Es ist durchaus kein mutwilliges sekkieren, wenn man dem Autoverkehr den Anteil am öffentlichen Raum gibt, den er hat. Also rund 30% der öffentlichen Verkehrsflächen, Tendenz sinkend.
Das Ganze so eins zu eins umzulegen bringt aber auch nichts. Wer braucht in einer Seitengasse knapp 30% der Straßenbreite einen Gehsteig?
Auch die nachträglichen "Begrünungen" sind ja ein Hohn: Statt zwei Parkplätzen hat man jetzt ein stinkendes Hundeklo vor dem Fenster. Statt Blumen und Sträuchern nimmt man ja heute dieses Granulat, das wie Beton ausschaut und steckt eine vertrocknete Staude ohne Blätter rein.
http://www.meinbezirk.at/margareten/politik/ein-schandfleck-baumscheiben-in-der-gassergasse-d1065069.htmlIrgendwie hat man die falsche Herangehensweise an das Thema "Auto oder Öffis". Es muß doch einen Grund geben, warum so viele Autofahrer das Öffentliche Verkehrssystem nicht annehmen - auch innerhalb des Gürtels. Die Kosten können es schon einmal nicht sein. Also muß es an der Verfügbarkeit oder der Attraktivität liegen.
Überspitzt aber durchaus zutreffend:
Vollgestopfte, ungepflegte Fahrzeuge (im Sommer nicht gekühlt, im Winter schlecht geheizt), Bettler und/oder Drogendealer oder sonstige dubiose Personen im Fahrzeug, schlechte/keine Information bei Störungen, kein Abwarten der Anschluß-Verbindungen, usw.
Jemand der die Öffis ohnehin nutzt ärgert sich über sowas, fährt aber morgen wieder. Neue Kunden wird man so aber nur schwer finden...
Man kann den Eindruck gewinnen, daß man den Autoverkehr mutwillig verlangsamen und unattraktiv machen will, weil man es nicht schafft den öffentlichen Verkehr zu verbessern. Kurze Intervalle auf U-Bahn-Linien sind nicht alles.
Dieses denken geht aber auch nach hinten los. Denn im verlangsamten Verkehr steckt dann auch der Bus und die Straßenbahn. Warum wird die Ampelbeeinflußung nicht weiter ausgebaut? Davon würde der gesamte Verkehr profitieren, statt der sturen Ampelumläufe. Stattdessen hat man das Budget zur Erschaffung der grünen Welle abgeschafft. Mit dem Erfolg, das (Achtung Bus!) der 69A vom Arsenal zum Hauptbahnhof auf geschätzten 600 Metern an sechs roten Ampel hält...
Auch darf man die mißlungene Gestaltung des öffentlichen Raumes nicht dem Autofahrer anhängen. Warum hat man etwa beim Ausbau der Gudrunstraße die Mittelinsel asphaltiert und nicht begrünt? Dann wäre das Erscheinungsbild gleich ganz anders...
Und ist auch bei weitem nicht so, wie oft verlautbart wird, daß man mit dem Auto so viel langsamer ist als mit den Öffis. Das mag stimmen, wenn man neben einer U-Bahn-Station wohnt und arbeitet, sobald man aber ein, zwei Mal umsteigen muß, verliert man massiv an Zeit.
Und was mich persönlich am meisten stört, ist das gegenseitige Ausspielen der verschiedenen Gruppen (nicht nur in der Verkehrspolitik). Man soll, so gut es eben geht, es für alle Gruppen optimal gestalten.
Ich hab bis jetzt jeden Punkt in Wien, zu dem ich musste, problemlos mit Öffis erreicht.
Ja, wenn Zeit keine Rolle spielt. Wenn du öffentlich aber doppelt so lange brauchst als mit dem Auto, dann kommt auf ein ganzes Berufsleben gesehen schon einige Zeit zusammen.