Auch in der Wohnung, am Plafond sind neben jeder Lampenaufhängung die Gasleitunggsstumpen erkennbar.
Bei uns sind die Haken für die elektrischen Luster gleichzeitig die Stopfen in der Gasleitung. In manchen Wohnungen sind die Gasleitungen irgendwann erneuert worden, dort halten diese Haken nur mehr die Lampen. In anderen sind die Leitungen noch in Betrieb und dicht genug, um keine Probleme zu verursachen. Zwischen "dicht nach aktuellen Normen" (soweit ich weiß innerhalb von 10 Minuten Messzeit kein Absinken der Wassersäule messbar) und "es stinkt nicht nach Gas" ist ja eine ziemliche Bandbreite.
Von diesen Lusterhaken gibt es zwei mir bekannte Versionen: einmal sehr massive Haken mit 1/2"-Außengewinde, die direkt in die Gasleitung geschraubt werden. Will man moderne Lampen daran aufhängen, ist Bastelarbeit und Adaptieren angesagt, weil die Aufhängungen für Haken mit viel geringeren Durchmessern vorgesehen sind. Dafür tragen diese Haken auch riesige Kristallluster ohne mit der Wimper zu zucken. Die Alternative sind 1/2"-Stoppeln mit zusätzlichem Innengewinde, in das dünnere Haken mit 5mm-Gewinde (grob geschätzt) geschraubt werden. Die haben wir in einem Teil der Wohnung, leider fehlen zum Teil die Haken und es sind nur mehr die Stoppel da. Ohne die Gewindemaße zu kennen dürfte es aber schwer sein, die Haken nachzubeschaffen - falls das überhaupt metrische Gewinde sind.
Wurde die Elekrifizierung eigentlich von den Inhaber der Wohnungen oder von der Stadt vorgenommen, wer entschied bzgl. Stärke etc.
Von der Gemeinde sicher nicht, eher von den Mietern der Wohnungen. Das E-Werk wird in Abstimmung mit der Zahlungswilligkeit des Hauseigentümers die Stärke der Hausanschlusssicherung bestimmt haben, und daraus ergibt sich dann eh die maximal mögliche Absicherung der einzelnen Wohnungen.
Hier im Haus habe ich vor ca. 15 Jahren die unbenutzte Gleichstrom-Hauszuleitung abmontiert. Das war ein wuchtiges Teerkabel mit 3 Kupferleitern, vielleicht 4mm2. Die Hauptsicherung war in einem der Kellerabteile, eine feste Verbindung für den Mittelleiter und je ein Sicherungssockel (Größe Diazed II) für + und -. Die maximale Absicherung für das ganze Haus kann also 2x25 A gewesen sein, stärkere Sicherungen gibt es für diese Sockelgröße (eigentlich) nicht. Die sehr skurrilen 35-Ampere-Patronen für 25-Ampere-Passschrauben zähle ich hier nicht mit.
In den Wohnungen waren vermutlich je nach Größe und Luxus ein oder zwei 4-Ampere-Stromkreise. Im Lauf der Zeit sind die dann von den Mietern ohne Verstärkung der Leitungen auf 6, 10 oder gar 16 A aufgebohrt worden, wobei 10 schon grenzwertig für die häufig verwendeten 1mm2-Leitungen ist und 16 eindeutig zu viel. Dieses Konzept findet man auch noch in Wohnungen aus den 50ern, luxuriöser wird es frühestens Ende der 50er. Grundlegende Sanierungen oder Kompletterneuerungen alter Installationen findet man vor etwa 1970 sehr sehr selten. Eigentlich das einzige mir bekannte Beispiel ist das Eckhaus Währinger Straße/Lackierergasse, dort dürfte in einigen Wohnungen die Installation um 1960 komplett erneuert worden sein, komplett mit Nachtspeicherheizung usw..
Um 1960 tauchen dann schon Luxusneubauten mit bis zu 5 Stromkreisen pro Wohnung und ganz modernen Leitungsschutzschaltern statt Schraubsicherungen auf. Heute sind diese frühen Automaten teilweise ziemliche Brandsätze, weil sie schlecht oder nicht mehr auslösen.
Gleichstrom gab es übrigens meines Wissens in Wien bis 1955, und zwar ein Dreileiternetz mit 220/440 V (220 V zwischen Plus und Mittelleiter bzw. Minus und Mittelleiter und 440 zwischen Plus und Minus). Im Wechselstrombereich gab es zumindest 127/220V und 220/380V gleichzeitig. Ob es 110V auch gab, entzieht sich meiner Kenntnis, eventuell könnte es auch 127V gegeben haben. In der Spätzeit (70er) dürfte das 127/220V-Netz nur mehr für 220V-Anschlüsse mit zwei Phasen verwendet worden sein. Das war auch eine bequeme Umrüstmöglichkeit in den Gleichstromgebieten, weil man mit den vorhandenen drei bzw. zwei Leitern auskommt und nicht neue Hauptleitungen mit 3 Phasen und Nullleiter verlegen muss.
Eigentlich gehört das aber in den Thread mit historischen Elektroinstallationen!