Es hat sich halt nichts geändert, niemand schafft es intern, den laufenden Unternehmens-Burnout der WL zu beenden. Da ist diese "Haltestelle der Zukunft" ein perfektes Beispiel für. Keiner der Verantwortlichen wehrt sich gegen die chronische Unterfinanzierung der betrieblich relevanten Aufgaben (zB Instandhaltung, Fahrgastinformation); niemand wehrt sich gegen die hundsmiserable Qualität beim Gleisbau; niemand kann die Mitarbeiter durch seine Führungskraft langfristig motivieren; niemand will WL-eigene Schwachsinnigkeiten wie die Rolldienstzulage umwandeln; niemand will zugunsten des Gesamtunternehmens zurücktreten, sondern die Eitelkeiten der Abteilungskaiser und -könige fleißig weiter pflegen und hegen; niemand will sich mittels strategischer Planung vom Diktat der Politik lösen und keiner der Verantwortlichen schafft es, die einzelnen geschützten Werkstätten in einen schlagkräftigen, innovativen und zeitgemäßen Verkehrsbetrieb zu verwandeln.
Ob es je besser wird? Für jeden (halbwegs) Oberen, der geht, kommen ein strammer Genosse plus zwei Jung-WU-ler in Amt und Würden!

Fraglich ist dabei, wie nachhaltig im Sinne des Unternehmens eine derartige Einstellungspolitik ist? Einem Techniker kann man eher Finanz- und JUS-Dinge schulen, als dass man einem Juristen oder BWL-Absolventen technische Zusammenhänge klar und verständlich machen kann - dagegen ist es ein Kinderspiel, einen Pudding an die Wand zu nageln.
Weil hier immer wieder die E-Paper-Displays angeführt wurden, die die WL derzeit als Papier-Aushang-Ersatz (durchaus sinnvoll) und als DFI-Ersatz (technologisch höchst fragwürdig, eher off-label-use) im Einsatz haben.
Man sollte sich dazu einmal die Relationen vergegenwärtigen: Ein E-Paper-Display hält ca. 100.000 Schaltvorgänge aus, da kann sich jeder ausrechnen, wie lange das bei einer minütlichen Aktualisierung im Dauerbetrieb halten wird. Die LCD-Matrix-Anzeiger der 2. Generation der Wiener Linien sind objektiv ein sehr guter Invest, weil sie in puncto Lesbarkeit (Betrachtungswinkel), Kontrast, Stromverbrauch und Haltbarkeit fast unschlagbar sind. Vollgrafik-Anzeiger auf TFT-Basis halten maximal fünf Jahre, bedürfen einer Klimatisierung und verheizen dadurch enorme Mengen Strom. Bei der Lesbarkeit muss man tlw. Abstriche machen, wobei es hier stark vom Layout abhängt.
Ein Blatt A3-Papier kostet etwa 0,05 EUR, beim geschätzten Preis von ca. 5.000 EUR für ein E-Paper-Display (nur der Anzeiger) habe ich die Kosten für 10 wien-weite Fahrplanwechsel an allen Haltestellen im Stadtgebiet wieder rein. Auch wenn es modern oder gar innovativ sein mag, Holz ist ein problemlos nachwachsender Rohstoff aus Österreich. Die Bauteile für die E-Paper-Technik kommen von irgendwo her - ist das nachhaltig? Wer weiß, was alles an Schadstoffen bei der Herstellung und der zwangsläufig notwendigen Entsorgung dieser Teile entsteht. Rechtfertigt das wirklich die Abkehr vom Papier-Aushang? Ich stelle nicht in Abrede, dass man vielleicht mal das Layout des Aushang ins 21. Jahrhundert holen könnte, aber ein adäquater Ersatz ist eine schwarz-weiß Darstellung auf E-Paper-Basis aus meiner Sicht nicht.
Wäre es nicht nachhaltiger, wenn die WL eine Kampagne mit Baumpflanzungen vornähmen, um den eigenen Papierverbrauch zu kompensieren? Freilich, das ist nicht smart, innovativ, cloudbasiert und vernetzt, aber es würde mehr Nutzen haben...