Und bei den Rasengleisentscheidungen immer die WL zu verurteilen, finde ich auch als vermessen. Denn ob ein Rasengleis kommt und wie es dann auch gebaut wird liegt selten in der Entscheidung der WL. Da liegt die Verantwortung eher bei der MA28 (Straßenbau).
Nein, da liegt die Verantwortung direkt bei den damaligen Wiener Verkehrsbetrieben, die mit Dilettantismus, Nichtwissen und Sturheit dagegen bei den (nicht besonders interessierten) Politikern lobbyiert hatten und damit locker durchkamen: Das mittlerweile berühmte Argument dagegen, "geht nicht wegen des steppenartigen Klimas in Wien" ist keine Legende, sondern schriftlich verbrieft. An der BOKU hat man sich damals auf die Schenkel geklopft vor so viel Unsinn.
- bei der damaligen Neubaustrecke der Linie 67 zum Frödenplatz und zum Otto Probst-Platz hatte ich persönliche Gespräche mit dem damaligen SPÖ-Klubobmann Svoboda (nicht zu verwechseln mit dem ehemaligen Planungsstadtrat) und der Betriebsleitung, die haben der SPÖ eingeredet, das ginge bei Neubaustrecken wegen möglicher Senkungen des Untergrundes nicht (dieses Argument ist so dumm, dass ich es mir wörtlich gemerkt habe). Auf die Frage, was man mit Schienenverwerfungen macht, wenn es Senkungen gibt, gab es keine Antwort.
Ein ehemaliger Betriebsleiter outete sich bei einem Gespräch in der Direktion über Rasengleise als besonderer Fachmann: Beim angeführten Beispiel Stuttgart (Rasengleis bei Vignolschienen) meinte er, das glaubt er nicht, das kennt er nicht, das kann nicht funktionieren.
Ich durfte Ende der 80er/Anfang der 90er Jahre ein Symposium im Verkehrsministerium über Stadtverkehr ausrichten und habe zum Thema Rasengleise Vertreter aus Linz zu einem Vortrag eingeladen, die das Rasengleis als günstigstes, stadtverträglichstes, pflegeleichtes, betriebstaugliches und ideales Mittel der Wegegestaltung anpriesen. Die Vertreter der Wiener Linien saßen daneben und bekamen Schockstarre, weil alle ihre Nicht-Fachargumente zerflossen. Auch gegen die angeblich unmögliche Eingleisung bei Entgleisungen konnten sie nichts erwidern.
Die Linz Linien sprachen damals ausdrücklich von einer günstigeren Bauart im Vergleich zu herkömmlichen Gleisbau, die Wiener Verkehrsbetriebe (ohne entsprechende Erfahrung) von entsprechenden Mehrkosten. Auf die Frage, ob man mit anderen Beteiligten (Stadt, Bezirk, Stadtgartenamt, Pflege) Gespräche über eine Beteiligung bei eventuellen Mehrkosten geführt hätte, kam die klare Antwort: Nein, und hinter vorgehaltener Hand der Nachsatz: Weil wirs eh net wollen.
Die Beispiele, die ich aus persönlichen Gesprächen genannt habe, erlauben mir durchaus die Beurteilung der damaligen Wiener Verkehrsbetriebe als einen Dilettantenstadl, was das Interesse an und Know how bei Rasengleisen betrifft.