Die Pferdebahnlinie von der Oper endete beim Gürtel. Dort mußte in den Dampfzug der Strecke Margaretengürtel - Steinbauergasse - Aßmayergasse - Eichenstraße und weiter bis Wr. Neudorf umgestiegen werden.
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Die Einführungs- und -Schlußfahrten des Bahnhofs Tivoligasse wurden über die Niederhofstraße geführt, da in der Meidlinger Hauptstraße nur ein Gleisbogen von der Tivoligasse in die Meidlinger Haußptstraße in Richtung Lobkowitzbrücke bestand.
Besten Dank für die klärende Information. Dann hatte offenbar die am 11. Dezember 1887 eröffnete Niederhofstraße (jedenfalls bis 14. 1. 1893) eine ausschließliche Zubringerfunktion für diese Strecke aus dem Betriebsbahnhof Tivoligasse. Die Existenz dieses Betriebsbahnhofs und der Zusammenhang mit der Niederhofstraße war mir jedenfalls bis jetzt nicht explizit bewußt. Eine Übersicht über die ehemaligen Betriebsbahnhöfe geht mir im Straßenbahnjournal-Wiki ab (z.B. auch Penzing). Die Steinbauergasse wird dann vermutlich in dieser Zeit sowohl die Dampfzüge der Wiener Neudorfer Linie als auch die Einführungs- und Schlußfahrten der Haferzüge der Linie Oper - Arbeitergasse/Gürtel aufgenommen haben.
Zwischen 1893 und 1903 hatte dann die Niederhofstraße offenbar weiterhin diese Zubringerfunktion für den Bhf. Tivoligasse, wurde möglicherweise aber auch bereits als Strecke für die Schleifenfahrt des nachmaligen 61ers benutzt.
Zwischen 1904 und 1906 wurde diese Schleifenfahrt nicht durchgeführt, sondern zwischen 1904 und 1905 ein Pendelwagen in der Niederhofstraße betrieben.
Dann hat die nachmalige Linie 61 offenbar in dieser Zeit beim Südbahnhof gestürzt.
Und offensichtlich muß in dieser Zeit von 1904 bis 1906 die Niederhofstraße in beide Richtungen befahren worden sein, wie vermutlich auch bis zur Einführung des elektrischen Betriebes 1903 zwecks Erreichung des Betriebsbahnhofes Tivoligasse. Zwischen 1906 und 1915 ist dann die Niederhofstaße vermutlich nur mehr in Fahrtrichtung II befahren worden.
Bild 1 zeigt die Niederhofstraße Richtung Albrechtsbergergasse, links der Pfarrhof, aufgenommen von M. Sperling 1899.
Danke für diese interessanten Bilder. Dieses Bild belegt Revisors Ausführungen, daß nämlich zu Zeiten des Haferantriebs (bis 1903) die Zufahrt von und zur Tivoligasse über die Niederhofstaße führte und diese daher in beide Richtungen befahren wurde. Die zweigleisige Strecke ist auf diesem Bild wirklich ausgezeichnet erkennbar.
Bild 2, aufgenommen von August Löwenstein, betitelt mit "Niederhofstraße stadteinwärts" dürfte nicht weit davon entfernt sein und die südlich gelegene Häuserfront der Niederhofstraße zeigen.
Interessant auch dieses Bild, wo das zweite Gleis nach der Einstellung des Pendelverkehrs 1906 und der Nutzung als ausschließliche Strecke für die Schleifenfahrt des 61ers Richtung II bis 1915 bereits fehlen dürfte.
Foto aus dem Jahr 1902, ein modern wirkendes, gewerblich genutztes Gebäude am Rande eines "Dorfes".
Im Vordergrund eine eingleisige Strecke mit doppeldrähtiger Fahrleitung.
Ca 1000m außerhalb des Gürtels.
Dann ist aber auch die Datierung des Rätselphotos Eckhaus Niederhofstraße/Vivenotgasse von WIENTAL DONAUKANAL mit 1902 falsch, denn zu diesem Zeitpunkt müßte die Niederhofstraße noch zweigleisig gewesen sein, denn bis 1906 ist man dort ja noch in beide Richtungen gefahren.
Andere Möglichkeit, die ich nicht ausschließen möchte: daß der Rückbau der Niederhofstraße bereits mit der Elektrifizierung durchgeführt wurde und der Pendelverkehr zwischen 1904 und 1906 eingleisig abgewickelt wurde. Dann hätte man aber sicher mindestens noch bis 1903 dort ein zweites Gleis erkennen müssen.
Die Schleife Wilhelmstraße - Hoffmeistergasse wurde im Linksverkehr in umgekehrter Richtung befahren.
Klingt jedenfalls plausibler als die Version im Wiki. Dann müßte es im Straßenbahnjournal-Wiki bei der Strecke 61 aber statt
... Aßmayergasse (ab 1915 Wilhelmstraße - Hoffmeistergasse [zurück Eichenstraße - Aßmayergasse]) - Eichenstraße ... vielmehr
... Aßmayergasse - Eichenstraße (ab 1915 zurück Hoffmeistergasse - Wilhelmstraße) ... heißen. Ist offenbar ein Fehler im Wiki.