Ich gebe euch in euren Überlegungen grundsätzlich Recht, nur sehe ich mit den DERZEITIGEN Fahrgastzahlen ABSOLUT KEINE NOTWENDIGKEIT irgendetwas am Nachtverkehrsnetz zu ändern.
Die alten Nachtbuslinien N1-N8 und N11 hatten auch kaum entsprechende Fahrgastzahlen, die die Umstellung und Erweiterung 1995 rechtfertigen hätten können. Ich kann auch sagen: Ich sehe mit den derzeitigen Fahrgastzahlen absolut keine Notwendigkeit, eine U-Bahn in die Seestadt zu führen.
Die Umstellung des Nachtbusnetzes 1995 hat jedenfalls das Nachtleben in Wien erst möglich gemacht. Vorher war ja nach Mitternacht tote Hose, abgesehen von einigen wenigen Nachtklubs und Discos (U4, Nachtwerk, und im Bermudadreieck war ein bisschen was los).
Die neuen Nachtbuslinien haben beispielsweise den Erfolg der Gürtelmeile (Chelsea, B72, Carina, Concerto) und anderer isolierter Hotspots (Flex, Fluc) erst ermöglicht.
Auch die Nacht-U-Bahn ist durchaus ein Erfolg. Ich habe damals dagegen gestimmt und war dazu wirklich sehr kritisch, aber immer wenn ich in der Nacht-U-Bahn unterwegs bin, ist diese sehr gut ausgelastet. Sitzplätze sind im Zentralbereich schwer zu kriegen und auf der U6 ist es teilweise voll wie untertags.
Eine Umstellung des Nachtnetzes auf (wichtige) Tageslinien im 24-Stunden-Betrieb im 15-Minuten-Intervall würde wahrscheinlich einen weiteren Fahrgastzuwachs bringen.
Die Vorteile eines 24-Stunden-Betriebes wären, abgesehen von den betrieblichen Einsparungen:
- belebtere Stadt, dadurch steigt das Sicherheitsgefühl, die Kriminalitätsrate sinkt (Auto-Einbrüche usw. brauchen den Schutz der Dunkelheit und menschenleere Gassen, aber auch Belästigungen, Vandalismus und betrunkene Raufereien können rückläufig werden, da mehr Leute auf der Straße eine größere soziale Kontrolle ausüben und auch schneller Hilfe leisten oder herbeiholen können)
- mehr Wertschöpfung im Bereich Gastronomie und Unterhaltung
- Attraktivität für Touristen, Positionierung von Wien auch als Party-Metropole (analog zu Berlin) und nicht nur als verstaubte Sisi-Mozart-Gruft.
- noch weniger Anreiz, betrunken mit dem Auto zu fahren (speziell, wenn man auch Nacht-S-Bahnen und -Busse ins Umland anbietet).
Nachteile natürlich:
- belebtere Stadt, dadurch ev. mehr Lärmbeästigung für Anrainer
- Taxis werden sich nicht freuen