Jetzt sind wir schon ziemlich weit weg vom Thread Thema "Bessere S-Bahn von Penzing nach Meidling".
Dennoch finde ich die "etwas entfernteren" Beiträge interessant und auch wichtig für das Gesamtkonzept S80.
Ich möchte aber für die hauptbetroffene Strecke nochmals festhalten:
Niemand verwehrt sich im Bezirk gegen den 15 Minuten-Takt, ganz im Gegenteil, war schon immer eine Forderung der Bezirksvertretung. Wogegen aber die Bezirksvertretung und die Bevölkerung heftig protestiert ist die daraus folgende Umsetzung seitens ÖBB (und auch der Stadt).
Hauptkritikpunkte sind Hochlage, der Standort der Station Hietzinger Hauptstraße, die Schließung der Querungsmöglichkeiten bei der Veitinger- und Jagdschlossgasse, das Unterführungsbauwerk Waldvogel/Versorgungsheimstraße mit der Anbindung an die Lainzer Straße, die Lösung Querung Speisinger Straße und die Haltestellensituation auf der Stranzenbergbrücke.
Ich möchte auf die genannten Punkte sachlich eingehen.
Die Hochlage zwischen Hietzinger Kai und Beckgasse bringt erfreulicherweise den Wegfall zweier Bahnübergänge (Auhofstraße und Hietzinger Hauptstraße). Der Querung Auhofstraße ist für die nahegelegenen Schulen vorteilhaft, für einen Durchzugsverkehr (MIV) bringt die neue Situation nicht viel, weil ja längstens bei der St.-Veit-Gasse Richtung Kai abgebogen werden muss. Nach einiger Diskussion wurde auch eine Troglösung seitens ÖBB-Infra zugesagt, was eine (optische) Durchlässigkeit ermöglicht. Nachdem beide Seiten der Strecke zwischen Auhofstraße und Hietzinger Hauptstraße u.a. auch durch den Kleingartenverein der ÖBB genutzt wird, müsste noch eine Durchwegung verhandelt werden. Leittragende der Hochlage sind insbesondere die Bewohnerinnen und Bewohner Auhofstraße#Hummelgasse, wo die Schienen sehr nahe dem Haus sind. Die Hochstation Hietzinger Hauptstraße wird genau dort gebaut, wo links und rechts Wohnhäuser stehen. Eine Verlegung der Station etwas nach Süden würde die Situation deutlich verbessern, ohne die Anschlüsse Straßenbahn und Bus zu verschlechtern. Hier geht es rein um Bestemm der ÖBB, praktisch in die "Häuserschlucht" eine Station zu stellen. Wer hat gerne vor den Zimmerfenstern eine Station und dazu den Stations"lärm" (Ansagen, Türen)? Das geht sicher besser, wenn man will.
Ab der Beckgasse erreicht die Bahn ihr heutiges Planum. Höhe Schrutkagasse/Titlgasse haben frühere Generalverkehrspläne eine Querung der Verbindungsbahn vorgesehen - die heute Straßenführung deutet ja deutlich darauf hin. Eine Querung wurde auch immer wieder diskustiert - und zumindest für den Bereich MIV abgelehnt . Eine Querung für Fußgängerinnen und Fußgänger und Zweiradfahrzeuge scheint aber konsensfähig, leider aber seitens der ÖBB als nicht machbar abgelehnt.
Die Straßenquerungen Veitinger- und Jagdschlossgasse werden seitens den ÖBB ziemlich technokratisch abgehandelt. Straßenquerung absperren, zwei Liftschächte bzw. steile Treppenschächte mit Schienen für Kinderwagen und Räder als Lösung angeboten. Eine Situation, die für insbesondere weibliche Personen in dunklen Tageszeiten bedrohlich erscheint. Beide Querungen sind in Schulnähe - eine Herausforderung zu den "Hauptverkehrszeiten". Bei Ausfall einzelner Liftanlagen machen eine Querung für mobilitätseingeschränkte Personen unmöglich. Die "H-Lösung" ist weder sicher noch praktisch. Der seitens des Bezirks vorgebrachte Lösungsvorschlag, eine 2,1m hohe gerade Tunnel-Querung (wie bei der Himmelbauer- bzw. Wattmanngasse schon zu Bauzeiten der Verbindungsbahn angelegt) werden seitens der Stadt fadenscheinig abgelehnt. Das wäre bei etwas mehr Goodwill eine einfache und sichere, energie- und kostensparende Lösung!
Die Unterführungslösung Waldvogel-/Versorgungsheimstraße/Anton-Langer-Gasse ist ein klassischer Beton-Zweck-Bau ohne jegliche Sensibilität. Übrigens sind es nicht die hier auch apostrophierten "Querulanten" und "G'stopften aus Hietzing", sondern Bewohnerinnen und Bewohner der Siedlung Lockerwiese und der Wohnhausanlage Elisabeth-Barbara-Parma-Hof, beides Wiener Wohnen, die hier ihre Bedenken äußern. Das vom Büro Rosinak vorgelegte Zählungsprotokoll der Verkehrsströme zeigt Fehler auf, eine dann eingeführte Hauptverkehrsader mündet an der schmalsten Stelle in die Lainzer Straße ein.
Übrigens enden alle die großen, dann gebündelten Querungen für den MIV in Hietzing in Schienenstraßen: Hietzinger Hauptstraße und Versorgungsheimstraße/Lainzer Straße. Sinnvoll?
Dass die Querung im Bereich Speisinger Straße nur mit Lift oder Stiegen machbar ist, zeugt davon, dass ein "technisches" Unternehmen wie die ÖBB halt auch "technische" Lösungen finden. Auch hier bedeutet ein Liftausfall für mobilitätseingeschränkte Personen große Probleme.
Zu guter Letzt sei auch noch die Lösung Stranzenbergbrücke erwähnt. Die Einrichtung einer Station ist positiv zu sehen, die Lösung Umstieg von Bus zur Bahn jedoch nicht. Auch hier die einfachste, gerade noch machbare Lösung geplant - ohne auf die Randbedingungen zu achten.
Insgesamt war bei allen öffentlichen Gesprächen mit ÖBB-Infra ein Abblocken, eine "Mir san mir"-Mentalität zu spüren. Und das, was von ÖBB Infra planerisch vorgelegt wurde, wurde von der Stadt (leider) einfach abgenickt.
Es könnte weitaus besser gehen (und es muss nicht unbedingt eine Tunnellösung sein - obwohl: Wie ist das mit dem abgesoffenen Tunnel im Tullnerfeld? wir bauen auch aufwändige (notwendige) Tunnels für Wildquerungen). Es muss weitaus besser gehen, weil die Lösung die nächsten 100 Jahre halten soll. Da zahlt es sich auch aus, intensiv nachzudenken. Ein oder zwei Jahre mehr aber dann eine ordentliche Lösung - und nicht einfach durchpeitschen!
Ich lade gerne - wenn gewünscht und Interesse besteht - Ende Februar/Anfang März zu einem samstag-nachmittäglichen Spaziergang entlang der Verbindungsbahn ein, um die "haarigen" Stellen selbst in Augenschein zu nehmen. Eine Einladung an den Bürgermeister und an die seinerzeitige Verkehrsplanerin für einen Augenschein war allerdings nicht wichtig genug. Man soll sich dann über die politische Entwicklung in unserem Land nicht mehr wundern.