Aber dann frage ich mich, was ihr eigentlich noch wollt. Wenn etwas mehr als ein Viertel aller Wege mit Pkws zurückgelegt werden, dann werden fast dreiviertel aller Wege mit Öffis, Fahrrad oder zu Fuß zurückgelegt. Das ist doch ohnehin schon ein guter Wert! Die autofreie Stadt gibt es nunmal nicht und wird es nie geben.
Ganz einfach: Dass diesem guten Wert auch Rechnung getragen wird, indem z.B. diesen genannten drei Vierteln mehr Platz, bessere Verbindungen und weniger Wartezeiten gegönnt werden. Es ist ja eigentlich erstaunlich, dass in Wien so viele Wege öffentlich und zu Fuß zurückgelegt werden. Denn in vielen Fällen ist es wirklich nicht attraktiv (unnötig lange Geh- und Umsteigewege, lange Ampelwartezeiten, Ampeln, bei denen man als Fußgänger nur dann parallel zum MIV Grün bekommt, wenn man auf den Knopf drückt etc.).
Unlängst wurde z.B. die Fußgängerunterführung am Beginn der Triester Straße zugeschüttet (bzw. "verfüllt", wie das offiziell heißt). Wenn man von der S-Bahn-Station Matzleinsdorfer Platz in die Knöllgasse gehen möchte, dauert das nun locker 3 Minuten länger als bisher. Denn man muss entweder unter der USTRAB durch und den gegenüberliegenden Stationsaufgang nutzen, oder man nimmt den ampelgeregelten Übergang, der nicht nur eine sehr lange Umlaufzeit, sondern auch unterschiedliche Phasen für die beiden Richtungsfahrbahnen hat, sodass man in der Mitte nochmals warten muss.
Und das ist nur eine von vielen Kleinigkeiten, die einem das Leben schwer machen. Trotzdem bin ich froh, kein Auto zu haben und praktisch ausschließlich öffentlich und zu Fuß unterwegs zu sein (sogar auf dem Land, wo ich berufsbedingt zwei Tage pro Woche bin). In Gesprächen mit eingefleischten Autofahrern fehlen mir dann aber doch oft die Argumente. Einer rechnet mir immer vor, dass er auf seinen Wegen in Wien (und das sind die verschiedensten) mit dem Auto oft nur ein Drittel der Zeit braucht wie mit Öffis. Offenbar ist für die meisten Autofahrer Zeit so wertvoll, dass sie um jeden Preis das schnellste Verkehrsmittel benützen müssen, und das ist nun einmal in vielen Fällen tatsächlich das Auto. Oft leider mit erheblichem Vorsprung. Und daran gilt es zu arbeiten. Ich mache mir aber nicht viele Hoffnungen, dass ich in Wien in dieser Hinsicht noch wesentliche Verbesserungen erleben werde.