Wieder einmal ein kurzer Besuch in Budapest. Ankunft ist abends, aus dem Zug aussteigen heißt's schon in Kelenföld, liegt mein Hotel doch in Nordbuda. Gegen 20:30 ist es schon ziemlich dunkel, die Sommersonnenwende liegt schon zwei Monate zurück, und dazu noch so weit am Ostende der MESZ… Es muss ein heißer Tag gewesen sein; genauso unerbittlich heiß, wie die folgenden Tage wurden. Ein Dreitagespass ist schnell gezogen. Einmal die M4 bis zum Szent Gellért tér mit seiner sehenswerten Architektur benützen statt der Tramdirektverbindung.
Am Szent Gellért tér herrscht dichter Trambetrieb; als dritte Garnitur kommt ein 41er; eine Garnitur, die das Bemufer über die Neubaustrecke entlang fährt, wo ich hin muss. Eine Tatragarnitur. Die Fenster sind weit geöffnet, innen ist gelassene Stimmung, Einheimische durchmischt mit Touristen. Um diese Zeit in den Ferien gibt's ein Sitzplatzerl, und
drrrrrrr!!!, zentrales Schließen, los geht's. Mit voller Wucht heult die Tatragarnitur los, starker Luftzug bringt willkommene Frischluft, und wir brausen das Donauufer nordwärts. Hier fuhr ich vor gut 30 Jahren zum ersten Mal mit einer Straßenbahn außerhalb Österreichs – es war eine UV-Garnitur –, ausgestattet mit einem Napijegy zum Tagankreuzen. Hier war ich alle paar Jahre einmal, Ab- und Aufschwung der Villamos vor Ort spürend. Hier brauste ich vor 10 Jahren mit Ganz-Garnituren zur damaligen Endstation am Batthyány tér – schwer krank und dennoch beeindruckt. Hier durfte ich heuer schon einmal den Lückenschluss des Budaer Netzes in all seinem Nutzen – reell wie symbolhaft – bestaunen.
Und hier rauschen, brausen, heulen, gleiten wir nun von Haltestelle zu Haltestelle, angesagt in einer der wohlklingendsten Sprachen der Welt. Die Unterführung am Clark Ádám tér ist immer noch so eng, immer noch so beeindruckend wie damals™ – nur die Garnituren sind nun andere.
Mit einem Lächeln steig' ich am Bem József tér aus, der neuesten Haltestelle im Budapester Straßenbahnnetz; Symbol für allerlei Wandel in Budapest, und vieles davon zum Guten. Ich bin wieder da, als wäre es ein zweites Zuhause, nach den Jahrzehnten regelmäßiger Besuche. Für andere mag derlei nur eine Straßenbahnfahrt sein. Aber dahinter stecken immer auch Erinnerungen, Assoziationen, Bilder im Kopf. Und das hat einem bis dahin nicht so berauschenden Tag eine ganz neue, ganz feine Facette verliehen.
Bilder folgen später