkehrgasthof, 1883/84 erfolgte der Neubau im altdeutschen Stil.
Normale Sterbliche fuhren mit dem Stellwagen oder der Glöckerlbahn, wie die erste Pferdetramway genannt wurde, nach Dornbach. So ein prominenter Besucher wie Kronprinz Rudolf hatte natürlich seinen Leibfiaker, den Herrn Josef Bratfisch (1847-1892). Rudolf schätzte Bratfisch, dem er den Spitznamen „Nockerl“ gegeben hatte, nicht nur wegen seiner Diskretion, sondern auch wegen seiner sängerischen Qualitäten. Denn Bratfisch pflegte in der „Waldschnepfe“ gemeinsam mit den „Schrammeln“ Wiener Lieder zu singen. Die Brüder Johann (1850-1893) und Josef Schrammel (1852-1895) stammten aus dem Waldviertel, gemeinsam traten sie erstmals 1878 mit Anton Strohmayer (1848-1937) und Georg Dänzer (1848-?) als Quartett auf. Sie waren bestens ausgebildete Virtuosen ihrer Instrumente. Sie hätten durchaus in der Hofoper spielen können, doch es zog sie hinaus in die Vorstädte zur Wiener Volksmusik. Die klassische Besetzung dieses Quartetts war erste und zweite Geige, Gitarre und Klarinette. Beide Brüder Schrammel waren auch ausgezeichnete und sehr erfolgreiche Komponisten, ihre Lieder werden noch immer gesungen, wie „Wien bleibt Wien“. Serviert wurde in der Waldschnepfe der berühmte Hauswein, der „g`rebelte Alsegger“ (g`rebelt bedeutet, dass die Trauben ohne Stiele vergoren wurden).
Bratfisch spielte übrigens auch beim Tod Rudolfs in Mayerling eine Rolle. Es gab sogar Gerüchte, dass er eine Zuwendung vom Hof als Schweigegeld erhalten hätte, weil er sich nach Rudolfs Tod ein Haus erwarb. In der Tat starb Bratfisch verschuldet, auf dem Haus lastete eine Hypothek.
Seit dem Zweiten Weltkrieg wird das Haus nicht mehr als Gasthof genutzt. Im Zeitalter des Automobils haben diese Ausflugslokale an Attraktivität verloren. Leider verfällt der Prachtbau in den letzten Jahren.
1170 Wien, Dornbacherstraße 88 (Straßenbahn 43)
Quelle siehe Bild
